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Dem Osten so nah: Autoren reisen nach Jerusalem

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Wenzel Stählin (22) studiert Altorientalistik in Leipzig. Der Sohn eines Liedermachers spricht Englisch. Auslandserfahrung sammelte er in Groß Britannien. Wenzel war noch nie in Israel und Palästina, möchte aber Gespräche über Themen führen, die ihm unter den Nägeln brennen. Arad ist die "lethargische Community in der Ostnegev", schreibt der Lonely Planet. "In the desert, the jewish people will be tested", sagte einst Ben Gurion, und so machte man sich in den 60ern daran, seinen Traum von der Besiedelung des kargen Südens Israels in die Tat umzusetzen. Heute hat die Stadt den prozentual höchsten Anteil an Akademikern, wer hier bleibt, muss sich mit sich beschäftigen können. Gegründet 1962, liegt das Städtchen zwischen gelb-braunen Hügeln, inmitten der steinigen Negevwüste, unweit vom Toten Meer, doch nicht nah genug, um von seinen Touristen zu profitieren - die wenigen Hotels der Stadt sind meist leer. Man achtete beim Bau auf kurze Wege, viel Schatten und Schutz vor dem Wind. Die Häuser der Stadt sind meist mehrstöckig, gelblich-grob verputzt, mit Treppen außen und Innenhöfen. Die Hälfte der Einwohner sind Russen, einer von ihnen ist Künstler, und hat, beauftragt von der Stadt, Kunst im öffentlichen Raum geschaffen. Sowjetrealistische Bilder von blühenden Landschaften, verteilt in der Stadt verleihen dem Ort den etwas rostigen Charme einer sibirischen Bergbausiedlungen, gemischt vielleicht mit der trockenen, stehenden Luft einer Hauptstrasse in einem verschlafenen Wüstendorf in Nevada, um 12 Uhr Mittags. Eine Heimat für jüdische Studenten aus aller Welt Eine neue Generation von potentiellen Einwanderern lebt seit vier Monaten in Arad - jüdische Studenten aus der ganzen Welt, die hier ein Programm der "World Association of Jewish Students"- kurz WUJS- absolvieren: Fünf Monate bekommen sie Unterricht in Hebräisch, jüdischer Geschichte, Politik und Gesellschaftskunde. Daneben lernen und arbeiten sie in verschiedenen Schwerpunkten, etwa einem künstlerischen Zweig, oder einem zu Frieden und sozialer Gerechtigkeit oder sie ergänzen ihren Aufenthalt durch Praktika. Wenn es ihnen in Israel gefällt, können sie bleiben. Das Programm zielt darauf ab, jungen Juden die "Allija", die Einbürgerung, zu erleichtern. Wir treffen einige der Studenten in der Schule der WUJS, in einem Raum im Keller neben der Kantine, in der gerade eine Gruppe äthiopischer Studenten zu Mittag isst.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Die Herkunft der Studenten ist bunt: USA, Kanada, England, Ungarn, Holland. Gemein haben sie ihren Glauben. Glauben? So stark sie sich in ihre Religiosität unterscheiden, so eindeutig fühlen sie doch ihre Identität als Juden. Da gibt es die Studentin aus Holland, die aus einem unreligiösen Elternhaus kommt und ihre Nähe zum Glauben selbst entdeckte, die Amerikanerin, die sich dem Judentum zwar verbunden fühlt, sich aber als "not very religious" bezeichnet oder den kanadischen Studenten, der nationalreligiöse Tendenzen äußert und an ein "greater Israel" glaubt. Was sie eint? Angst, Ausgrenzung und Bedrohung Alle sind sich darin einig, in ihrem Heimatland nicht wie alle anderen leben zu können. Fühlen sich ausgegrenzt oder sogar bedroht. Aus diesen Erfahrungen haben alle das Eigene entdeckt, die eigene, jüdische Identität. Und das Leben in Israel? "Something strange happened in the plane to Israel: In Canada I'm a jew, here I'm a Canadian", sagt Justin aus Kanada. Niemand fühlt Assimilierung in die Gesellschaft der Israelis, noch nicht. Es sei hier sogar schwieriger, Jude zu sein. In Amerika zum Beispiel sei das klarer. Große Unterschiede würden hier gemacht zwischen jüdisch und jüdisch, zwischen Säkularität und Religiosität. Auch der zwei- bis dreijähriger Militärdienst, der von vielen als der große integrative Faktor verstanden wird, ist den Studenten bisher erspart geblieben. Wenn sie den israelischen Pass annehmen, blüht ihnen noch die angeblich alle gleichmachende Kameradschaft an der Waffe, zumindest ein Teil davon, abhängig von ihrem Alter.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Als neue Einwanderer fühlen sie von der aktuellen Politik allerdings kaum beeinflusst. Ob es eine Art Idealismus gibt dieses Land als mündiger Bürger mitlenken zu können gibt und mit ihm das Schicksal der Juden aus aller Welt? Nein, das sei kein Grund- Aber ja, man würde sich als Israeli wohl engagieren, zum Beispiel in integrativen Projekten, etwa zur arabisch-israelischen Freundschaft. "Viele spüren einen tiefen inneren Zwiespalt zwischen der Überzeugung, dass Israel das Land der Juden ist und jener, dass jeder frei leben soll", erklärt Deb, die Amerikanerin, in Bezug auf den Konflikt mit den Palästinensern. Zu später Stunde im Pub Wir treffen uns abends im einem der wenigen Pubs der Stadt, dessen Wände über und über mit Fußballschals behängt sind. Wir sitzen an einem langen Tisch mit den Studenten und trinken israelisches Goldstar-Bier. Die Runde lichtet sich mit zunehmender Stunde und am Ende sitzen wir mit Deb und einer Freundin am fünften Glas. Deb hat lockige, braune Haare und spricht in einer Lautstärke, die ihrer Körperfülle angemessen die Aufmerksamkeit ihrer Zuhörer uneingeschränkt beansprucht. Sie hat den künstlerischen Zweig gewählt und erzählt von ihrem Projekt: Wie sie in vier Monaten die Brüste ihrer Mitstudentinnen in Latex abgegossen hat- mittlerweile besitzt sie eine enorme Sammlung aus Latexbrüsten zukünftiger Israelinnen. Sie weiß noch nicht, was sie damit machen will, aber das Material ist da. Unter vollem Körpereinsatz berichtet sie von ihrem künstlerischen Ansatz, der weiblichen Brust als Lebensspender, erotischer Körperform und was es heißt, Brüste zu haben oder auch nicht. Sie wird in einem Monat nach Hause gehen, reich an Eindrücken und mit etwas seltsamen Gepäck. Und will wiederkommen. Als amerikanische Jüdin mit persönlichem Bezug zu diesem Land, nicht als Einwanderin.


