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"Wer blind ist, hört auf unsere Musik" – die große Indie-Hoffnung Super700

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Vollkommen zurecht, denn die sieben Berliner haben auf ihrem Debütalbum „Super700“ und vor allem live eine Menge zu bieten: Unverschämt eingängige Popmelodien, elektronische Vertracktheit, unverstellte Gitarrenriffs, eine gute Portion jazziger Zurückgelehntheit und: drei singende Schwestern, die mit ihren Stimmen und einer Menge Charme noch locker alle aufgedrehten Retro-Rocker in den Schatten stellen. Michael, schon auf eurer ersten EP „When Hare and Fox had Fun“ prangte ein Aufkleber mit dem Spruch: „The upcoming german Indie-phenomenon“. Größenwahn oder Selbstironie? Michael: Das sind für uns die ersten Schritte auf dem Weg zur Weltherrschaft! (lacht). Nein, im Ernst: Wenn wegen so eines Aufklebers jemand zu unserer Musik kommt, ist das doch super. Und mit dieser Indie-mäßigen Anti-Kommerz-Attitude kann ich sowieso nichts anfangen. Für uns alle ist klar, das wir von Musik leben wollen.

Ihr werdet mit Portishead, Radiohead oder den Cardigans verglichen. Findet ihr euch darin wieder? Michael: Radiohead ist eine meiner Lieblingsbands, das geht also in Ordnung. Von den Cardigans habe ich aber noch nie ein ganzes Album gehört, bei denen können wir also nicht geklaut haben. Ibadet: Wer das Bedürfnis hat, uns irgendwie einzuordnen, meinetwegen. Ob wir jetzt als Indie, Pop, oder was auch immer bezeichnet werden, ist uns eigentlich ziemlich egal. Michael: Nur, wenn man sich nirgendwo ganz zugehörig fühlt, kann man seinen Weg finden. Man sollte sich nicht von irgendwelchen Gruppen vereinnahmen lassen, sondern offen bleiben. Und sich selbst reglementieren. Ich komme eigentlich aus dem Jazz, und für mich ist es eine tolle Herausforderung, im klassischen Dreiminuten-dreißig-Pop-Format zu arbeiten. Solche Beschränkungen können produktiv sein. Wer sich ewig alle Möglichkeiten offen halten will, der kommt nicht weiter. Super 700 fallen schon dadurch auf, dass sie nicht einfach Dinge zusammenmixen, die schon unsere Eltern gut fanden. Am Revival-Hype, ob 60er, 70er oder 80er, beteiligen sie sich nicht. Das, schon klar, ist noch lange keine Qualität für sich, Scooter waren ja schließlich auch irgendwie neu. Es ist aber doch ein angenehmer Unterschied zum selbstverliebten Trara aus der Zitaten-Hölle der Retro-Bands. Dafür, dass ihr erst seit drei Jahren zusammenspielt, seid Ihr in eurem Stil schon sehr eigenständig. Woher nehmt ihr diese Souveränität? Michael: Ich habe während meines Studiums eine Menge Musikstile kennen gelernt und mich ausprobiert, das hilft schon. Aber es geht glaube ich eher um ein breites Musikverständnis: Mich interessieren nicht so sehr einzelne Genres als vielmehr Musikerpersönlichkeiten und Gruppen, die über lange Zeit ihr Ding machen. Radiohead, Duke Ellington, das sind Persönlichkeiten, die seit Jahren ihren Weg gehen, ohne dabei auf Genregrenzen zu achten. Diese musikalische Tiefe erreicht man natürlich nicht, wenn man nur alte Stile kopiert. Ilirjana: Ich versuche dem zu folgen, was mein Herz begeistert. Dann wird alles gut. Wer Super700 live erlebt, staunt über die lässige Professionalität der Band. Kein Ton wird verfehlt, kein falscher Akkord gegriffen – das hier sind keine Neulinge mehr. Sängerin Ibadet hat drei Jahre lang in Amsterdam Gesang studiert, und Songschreiber Michael ist studierter Jazzbassist. Ibadet, du singst von deiner Liebe zum Regen, von Gefühlen, die Männer und Frauen niemals teilen können, und am Anfang von „Nachbarin“ heißt es: „It is a neverending game, an ever lasting scrap“. Das klingt ja alles schon ziemlich melancholisch. Ibadet: Echt? Meine Texte sind natürlich was sehr persönliches, aber ich finde sie eigentlich nicht besonders melancholisch. Für andere mag es diese Grundstimmung geben, für mich decken die Texte alle Facetten meiner Emotionen ab. In Berichten über euch ist oft nur von den „drei wunderhübschen Albanerinnen“ oder den „charismatischen Sängerinnen“ die Rede. Stört euch diese Reduzierung aufs Äußere? Ilirjana: Tja, am Anfang dachte ich ja auch noch, die Leute fänden uns wegen der Musik gut, aber mittlerweile habe ich gemerkt: Hey, das liegt ja echt nur daran, das wir so verdammt cool aussehen! (lacht) Michael: Wer taub ist, sieht sich eben die Mädels an. Und wer blind ist, der hört auf unsere Musik.

Album: Super700 – Super 700 (Motor) Reinhören auf: super700.de Fotos: motormusic

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