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Es gibt keine einheitlichen südafrikanischen Musikcharts. Wie wird der kommerzielle Erfolg einer Band gemessen? Kahn: Die Radiocharts richten sich hauptsächlich danach, was in Amerika und England funktioniert. Nur 25 Prozent der im Radio gespielten Musik stammt von südafrikanischen Acts. Und wie viele Platten dann in den verschiedenen Plattenläden verkauft werden, zeigt jeder Verkäufer in seinen eigenen Verkaufscharts an. Paul: Würde es einheitliche Charts geben, stünden in denen wohl mehr südafrikanische Künstler oben. Die werden meist nur von den lokalen Radiosendern gespielt, die hauptsächlich Gospel und Arfikaans-Musik bringen.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

In Südafrika verkauft ihr mehr Platten als jede andere Band – sogar mehr als Coldplay. In Europa dagegen hattet ihr trotz zahlreicher Auftritte kaum kommerziellen Erfolg. Was muss passieren, damit sich das ändert? Kahn: Das wissen wir auch nicht so genau. Für Musik gibt es ja keine Gebrauchsanweisung, die den Weg zum Superstar-Dasein in zehn Schritten erklären könnte. Auch in Südafrika mussten wir uns unsere Position über die Jahre erst mal erkämpfen. Als wir das letzte Album herausbrachten, haben wir lediglich davon geträumt, hauptberuflich Musiker zu sein. Wir hatten alle noch andere Jobs. Das fühlte sich so an, als wären wir tagsüber Clark Kent – und abends auf der Bühne Superman. Neil: Es ist ein langsamer Prozess. Aber auch im UK gab es immer zehn Leute, die einen Auftritt toll fanden und zum nächsten fünf ihrer Freunde mitbrachten. Kahn: Auf unserer letzten Tour in England haben wir im Vorprogramm von Starsailor gespielt und im Durchschnitt 150 Alben am Abend verkauft. Paul: Und viele von denen, die bei den Konzerten mit Starsailor waren, haben auch schon Tickets für die kommenden Shows im Oktober gekauft. Warum funktioniert eure Musik so gut in Südafrika? Paul: Verglichen mit Europa ist Südafrika sehr klein. Es ist dadurch viel leichter, an die Spitze zu kommen. Wenn wir nach Europa kommen, stehen wir im Wettbewerb mit unheimlich vielen berühmten Bands. Glenn: Im UK gibt es zudem ständig neue Trends. Eine Zeitlang waren Bands wie die Arctic Monkeys total angesagt, dann war es Singer/Songwriter-Musik. Jedes Mal, wenn wir dorthin komen, gibt es etwas Neues. Kahn: Und wir wollen keine von diesen Trend-Bands sein. Wir wollen keine Musik machen, um damit irgendeiner Szene zu folgen. Würdet ihr manche eurer in Südafrika gewonnenen Musikpreise für mehr kommerziellen Erfolg in Europa hergeben? Neil: Ja, auf jeden Fall. Awards werden eine Woche nach der Verleihung sowieso wieder von allen vergessen. Glenn: Wenn man einen Award dafür hergeben würde, hieße das ja nicht gleichzeitig, dass man seine Fans aufgibt. Das würden wir niemals riskieren. Versucht ihr, eure Songs so massentauglich wie möglich zu schreiben? Kahn:Wir wollen, dass unsere Musik zugänglich für so viele Menschen wie möglich ist. Dafür gehen wir allerdings keine Kompromisse ein und schreiben „Frog Song“s. Glenn: Auf jedem Album sind ein oder zwei Songs, von denen wir wissen, dass sie keine Hits werden. Aber wir mögen sie, und deswegen kommen sie auch mit drauf. Anderswo ein Superhit: "I'm Only Human"

Wenn ihr nach Europa kommt, fühlt ihr euch als Repräsentanten Südafrikas? Kahn: Wir tun nicht so, als kämen wir aus London, New York oder sonst wo her. Wir sind schon stolz, Südafrikaner zu sein. Glenn: Viele glauben, Südafrika wäre immer noch primitiv und kriminell. Dabei sieht die Realität ganz anders aus, als das Bild, dass viele von Südafrika haben. Bei uns ist es nicht schlechter als anderswo. Kahn:Vielen geht es gut, die meisten Familien haben ein Haus, zwei Autos und generell einen hohen Lebensstandard. Sicher haben wir einige Probleme, die leugnen wir auch nicht. Besonders Armut und ungleiche Bildungsmöglichkeiten gehören dazu. Aber das wird definitiv besser. Ihr lebt in einer gespaltenen Gesellschaft, die Lücke zwischen Arm und Reich ist riesig. Dass eure Songs davon handeln, kann man nur erahnen, da die Lyrics indirekt gehalten sind und großen Interpretationsspielraum bieten. Ist denn der Titel eures aktuellen Albums „A World Next Door To Yours“ auf Südafrika zu beziehen? Kahn: Es sind zwei Songs auf dem Album, die für unser Land relevant sein könnten: „Sun Comes Up“ und „Pointing Fingers“. Letzterer hat viele politische Untertöne. Und ja, auch der Albumtitel hat mit Südafrika zu tun. Er soll die Aussicht auf eine positive Zukunft darstellen. In Südafrika leben extrem reiche und extrem arme Menschen Seite an Seite. Es gibt so viele Sprachen, gleich nebenan ist eine ganz andere Welt zu finden. Würdet ihr sagen, dass ihr heute eher auf der bright side Südafrikas lebt? Kahn: Wir leben in der Mitte. Glenn: Wir sind weder superreich, noch superarm. Wir haben allerdings einen tollen Job. Kahn: Und durch diesen können wir uns unseren Lebensstil erlauben. Uns geht es gut. Eure Songs wurden schon für Filme und Werbespots benutzt. Haben euch Organisatoren der nächstes Jahr in Südafrika stattfindenden Fußballweltmeisterschaft schon gefragt, ob ihr einen offiziellen Song dafür schreiben möchtet? Immerhin seid ihr die populärste Band des Landes. Kahn: Nein. Ich glaube auch nicht, dass man uns noch fragen wird. Glenn: Wir klingen einfach nicht traditionell südafrikanisch genug. Neil: Es gibt ein paar wirklich tolle Bands, die dafür in Frage kämen. Gang of Instrumentals zum Beispiel. Wenn die einen Song machen würden, wäre das gut fürs Land und für die Touristen, die zu Besuch sein werden.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

„A World Next Door To Yours“ erscheint am 26.Juni auf Eastzone/Soulfood.

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