Markus Andreas Born (28) ist nach Abschluss seines Philosophiestudiums unter anderem als freier Journalist (Telepolis/Solinger Tageblatt) und an der Universität Wuppertal tätig. Er beschäftigt sich insbesondere mit deutscher Literatur und hat sein Studium mit zwei Semestern Islamistik, Orientalistik und Archäologie begonnen. Er spricht Französisch, Englisch und Italienisch. Auslandserfahrung sammelte er während eines Jahres in Paris und längerer Aufenthalte in Nizza, Italien und Kroatien. Im Bereich von Literatur und Philosophie beschäftigt ihn insbesondere die Frage von Wahrheit, Geschichte und Sprache. Markus war noch nie in Israel und Palästina, beabsichtigt dies aber schon seit längerer Zeit.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Bethlehem. Erwartungen, enttäuschte. Auf die eine und auch andere Arten. Der Versuch, sich mit Bildern zu erinnern. Eines zeigt eine Familie. Neutralhintergrund Kinderzimmerwand, die Tochter wählte fliederfarben. Unvermittelt tauchen auf: Erzählungen, Witze. Beliebtestes Ziel von Samers Spott: Die Bewohner des nahegelegenen Hebron. Aber auch: Eigenes, Erlebtes, das sich bizarr an die Grenze zum Humor schmiegt. Er trat mit einigen Freunden aus dem Haus. Zum Spass sein Ruf in die Dunkelheit: "I have seen you, Shlomo, you can come out!" Und die israelischen Soldaten traten, einer nach dem anderen aus dem Gebüsch, in dem sie sich versteckt hielten. Fragten ihn, wie er sie sehen konnte. Schlomo – ein üblicher Name bei den anderen. Fiktion? Fakten? Solches Fragen stellten sich bald ein, da jeder hier in Geschichten verstrickt ist, die mit denen von der anderen Seite der Wand zu tun haben. Die Beschreibung einer Geschäftsstrasse: Warum weist er auf das Hotel hin, auf die Häuser in dem Straßenzug, in dem es steht? "Remember it, I will show you some photos." Immer wieder werden wir von Samer und anderen Bewohnern Bethlehems hören, was wie zerstört wurde und von wem. Letzteres eine überflüssige Information. Die Anderen, die Israelis.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Ein weiteres Bild. Ali, vielleicht zwanzigjährig. Er ruft uns Vorübergehenden vom Dach des Hauses in einem Flüchtlingslager zu, dass wir hinaufkommen sollen, wenn wir bessere Bilder von der Mauer machen wollten. Nach kurzem Zögern steigen wir die Stufen eines Treppenhauses hinauf, das halb im Freien liegt, halb notdürftig von Tüchern und Brettern umrahmt wird. Ein Mädchen steht im Eingang einer Tür. Weint, wie für ein Photo bestellt. Ich gehe an ihr vorbei, ohne den Auslöser zu drücken. Auf dem Dach finden sich nach unserer Ankunft immer mehr Bewohner des Hauses ein, die Kinder schüchtern, die Jugendlichen wollen fotografiert werden und fotografieren und die Älteren winken gelassen ab, wenn wir die Rohre auf sie richten. Aber sie wollen die Bilder sehen, die wir uns von ihnen machen und auch die Kinder stimmen in den Ruf "Look, Look" ein. Wir lehnen die Einladung auf einen Tee ab, Ali begleitet uns auf unserem weiteren Gang durch die Gassen zwischen den Häusern. Dauerhafte Provisorien. Viele Bewohner wollen nicht wegziehen oder den Boden erwerben, auf dem ihre teilweise gut ausgestatteten Häuser stehen. Politikum. In einem Flüchtlingslager wohnen, heißt, nicht den Glauben aufgegeben haben, irgendwann wieder nach Hause zurückkehren zu können.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

