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Studiengebühren: Boykott in HH abgebrochen. Dennoch Zuversicht

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Gerade überweisen Eure Anwälte 2.888.000 Euro Studiengebühren, die auf Eurem Treuhandkonto zusammen gekommen sind, an die Uni Hamburg weiter. Seid Ihr jetzt enttäuscht? Im Gegenteil: Viele tausend Menschen haben zeigen können, dass sie gegen Studiengebühren sind. An der Hochschule für bildende Künste wurde mit 291 Beteiligungen die Mindestteilnehmerzahl für den Boykott erreicht – ob sie ihn ohne die anderen Hamburger Hochschulen durchführen, wird heute Mittag entschieden. Das ist ein großer Erfolg, auch wenn der Boykott für dieses Semester an der Uni Hamburg gescheitert ist. Zeigt das Scheitern eines Boykotts denn nicht, dass die Mehrheit der Studierenden gar nicht so unzufrieden mit den Studiengebühren ist? Nein, daran kann man zunächst nur das große Informationsdefizit und vielleicht auch manche Vorurteile gegenüber den Boykotts sehen. Wir wollen den Glauben an die angebliche Alternativlosigkeit der Gebühren aufbrechen, das dauert halt. Deutschlandweit laufen Boykottversuche seit nicht mal einem Jahr, und die Bekanntheit dieser Idee und das Vertrauen in sie muss noch wachsen. Die Studenten brauchen Zeit, um sich davon zu überzeugen, dass die Boykott-Aktionen fundiert, sicher und legal sind. Im nächsten Semester werden sich noch mehr trauen mitzumachen, weil sie gesehen haben, dass kein Student aufgrund seiner Teilnahme an einem Boykott exmatrikuliert wurde.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Fredrik Dehnerdt. (Foto: privat) Ihr macht also weiter? Natürlich. Wir machen weiter. Jetzt erst Recht! Geht das denn so einfach neben dem Studium? Klar schlaucht die Arbeit. Dass hochschulpolitische Aktionen unglaublich viel Zeit fressen, ist die klassische Schwierigkeit daran. Hier in Hamburg sind wir in der Schlussphase des Boykotts durch alle Seminare gezogen, um die Idee und den Stichtag publik zu machen. Das war dann schon schwierig, immer jemanden zu finden, der sich die nötige Zeit nimmt, und jetzt sind alle Organisatoren ganz schön durch. Aber dass es sehr anstrengend sein kann, so etwas auf die Beine zu stellen, ist ja nur ein Aspekt an solchem Engagement. Andererseits kann man dabei viel lernen über menschliches Zusammenleben, über die Politik und wie sie funktioniert. Die Hochschule nicht nur als Ausbildungsbetrieb zu betrachten sondern als sozialen Bezugspunkt sowie Ort der Politisierung, ist für viele Studierende eine neue Erfahrung, die sie hoffentlich zur Weiterarbeit an der unsozialen Bildungspolitik anregen wird. In München wird der Boykott am kommenden Freitag wahrscheinlich weit erfolgloser dastehen als bei Euch. Was sagst Du dazu? Erstmal: Ein fettes Lob an die Organisatoren. Die Gründe, aus denen eine einzelne Aktion nicht auf Anhieb Erfolg hat, kann man meistens gar nicht herausfinden, das hat oft ganz irrwitzige Ursachen. Auch wenn Hamburg und Hessen momentan als Hochburgen des Protests gelten, heißt das nicht, dass die Menschen dort grundsätzlich anders drauf wären. Am vergangenen Mittwoch war ich auf der bayernweiten Demonstration gegen Bildungsabbau in Augsburg und habe mich gefreut zu sehen, dass auch hier die vermeintlich „linke“ Idee des Boykotts Zuspruch bis ins bürgerliche Lager hat. Das Publikum dort war ganz gemischt, und als sogar Landtagsabgeordnete Reden für den Boykott gehalten haben, hat das Vielen gezeigt: Wenn sogar die sagen, dass das gut ist, kann ich ja ruhig mitmachen.

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