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"Verbotene Liebe hat mittlerweile fast Spielfilmqualität!"

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jetzt.de: Romina, bevor deine Rolle in „Verbotene Liebe“ größer wurde, warst du lange Zeit das hübsche Mädchen hinter der Bar. Musstest du beim Casting auch nur gut aussehen – oder wurde auch auf schauspielerisches Talent geachtet?
Romina: Auf schauspielerisches Talent wurde natürlich geachtet. Es war zwar keine schauspielerische Ausbildung erforderlich, aber ich hatte schon Erfahrungen auf der Bühne, zum Beispiel mit Tanztheater. Das Casting verlief dann sehr gut, immerhin habe ich mich gegen hunderte von Bewerberinnen durchgesetzt.

„Verbotene Liebe“ handelt vor allem vom Leben attraktiver und erfolgreicher junger Menschen. Hat dich diese saubere Welt gereizt? Wolltest du irgendwie dazugehören? Das ist ja der Traum vieler Mädchen, die „Verbotene Liebe“ ansehen.
Ich habe „Verbotene Liebe“ vorher nie gesehen, eigentlich habe ich mir gar keine Serien angeguckt. Mittlerweile hat sich das geändert, und ich gucke „Verbotene Liebe“ und auch, was die Konkurrenz in anderen Serien so macht. Jetzt weiß ich, warum die Zuschauer an Serien so leicht kleben bleiben.  

Warum denn?
Der Spannungsbogen ist wirklich immer so aufgebaut, dass die letzten zwei Minuten am spannendsten sind. Danach willst du wissen, was am nächsten Tag passiert. Es ist aber auch so gemacht, dass wenn man mal ein paar Folgen verpasst, man danach wieder problemlos einsteigen kann, weil einiges wiederholt wird. Ich kann es auch verstehen, wenn Leute, die den ganzen Tag arbeiten, sich zu Hause erst mal auf die Couch legen und von einer Serie berieseln lassen. Du siehst dann diese schöne Welt, schläfst dabei aber nicht ein, weil es wie in „Verbotene Liebe“ immer auch genug Drama gibt.

Wenn du in den „Verbotene Liebe“-Drehbüchern liest, denkst du dann manchmal, dass die Geschichten zu weit weg vom wahren Leben sind?
Bei meiner Geschichte denke ich das nicht. Es passiert eben jedem alles bei „Verbotene Liebe“, drei Leuten passiert so viel wie im wahren Leben dreißig. Aber ich finde, wenn man sich die Nachmittagssendungen auf anderen Sendern ansieht, die auch das wahre Leben zeigen sollen, ist „Verbotene Liebe“ doch sehr nah dran.  

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Romina

Hat sich dein Bild vom Soap-Star-Dasein in den drei Jahren bei „Verbotene Liebe“ verändert? Hast du dir den Job möglicherweise leichter vorgestellt, als er ist?
Es ist ein total kreativer, aber auch ein harter Job. Die Casting-Szenen wurden ja schon extra lang und schwierig gemacht, damit man ungefähr wusste, was da auf einen zukommt. Es gibt anstrengende Wochen, in denen wir jeden Tag von morgens bis abends drehen. Da stehe ich dann um fünf Uhr morgens auf, weil ich um sechs schon in der Maske sein muss, und erst um 19 Uhr sind alle Drehs beendet. Dafür gibt es aber auch Tage, an denen wir erst um zehn Uhr anfangen.  

Was das Schauspielerische angeht, scheint es einigen Darstellern leichter zu fallen als anderen. Du wirkst in deiner Rolle recht locker, aber wenn man sich einige deiner Kollegen ansieht, fragt man sich doch, ob sie ausschließlich wegen ihres guten Aussehens an den Job gekommen sind. Wie bewertest du das schauspielerische Niveau bei „Verbotene Liebe“?
Wir haben sehr viele routinierte Schauspieler, die schon lange drehen oder auf der Bühne stehen. Aber auch Quereinsteiger spielen mit, manche Kollegen kommen aus der Modelbranche und haben keine schauspielerische Ausbildung. Als Model muss man aber auch Gefühle ausdrücken können, wenn auch nicht sprechen. Das ist dann eine große Umstellung. Aber wir haben ja zwei Coaches am Set, die uns während der Szenen und auch mit Privatunterricht zur Verfügung stehen. Generell finde ich, dass das schauspielerische Niveau bei „Verbotene Liebe“ sehr hoch ist. In den letzten zehn Jahren hat es sich in vielen Serien erheblich verbessert, auch weil es unter den Darstellern immer weniger Quereinsteiger und immer mehr ausgebildete Schauspieler gibt. Ich finde, „Verbotene Liebe“ hat mittlerweile fast Spielfilmqualität.   