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Haifa. Wieder ein Bild, eine andere Familie. "What do you think about Israel?" – Die Frage in jedem Gespräch. Was denke ich von Israel? Ich sage etwas, rede über Landschaften, das Wetter, die unterschiedlichen Menschen, die ich bisher in diesem Land getroffen habe. Weiche der Frage aus, da ich sie nicht mehr beantworten kann. Von dem Augenblick an, als ich den Checkpoint auf dem Weg von Bethlehem nach Jerusalem durchschritten habe. Zwei Erzählungen, die einander ähneln. Nur dass die Anderen hier nicht mehr die Anderen sind. Hier ein Einschlag, hier ein Anschlag, an dieser Stelle ein Bus und Menschen starben. Natürlich baut man dann einen Zaun. Wie soll man sich denn sonst schützen? Tel Aviv. Ein weiteres Bild, etwas später. Wieder eine Familie als Gastgeber. Der Freund der Tochter, die ihren Dienst bei der Armee frühzeitig beenden wird. Er berichtet freudestrahlend mit kindlichem Lächeln von seinen "soldiers, whom I like very much". Wie er die Neulinge Liegestütze machen lässt, um ihnen zu zeigen, dass die Schulzeit wirklich vorbei ist. "What do you think about Israel?" frage ich mich und verweigere mir Die Antwort, weil ich nicht weiß, was ich von diesem Land halten kann.


Simone Sofia Stirner (22) studiert allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft, Spanisch und Neuhebräisch in München. . Sie spricht Englisch wie Französisch und besitzt Grundkenntnisse in Neuhebräisch und Spanisch. Sie war noch nie in Israel und Palästina, die Region übt aber eine ungeheure Anziehungskraft auf sie aus.

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Illustration: Julia Schubert

Rechtzeitig vor Shabbat kommen wir in Tel Aviv an, mit dem letzten Zug der Nahariya verlässt. Dann wird sogar die Stadt, die nie schläft, ein wenig ruhiger, die Läden schließen, die Strassen werden still und nur vereinzelt kreuzen Menschen. Dem Regen, der uns die Tage davor im Galil begleitet hat, konnten wir nicht ganz entfliehen, auch hier hängen über dem Meer graue zerrissene Wolken. Für einige Zeit müssen wir nun nicht mehr reden, nicht zuhören, nicht urteilen. Am Anfang der Reise hatte ich das Gefühl, nicht nur jeden Tag Neues zu lernen, sondern auch immer mehr zu verstehen. Dann wurden die Gespräche und die Geschichten der Leute, denen wir begegneten, immer mehr, die verschiedenen Meinungen, alles verschwamm langsam, verlor alle Konturen. Nach der Rückkehr aus Palästina, aus dem Westjordanland, aus den besetzten Gebieten - wie immer man es auch nennen mag, wie immer man sich positionieren will - nach der Rückkehr von "der anderen Seite" bleibt ein Gefühl der Beklemmung und der Ratlosigkeit. Ein Land, randvoll mit Geschichten Jeder scheint hier auf diesem winzigen Stück Land unzählige Geschichten mit sich zu tragen, die ihm das Recht geben, für die eigene Seite zu sprechen und zu kämpfen. Je mehr man zuhört, desto mehr spinnen sich von beiden Seiten einer wachsenden Mauer aus Beton, Stacheldraht und Angst, Fäden von Wünschen und Forderungen und keiner trifft den anderen, alle laufen übereinender und aneinander vorbei, alles verdichtet sich und ich verliere den Durchblick.

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Nach dem Westjordanland war Ma'alot, eine kleine ordentliche Stadt im Norden Isarels unsere nächste Station. Kreisverkehre mit bunten Blumen. Reihenhäuser, ein Einkaufszentrum, es hätte Deutschland sein können, wären da nicht die Palmen in den Vorgärten und die dunklen Brandschneisen in den Wäldern des Galil. Schwarze Male der Erinnerung an die Katjuschas, die letzten Sommer fielen. In der Schule, in der unser Gastgeber unterrichtet, verbrachten wir einen Vormittag im Lehrerzimmer, umgeben von Schülern aller möglichen Klassen, wir kamen nicht einmal dazu, uns zu fragen, ob sie nicht eigentlich Unterricht hatten, warum sie mit uns reden wollten, warum sie mit gebannten Blick über dem großen Tisch hingen und uns gespannt anblickten. Wir sassen einmal mehr da und hörten zu, stellten Fragen, wunderten uns. Eine Traube von Jugendlichen, die uns alle ihre Geschichten und Meinungen entgegentrugen, von Tagen in Schutzräumen, von Flucht in den Süden des Landes waährend des Libanonkrieges, von Vorfahren die sie nie kennen lernten, die dutzendweise ermordet wurden, von der Auswanderung aus Russland, von dem bevorstehenden Armeedienst, von den Ängsten vor einer arabischen Mehrheit im Land und über vieles mehr und jedem Einzelnen schien jedes Wort wichtig.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

