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Überall Drüsen! Das neue Deichkind Porky im Interview

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Porky, wie geht‘s Dir bei Deichkind? Gut. Ich kenn die Jungs ja schon ewig, bin mit denen schon zur Schule gegangen. Wir haben immer schon zusammen Musik gemacht. Bei „Aufstand im Schlaraffenland“ war ich auch dabei, das weiß nur keiner. Ich häng mein ganzes Leben schon mit denen rum. Ich würde es sehr missen, wenn diese Freunde, die ich da gefunden hab, plötzlich weg wären.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Wie hast Du als Freund der Band die Geschichte von Deichkind erlebt? Faszinierend war das. Obwohl ich als Kreativer früher nicht in diesem Organismus involviert war, hatte ich immer eine große emotionale Beziehung zu Deichkind. Dadurch, dass das immer meine Freunde waren, habe ich auch immer mitgefiebert, mich mitgefreut und mitgetrauert. Als die zum Beispiel damals beim Bundesvision Song Contest den vorletzten Platz gemacht haben, fand ich das total scheiße. Da habt Ihr Euch ernsthaft drüber aufgeregt? Naja, Wettbewerbe haben wir eben schon ein paarmal gemacht, auch diesen Jägermeister-Kram und eigentlich wollen wir das auch gar nicht mehr, das ist irgendwie anstrengend. Und wenn wir’s machen, nervt es. Schöne Überleitung zum Albumtitel. Ich schweife etwas ab, Entschuldigung. Wir lieben unseren Job. Aber das sind eben so Dinge, wo Arbeit auch mal nervt, wo man nicht aus Eigeninitiative hingeht, das macht irgendwie keinen Spaß. Sich mit anderen Bands messen: macht auch keinen Spaß. Schließlich ist das hier ja Musik und kein Sport. Wobei Wettbewerbe doch ein wichtiges Erbe des HipHop sind. Aber damit wollt Ihr ja nichts mehr zu tun haben. Das war ein Korsett, das wir abgelegt haben. Es ist ja nicht so, dass wir nicht mehr rappen und ich hör auch privat sehr gerne HipHop, aber... Geklingel Porky: Oh, mein Handy. Das Bo is hier! (hebt ab) Bo, sag mal was, ich mach grad 'n Interview. Bo:Na dann viele Grüße aus Hamburg City! Porky: Alles klar Dicker, ich ruf Dich später an. (legt auf) So. Bo hat das letzte halbe Jahr bei mir gewohnt, wir sind alte Freunde, er ist einer meiner besten Freunde. Er nervt mich nicht. Deshalb lief das mit dem Zusammenwohnen auch ganz gut. Wie groß ist Deine Toleranz ansonsten? Och, ich brauch eigentlich nur meine Ruhe. Hörma‘, ich hab einen guten Job bei Deichkind, ich wohne im WG-Zimmer auf zehn Quadratmetern, da ist mein kompletter Besitz drin. Und solange ich da die Tür zumachen kann, sollen die anderen machen, was sie wollen. Deichkind - Arbeit nervt

Abgesehen von Arbeit nervt momentan also kaum was? Es gibt Sachen, die mich nerven, aber das sind eher emotionale Dinge. Ich genieß mein Leben gerade und bin sehr dankbar, dass wir so ‘n tollen Sommer hatten. Du hast eben vom „Organismus Deichkind“ gesprochen. Wodurch zeichnet sich der aus? Durch die Reibung, die da drin is. Es ist immer schon so gewesen, dass Deichkind aus ganz verschiedenen Leuten besteht, jeder versucht den anderen zu entertainen. Man mag sich unheimlich gerne, trotzdem sind wir sehr verschieden. Und sind deshalb wohl auch fasziniert von den Leuten, mit denen man innerhalb der Band zu tun hat. Wie passt Ferris da rein? Sehr gut. Wir sind ja alle aus Hamburg und kennen uns alle schon ewig. Hamburg-St. Pauli da gibt’s die Schanze, das is ungefähr so groß wie Ulm oder so. Da trifft man sich natürlich immer wieder. Grade in der Musikszene. Und bei Ferris war’s so, dass wir keinen Bock hatten, mit unseren Charakteren auch noch Buddys Lücke zu füllen, weil wir selbst mit ihnen auf der Bühne beschäftigt sind. Und dann haben wir uns eben ganz klassisch auf einen Kaffee mit Ferris getroffen und ihn einfach gefragt. Weil wir auch wussten, was er für ein lieber Kerl ist und weil er eben auch die Erfahrung hat. Wir brauchten einfach jemanden, der es drauf hat, wenn er vor 30.000 Leuten steht. Ist das Deichkind eigentlich männlich oder weiblich? Metro. Überall Drüsen, sehr hart aber herzlich. Aber wir sind ja jetzt auch schon älter, gibt ja auch Frauen, gibt ja auch schon kleine Deichkinder, die rumlaufen. Was kannst Du angesichts dieser wohlgeordneten Verhältnisse noch mit dem Begriff Hedonismus anfangen, der im Zusammenhang mit Deichkind regelmäßig strapaziert wird? Das ist dann wohl der politische Moment bei Deichkind, aber eher unterbewusst. Für das Thema sind wir einfach zu anständig. Man darf natürlich nicht vergessen, dass Deichkind auch immer eine Satire-bezogene Band war. Womit wir auch schon bei „Dicker Bauch“ wären, Eurer Ode ans Übergewicht. Wär’s für Dich ein Problem, wenn Deine Frau dick wäre? Da is glaub ich eher die Frage, ob die mit meiner Wanne irgendwann nicht mehr zurechtkommt. Ich find die ja eigentlich schön, so wie sie ist. Und deshalb mach ich mir eigentlich eher Sorgen, dass sie meine Wanne irgendwann nicht mehr so sexy findet. Wie ist deine Wanne denn entstanden? Bagels ess ich sehr gerne. Und Bier trink ich natürlich auch sehr gerne. Bagels und Bier. BB. Worauf könntest Du sonst noch keinesfalls verzichten? Auf Rockmusik. Momentan mag ich die Kings of Leon sehr gerne. Aber sonst auch Small Faces und Sixties-Kram.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

„Arbeit nervt!“ erscheint am 17. Oktober.

Text: uli-karg - Fotos: Nikolaus Brade

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