Für diejenigen, die sie noch nicht kennen – kannst du Miriam Pesch, die du in „Verbotene Liebe“ spielst, kurz beschreiben?
Miriam ist keine Adelige, muss sich ihr Geld immer selbst verdienen und arbeitet bei Oliver Sabel im No Limits. Man sagt auch, sie sei die gute Seele des No Limits. Sie ist aber nicht immer nur nett und freundlich. Wenn ihr was nicht passt, dann  sagt sie das auch. Bei „Verbotene Liebe“ werden Probleme ja nicht zu Hause, sondern meistens in der Kneipe oder im Restaurant besprochen. Miriam bekommt also viel von den anderen mit und gibt immer ihren Senf dazu. Für viele ist sie auch eine Anlaufstelle. Auch für Rebecca von Lahnstein (gespielt von Jasmin Lord; Anm.d.Verf.), mit der sie im Moment zusammen ist. Was die beiden zunächst verbunden hat, ist dass sie beide immer nur Pech mit Männern hatten. Dann haben sie sich mal außerhalb der Kneipe getroffen, und es hat sich mehr aus ihrer Freundschaft entwickelt.  

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Rebecca mit Miriam

Was Miriams aktuelle Beziehung zu Rebecca betrifft: Der „FHM“ hast du mal in einem Interview auf die Frage, wen du gerne mal nackt sehen würdest, geantwortet: „Auf jeden Fall eine Frau.“ Wenn du Erotik beim gleichen Geschlecht suchst, kommt dir das derzeitige Drehbuch wohl gerade recht …
Ich suche nicht generell die Erotik beim gleichen Geschlecht. Optisch schon, weil ich Frauenkörper einfach ästhetischer finde. Aber das hat nichts mit meinen sexuellen Lüsten zu tun, ich bin dann doch hetero. Bei „Verbotene Liebe“ gibt es ja auch ein schwules Ehepaar, und es gab auch schon mal ein lesbisches Pärchen. Damals waren die Frauen allerdings Mitte 30, da ging es dann eher um Themen wie Adoption, Leihväter und wer nun die Mutter des Kindes wird. Ich glaube, die Beziehung von Miriam und Rebecca ist entstanden, weil die Rebecca-Darstellerin Jasmin Lord mal aus Spaß gesagt hat: „Warum wird Rebecca nicht auch mal lesbisch? Sie ist in der Serie ja auch die beste Freundin des schwulen Pärchens.“ Ich verstehe mich mit Jasmin auch privat sehr gut, und als wir dann irgendwann die Drehbücher in der Hand hatten, haben wir uns echt kaputt gelacht.   

Kürzlich hast du in einem TV-Interview gesagt, dass Frauen einfach wüssten, wie sie sich anfassen müssen. Kann man dieses Wissen auch in einer Soap-Liebeszene anwenden?
Ich meinte das so, dass wenn man eine Liebesszene mit einem Mann hat, es immer auch eine Rolle spielt, ob man gerade privat in einer Beziehung steckt, ob er eine Beziehung hat, ob man ihn vielleicht sogar heimlich attraktiv oder aber total unattraktiv findet. All das bedeutet immer so eine Hürde. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich bei einer Liebeszene mit einem Mann ein bisschen mehr nachdenke als bei einer Liebeszene mit einer Frau. Bei den Drehs mit Jasmin waren die Berührungen sehr gefühlvoll. Uns fiel das alles leichter, weil wir privat so gut miteinander befreundet sind. Es war fast, als wäre ich der Mann und würde eine Frau anfassen.  

Sind euch diese Szenen später auch mal ein bisschen peinlich? Oder macht ihr euch danach nur gegenseitig Komplimente für eure weichen Lippen?
Wir sind danach beide eher laut und lustig und sagen tatsächlich nach jedem Kuss so was wie ‚aaah, deine Lippen sind wieder so weich!’ Das ist dann ernstgemeinter Spaß. Insgesamt ist das aber genauso peinlich oder unpeinlich wie mit einem Mann.  