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Als wir erwähnten, dass wir in Ramallah und Nablus gewesen waren, drängten alle noch näher. Sie hätten nicht erwartungsvoller blicken können, hätten wir von einer Begegnung mit weißen Tigern gesprochen. Wir haben noch nie einen Palästinenser wirklich gesehen, meint Karina und ob wir ein Treffen möglich machen können. Ein grosses Fragezeichen. Auf der Zugfahrt nach Tel Aviv dachte ich nach über all das Gehörte und schüttelte es irgendwann ab. Der Platz, auf dem Rabin ermordet wurde Hier in Tel Aviv kommt mir dann Rafi wieder in den Kopf, einer der Schüler aus Ma'alot. An allen Straßenecken steht hier in blauem Graffiti unter einem Davidstern, was er hinter seine angesprochenen Ängste wie einen Anker setzte: am Israel chai. The jewish people is alive, so übersetzt es mir Yotam, Filmstudent aus Tel Aviv, der uns, ohne weiteres über uns zu wissen, bei sich aufnimmt.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Am Samstag scheint dann wieder die Sonne, dieses blendende, weiße Licht hier in Tel Aviv, das Meer glitzert, bunte Kitesurfer durchbrechen das Blau. Wir fahren über Umwege in Yotams Wohnung. In Tel Aviv umgibt mich das erste Mal wieder ein gewisses Gefühl von Normalität. Yotam erzählt von seinem Studium, von Tel Aviv, redet von Filmen, dann biegen wir bei der City Hall ein und er lehnt den linken Arm aus dem Fenster, deutet auf einen schattigen Platz, wo Blumenkränze auf grauem Beton liegen. Seht ihr das? fragt Yotam, ohne selber hinzublicken. Hier wurde Rabin ermordet. Und während wir weiterfahren, hören wir eine Geschichte mehr, dass Yotam mit auf der Demo war, für Oslo, in der Jugend der Arbeitspartei und nur wenige Meter davon entfernt stand, als der Schuss fiel. Dann halten wir am Strand und setzen uns ans Meer. Die Sonne ist warm, nur der Wind ist so schnell kalt. Auf der Landkarte ist Israel so klein, dass der Name hierher ins Mittelmeer geschrieben werden muss. Da fragt man sich, wo all die Geschichten Platz finden.


Florentine Dame schreibt: Hinter der verhangenen Glastür im stickigen Internetcafe am Busbahnhof von Tiberias, wo das hektische Tippen anderer Reisender aus allen engen Kabinen dringt, ist die Ruhe und, auch als nicht frommer Mensch möchte man fast sagen, Spiritualität des kleinen Franziskaner-Klosters in Tabgha, Kapernaum am See Genezareth, wo wir die letzten Tage verbrachten, fast vergessen. Die biblischen Ortsnamen rufen in Erinnerung, dass dies nicht nur heiliges Land (und Zankapfel) für Muslime und Christen ist, sondern, dass auch das Christentum hier seine Wurzeln hat - das Christentum, dessen Prinzipien von Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft sich für uns bei unserem Besuch fast wie Klischees erfüllten, als wir müde von Mauern, Großstadtgewirr und politisch aufgeladenen Gesprächen in Tabgha aufschlugen. Ein günstiges Hostel war uns verheißen worden. Was wir zunächst fanden, waren anzügliche Einladungen für kostenlose Unterkunft bei unverheirateten Männern und Betten in überteuerten Pilgerhäusern. Und wir fanden Pater Amar, einen sanftmütigen jordanischen Christen, der den üblichen Preis für die kleine Kemenate in "Peters Primacy" auf ein für uns bezahlbares Niveau senkte (und später noch nicht einmal eine kleine Spende anstatt der üblichen 25 Dollar annehmen wollte).

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Endlich ein Mann, der uns westliche Frauen nicht mit dreisten Absichten, denen wir in den letzten Wochen so oft begegneten, sondern mit echter Herzenswärme begegnete - wenngleich schnell klar wurde, dass auch dieses Angebot nicht ganz uneigennützig war: Wie erfreut muss er über Gäste gewesen sein, die Leben und Geschichten in die sonst so stille Abtei brachten, die er sonst nur mit einem weiteren, sehr schweigsamen Abtbruder und dem herzlichen, aber dümmlichen Hausmeister Nicola teilt - sieht man mal von den Busladungen internationaler Pilger ab, die hier täglich durchgeschleust werden. Pater Amar, der Tag ein Tag aus in schlurfender Erhabenheit braune Kutte tragend durch den Klostergarten wandelt, freute sich so über unsere Ankunft, dass er uns mit frischem Obst und Gemüse, mit grosser Gütigkeit und Gastfreundschaft überschüttete - ohne auch nur einmal nach unserer Konfession oder unserem Glauben zu fragen. Wenngleich wir in diesen zwei Tagen den Gesprächen der Tragik allen Konflikts, dem Nachgrübeln um Land und Glauben entfliehen wollten, zeigte sich schnell, dass auch hinter Klostermauern der Konflikt, das "wir" und "ihr", das Leiden unter dem Fanatismus der anderen sehr wohl eine Rolle spielt. "Die israelische Regierung wollte eine Strasse bauen. Hier wo wir stehen." sagt Pater Amar und deutet auf die heiligen Steine und Stätten die uns umgeben. Auf die afrikanischen Pilger, die in gläubiger Trance ihre Hände mit dem heiligen Wasser, über das Jesus einst gelaufen, wo er mit seinen Jüngern gespeist und wo er das Brot vermehrt haben soll. Nur eine außerordentliche Sitzung der Vertreter aller christlichen Glaubensrichtungen, die am See ihre Heiligtümer pflegen, hätte diese offensichtliche Provokation verhindern können, sagt Pater Amar.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Er berichtet auch von seiner Zeit in Bethlehem während der zweiten Intifada, berichtet von Diskriminierungen der Bewohner durch junge, halbstarke Soldaten. Er berichtet auch von einer Gruppe ultraorthodoxer Juden, die eines Tages im Kloster auftauchte. Eine von ihnen habe beim Besuch der kleinen Kirche aus schwarzem Basalt auf die heiligen Steine gepinkelt. Er erzählt, seinen Hausmeister davor gewarnt zu haben, weibliche Tramperinnen mitzunehmen. "Wenn sie Jüdin ist, läuft man immer Gefahr, dass sie ihn beschuldigt, ihr etwas angetan zu haben. Niemand glaubt dann einem arabischen Hausmeister. Zuviel ist schon passiert." Er redet oft von "den Juden", korrigiert sich dann und sagt: "fanatische Juden". Was wahr ist und was nicht von dem, was Amar sagt, weiß ich nicht. Es fällt sehr schwer, ihm nicht zu glauben. Und es fällt noch schwerer, sich vorzustellen, jedes Wort von dem was er sagt, sei wahr und sich in diesem Land, mit all seinen so herzlichen Menschen, die uns Tür und Tor geöffnet haben, wohl zu fühlen. +++ Elisabeth Weydt (23) studiert im sechsten Semester Germanistik, Politik und vergleichende Religionswissenschaft. Sie arbeitet studienbegleitend als freie Redakteurin für die Lokalzeitungen Main Echo und Münstersche Zeitung und hat eine redaktionelle Ausbildung beim Offenen Kanal TV Münster durchlaufen. Die Hobby-Photographin konnte ihre Bilder in der Ausstellung 'Von Tapas und Tagine - eine interkulturelle Spurensuche zwischen Islam und Christentum' zeigen. Letzten Sommer leitete sie die Vorproduktion zu einem studentischen Filmprojekt. Seit zwei Jahren ist sie in der ESG mit der Organisation von kulturellen und politischen Veranstaltungen betraut.

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Illustration: Julia Schubert