Aber wenn ihr euch gerade für eine Szene geküsst habt und da vielleicht noch ein bisschen mehr lief, sitzt ihr dann wirklich ganz ohne roten Kopf zusammen in der Kantine beim Mittagessen?
Es ist ja nur eine Rolle. Ich bin Jasmin nachher noch nie als Miriam Pesch begegnet. Das können wir gut trennen.  

Hast Du eigentlich Mitentscheidungsrechte, was gespielt wird? Oder kommen die Autoren zu euch und sagen: So, morgen knutscht ihr Mädels mal ein bisschen rum, um die Quote zu steigern?
Wir sind am Ende wirklich nur die Schauspieler. Aber wir können natürlich Wünsche äußern, genauso wie die Fans, wenn sie eine coole Geschichte haben. Es kann schon mal passieren, dass man sich dann zusammen setzt, und etwas eingebaut wird. Aber es ist ja auch so, dass eine Geschichte geschrieben wird, und wir sie erst sechs Monate später spielen. Die Drehbücher bekommen wir immer zwei Wochen vorher.  

Du hast ja bereits als Bikini-Model posiert. Bekommst du seit den Mädchen-Mädchen-Szenen noch mehr Angebote für Fotoshootings?
Das Playboy-Angebot steht. Die fragen ab und zu mal an, aber das möchte ich nicht machen. Solche Anfragen habe ich auch schon vorher bekommen. Was aber wirklich erstaunlich ist, ist dass uns jetzt Fans aus der ganzen Welt schreiben. Ein paar Leute hatten die Szenen zusammen geschnitten und auf YouTube gezeigt. Thailand, Peru, Chile, USA, Kanada, Südafrika – wir bekommen von überall her Post. Wir bekommen auch Danksagungen für unseren Mut von Leuten, die im gleichen Alter und in der gleichen Situation sind wie Miriam und Rebecca, und die nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen. Wir vermitteln ja auch durch Rebeccas adeligen Vater, dass es darauf ankommt, wen man liebt, und nicht, ob derjenige ein Mann oder eine Frau ist.  

Meinst du, dass die Drehbuchautoren die Serien-Fans ermutigen wollen? Die haben doch solche Szenen eher geschrieben, damit beim nächsten Mal mehr Leute zugucken.
Es ist ja nicht so ganz neu, dass sich Frauen im Fernsehen küssen. Und das passt auch zur Gesellschaft, in der das kein Tabu-Thema ist. Ob Mann-Frau, Mann-Mann oder Frau-Frau – das ist ja eigentlich total egal, weil man den Menschen liebt. Ich finde es gut, dass die ARD dahinter steht und solche Szenen geschrieben werden. Dabei geht es nicht darum, dass mehr männliche Zuschauer dazukommen, sondern dass Sexualität gezeigt wird, wie sie wirklich ist. So verstehen dass auch die Menschen, die eher Berührungsängste damit haben. Ganz blöd gesagt: Es kann ja jeden treffen.  

Dein Job bei „Verbotene Liebe“ scheint gesichert. Die Serie an sich auch? Oder habt ihr Angst, dass es ein ähnliches Ende wie bei „Marienhof“ geben könnte? Was „Marienhof“ angeht, finde ich es schade für die Kollegen, dass sie alle ihren Job verlieren. Ich kenne ja viele von ihnen schon sehr lange. Und es sind ja auch nicht nur die etwa 30 Schauspieler, die es trifft, sondern auch das Team dahinter. Wir bekommen jetzt die Chance, mit „Verbotene Liebe“ das Doppelte an Sendezeit zu füllen, weil wir den Sendeplatz von „Marienhof“ mit dazu bekommen. Ab Mitte des Jahres laufen wir dann 45 Minuten statt 25. Man sieht, dass die ARD an „Verbotene Liebe“ glaubt und viel Hoffnung und Vertrauen in die Serie steckt. Die Zuschauer sind insgesamt viel wählerischer geworden: Vor sieben Jahren waren Talkshows total in, dann waren es die Richter-Sendungen, und jetzt ist es Scripted Reality. Aber wer weiß, was in zehn Jahren ist. Vielleicht macht dann jeder sein eigenes Fernsehen.

Text: erik-brandt-hoege - Foto: ARD/Glitsch

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