Ayman macht Faxen an der Mauer. Neben seinem ein anderes Schwarz-Weißfoto von einem faxenmachenden Israeli. "Face to Face" heißt das Projekt, aber Samer weiß auch nicht so recht, was das ganze genau für eine Intention hat. Die Mauer nicht so ernst nehmen? Unwahrscheinlich. Ayman und er arbeiten in der Alternative Tourism Group in Bethlehem und zeigen denen, die es sehen wollen, wovor andere die Augen verschließen. Verabschiede mich von Samer und gehe die Mauer entlang zum Checkpoint. Die Geschichten der letzten Tage und Samer im Rücken, der schon seit Jahren nicht mehr auf die andere Seite durfte. Der israelische Bausstil dient nicht gerade als Bildkulisse zu den gehörten Dramen. Hier könnte man sich fast genauso gut Menschen mit weißen Lippen und roten Plastikschuhen auf den nächsten Skilift wartend vorstellen. Eiserne Drehkreuze und ... gut, die elektrischen Schleusen wie am Flughafen werden sicher noch nicht in Geisel-Gasteig eingeführt worden sein und auch die blökende Lautsprecherstimme würde sicher eher die Happy-Hour in der Skihütte durchgeben als dazu auffordern die linke Hand in einen Apparat zur Kontrolle der Fingerabdrücke zu legen. Ich muss nicht. Hab nen deutschen Pass. Stehe nicht unter Generalverdacht. Im Bus nach Tel Aviv sucht ein sympathischer Herr das Gespräch. Ich will nicht mehr reden. Gebe mich demonstrativ apathisch und autistisch. Mit jedem Kilometer muss ich mich für diese Demonstration falscher Tatsachen weniger anstrengen. Bin erschlagen von den letzten Tagen im Westjordanland. Von den überraschend rationalen und pragmatischen Aktivisten, Künstlern, Journalisten. Hatte ich tatsächlich nur Fanatiker oder zumindest vorurteilsbeladene Möchtegern-Märtyrer erwartet? Merke, wie ich emotionaler, empörter und blinder, schwarz-weißer auf die Situation, die Geschichten, die Fakten reagiere als die meisten unserer Gesprächspartner. Zur Abwechslung: Faxen machen und Bier trinken In Tel Aviv, wo ich Anil und Phillip besuche, frage ich mich, wie die Menschen hier in der Sonne sitzen während ihre Regierung mit den besetzten Palästinensern umgeht, als wären sie alle eine einzige Zeitbombe und hätten somit weniger Rechte. Darf man Menschen, Gebiete überhaupt besetzen? Die Frage nach der Notwendigkeit habe ich noch nicht stellen können. Dann in Tel Aviv, auf israelischem Boden, sind die Autoren, die Gesprächspartner, ist das Leben unpolitischer. Bohre nicht wirklich nach. Bin dankbar für völligen Nonsens und Blödsinn beim Bier, wie die Diskussion der Affenschwanzlänge in Relation zum Verzehr von Bananen. Antworte auf Fragen eines angehenden Regisseurs, der sich für die letzte Bastion im Kampf gegen alle Klischees und Stereotypen dieser Welt sieht, selbst aber irgendwann erschrocken feststellt: "Now I'm being a cliche". Er fragt, wenn wir die Gelegenheit hätten, ein Volk auf dieser Welt auszurotten, für welches wir uns entscheiden würden. Ich sage: Die Engländer, weil so weit getroffen: furchtbar prollig, unhöflich und betrunken. Nehme dies aber wieder zurück. Von der Insel kam viel zu gute Musik. Mir fällt keine bessere Antwort ein.

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Illustration: Julia Schubert

Florian Grosser (26) ist seit dem Abschluss seines Politik-, Philosophie- und Geschichtsstudiums Promotionsstudent in München. Er wurde von verschiedenen Stiftungen und Institutionen gefördert und hat für die Münchener Abendzeitung und das Jugendmagazin Clash (Redaktionsleitung) gearbeitet. Er spricht Englisch sowie Französisch und besitzt im Hebräischen wie Portugiesischem Basiskenntnisse. Auslandserfahrung sammelte er in Brasilien, Kanada, während eines Semesters in Marseille und eines Praktikums am Goethe-Institut in Tel Aviv. Florian war schon in Israel und Palästina, hat aber noch lange nicht alles verstanden. Verloren steht der Pfau am Gartenzaun. Zwischen lange umgekippten Stühlen und nur noch vom Wind bewegten Wippen beginnt er, ziellos umherzustolpern. Ignoriert die überdimensionierte, dreist Artverwandtschaft suggerierende Plastikente. Hebt den Blick von Zeit zu Zeit, um ihn über das tief unter ihm liegende Jordantal schweifen zu lassen, vorbei am blassblau abgedeckten Planschbecken, hindurch durch die zahllosen Zäune, die sich im warmen Strahlen des Spätnachmittags gegen den Horizont abheben. Um schließlich rasch wieder hinabzublicken auf die eigenen Füße, die doch irgendwo im hohen Gras verborgen sein müssen.

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Illustration: Julia Schubert

Gemeinsam mit zwei struppigen Welpen, einem alten und einem jungen Herrn betreibt der traurige Pfau ein Gartenrestaurant hoch über den Dächern von Taybeh, einer weißgetünchten Ortschaft im südlichen Westjordanland. Auf verschlungenen und wegen des unnatürlich hohen Aufkommens an Betonblöcken und Schranken in dieser Erdregion vielfach nach Umwegen verlangenden Pfaden hat Natasha, eine junge Friedensaktivistin und Architektin aus Ramallah, unsere kleine und hungrige Reisegruppe hierher geführt. Um herauszufinden, ob die Küche denn auf und Sättigendes zu bieten habe, bedarf es bei deren offensichtlichen Chefs einiger Momente kopfkratzender Überlegung. Jaja, selbstverständlich sei geöffnet, versichert der Alte endlich und bittet in den ausladenden Speisesaal, während sein Kollege draußen den Wagen startet, um im Ort erst einmal Fleisch, Brot und Gemüse zu besorgen. Bei aus dem Kühlschrank befreitem Bier aus lokaler Produktion erfahren wir, dass Amman und Jerusalem irgendwann vor unserer Zeit einmal nur 45 Autominuten von Taybeh entfernt waren. So lange dauert es heute, bis das Restaurant aus seinem Dornröschenschlaf erwacht ist, bis Humus und Kebab aufgetragen sind. Der Wirt, der sich an die Leere gewöhnt hat Sie werden sich schon daran gewöhnen – mit diesen Worten hat ein ehemaliger israelischer Premierminister einst jene Stimmen im eigenen Land zu beruhigen versucht, die palästinensischen Widerstand und internationalen Protest gegen den Bau immer weiterer Siedlungen in der Westbank befürchteten. Auch wenn sie dem Politiker ein gewisses prophetisches Geschick nicht absprechen möchte, hat Natasha nicht die geringste Lust, sich "daran" zu gewöhnen. Sie kann einfach nicht verstehen, dass die Leute hier in Taybeh dieses spezielle Restaurant, und so viele weitere Menschen in den palästinensischen Gebieten so viele andere ähnliche Restaurants schlichtweg vergessen zu haben scheinen. Dass selbst die Wirte sich in all den Jahren der Besatzung einfach daran gewöhnt haben, niemanden mehr zu bewirten. Dass Apathie und Lähmung alles erfasst haben, nicht einmal Bitterkeit mehr aufkommen lassen und inzwischen zur eigentlichen Besatzungsmacht geworden sind. Die Sonne ist schon in die Fluten des Mittelmeers abgetaucht, als wir die Hügelkuppe über Taybeh und das Gartenlokal darauf wieder verlassen. Abwesend blickt uns der Pfau hinterher und versucht sich angestrengt zu erinnern, wann er zuletzt Gäste mit seinem Rad begeistern konnte. Im Auto dreht sich Natasha zu ihren betretenen Besuchern um. Aufmunternd zwinkernd übersetzt sie uns ein arabisches Sprichwort: Smile at life – and life smiles back at you.


Philipp Spalek (22) studiert Islamwissenschaft und Geschichte in Freiburg. Er ist in Wismar geboren. Im letzten Jahr präsentierte der freie Fotograf in einer Ausstellung seine Interpretation von Portrait- und Reisefotografie. Er spricht Englisch, sowie ein wenig Persisch, Französisch und Russisch. Reise-Erfahrung sammelte er während seines je zweimonatigen Aufenthalts im Vorderen Orient und in Südostasien. Philipp war noch nie in Israel und Palästina, hat aber fordernde Fragen an die Region: Vor dem historischen Hintergrund werden die Beziehungen zu Israel von deutscher Seite besonders gepflegt, sind aber zumeist auch von einer einseitigen, kritiklosen Politik gegenüber dem militärischen Vorgehen und der Siedlungspolitik in den palästinensischen Gebieten geprägt. Ein nicht nur von den Medien geprägtes Bild des jungen Staates Israel ist für mich als Deutschen auch eine Möglichkeit einen Blick auf die eigenen Geschichte zu werfen...Ist Heimat Identität?

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Illustration: Julia Schubert

Wir werden im Zentrum Hebrons, in Bab al-Zauwie, aus dem Service geworfen und warten einige Minuten auf Muhannad. Wenig später kommt er uns mit einem freundlichen Lächeln entgegen und führt uns durch die geschäftigen Strassen der Innenstadt. Wir befinden uns in Zone H-1. Die Altstadt Hebrons, das ehemalige Herz der Stadt wie uns immer die angrenzenden Gebiete bilden unter wieder erklärt wird, sowie israelischer Kontrolle die Zone H-2. Der übrige palästinensisch bewohnte Stadtteil bildet die Zone H-1 und steht unter der Kontrolle der palästinensischen Autonomiebehörde. Innerhalb der Zone H-2 befinden sich neben noch verbliebenen palästinensischen Häesern vier jüdische Siedlungen, Tel Rumeida, Beit Hadassa, Avraham Avinu und Beit Romano. Inmitten der 120 000 Einwohner Hebrons, sind 500 jüdische Siedler auf die Siedlungen verteilt und stehen unter ständigem Militärschutz von 4000 Soldaten. Muhannad führt uns in Richtung Tel Rumeida. Eine kleine Anhöhe hinauf, müssen wir an massiven Straßensperren vorbei auf den Checkpoint zu - eine niedrige längliche Baracke mit einem kleinen Fenster, aus dem uns ein israelischer Soldat gelangweilt entgegenblickt. Wir zwängen uns durch die Tür auf der rechten Seite und werden aufgefordert alle Gegenstände unseren Hosentaschen zu entnehmen, auf die Ablage vor dem Beobachtungsfenster zu legen und den Metalldetektor zu passieren. Alle Kleinigkeiten, die sich innerhalb der letzten Tage angesammelt haben kommen zum Vorschein und ringen dem Soldaten ein schelmisches Lächeln ab. Einsatz der Freiwilligen: den Schulweg palästinensischer Kinder beobachten Den Berg hinauf, an einem weiteren Militärposten vorbei, führt uns Muhannad in die Wohnung der Freiwilligen von ISM – dem International Solidarity Movement. Sechs Freiwillige, aus Schweden, England, Tschechien und den USA verbringen hier zurzeit ihre Tage. Aufgabe der Freiwilligen ist die morgendliche Observierung des Schulweges. übergriffe der Siedler auf palästinensische Kinder und internationale Freiwillige sind keine Seltenheit. Vor einigen Wochen erst wurde einer Freiwilligen direkt am Checkpoint der Wangenknochen gebrochen. Eine Siedlerin hatte mit einer Flasche auf sie eingeschlagen. Ein Arzt der Siedler wurde gerufen, erschien wenig später am Unglücksort, erkannte die Verletzte als Freiwillige der ISM und verweigerte ihr daraufhin die Behandlung. Das Haus ist spartanisch eingerichtet. Es ist nicht einfach Möbel und andere dringend benötigte Mittel durch den Checkpoint zu schaffen. Draußen sind acht Grad, Heizungen sind nicht installiert. Wasser muss gespart werden. Unter den Wasserhähnen stehen Plastikschüsseln, die das überschüssige Wasser auffangen. Drückt man auf einen roten Knopf neben der Spüle und wartet 20 Minuten, erhält man eventuell warmes Wasser. An den Wänden in der Küche hat sich jemand beim Putzen versucht. Eine dicke Staubschicht konnte um einige Zentimeter verschmiert werden, darunter kommt die hellblaue Wandfarbe zum Vorschein. Die einzige Elektroheizung in der Küche läuft fast ständig. Der Wecker klingelt am nächsten Morgen um Sechs. Wir stehen mit den Anderen auf und begleiten sie bei ihrer morgendlichen Arbeit. Auf unserem Weg bergab passiert uns in Schritt-Tempo ein weißer Kombi, ein Siedler lehnt sich aus dem Fenster und fotografiert uns mit einer Digitalkamera. Er hält vor uns am Checkpoint, wechselt einige Worte mit dem Soldaten und fährt weiter. Als wir den Checkpoint erreichen mustert uns der Soldat skeptisch und fragt ob wir den Siedler bespuckt hätten, dies habe er ihm gerade berichtet. Wir verneinen und ernten eine Kopfbewegung, die uns auffordert unseren Weg fortzusetzen. Graffiti-Propaganda Zwei kritische Punkte werden von ISM observiert. Die Gabelung zwischen dem Weg zur Siedlung und den palästinensischen Häusern, sowie die Treppe vor der Synagoge, die zur „Qurtuna“-Schule hinaufführt. Unterhalb der Synagoge befindet sich eine jüdische Schule. An dieser Stelle kommt es zur direkten Berührung zwischen palästinensischen- und Siedlerkindern. Dieser Morgen bleibt ruhig. Nachdem auch die Freiwilligen von EAPPI und CPT ihre Posten verlassen haben und den Kindern direkt in der Schule zur Seite stehen, brechen wir mit Marcus zu einem Rundgang auf. Die Treppe hinauf, an der Schule vorbei, fällt uns ein Graffiti ins Auge. „Gas the Arabs“ steht in schwarzer Schrift an eine Eingangstür geschmiert.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Am Abrahamsbrunnen vorbei, geht es hinauf zu den Olivenbäumen. Von der Hügelkuppe, inmitten des Olivenhains lässt sich ein traumhafter Blick über die Stadt werfen. Unweit neben uns steht ein verfallenes Haus. Marcus erklärt uns, dass dieses Land von Abu Saif gemietet wird. 1998 wurde das Haus von seinen Eigentümern verlassen und ein Mietvertrag mit Abu Saif ausgearbeitet. Drei Jahre haben die Freiwilligen der ISM von dort aus ihre Arbeit verrichtet, 2001 wurde das Haus von der israelischen Armee besetzt und die ISM vertrieben. Die Siedler haben angefangen das Land zu Nutzen, um es letztendlich für sich zu proklamieren. Der einzige Weg für Abu Saif war, das zuständigen DCO (District Commission Officer) zu informieren. Seit fünf Jahren ist das Besitzrecht des Landes nun ungeklärt. Zurzeit läuft ein Verfahren vor dem obersten israelischen Gerichtshof. Wenn Siedler auf dem Land gesehen werden, haben die Mitglieder der ISM die Aufgabe dies zur Beweissammlung zu fotografieren. Das Haus verfällt, in der Ruine stehen einige aufgerissene Sofas und Stühle, auf dem Boden liegen die Reste von gerösteten Kürbiskernen, die Überreste der jungen Siedler, die dieses Haus für sich nutzen wollen. An einer mit Stacheldraht gesicherten Militärbasis entlang gehen wir zu dem jetzigen Quartier der ISM. Dies ist das dritte Haus der ISM innerhalb der letzten neun Jahre. Die beiden vorherigen wurden von der Armee besetzt, es ist nur eine Frage der Zeit bis auch dieses besetzt wird. Seit drei Wochen arbeiten sie von hier, die IDF war bereits zweimal zu einer Durchsuchung da. Spontandemonstration in einer Geisterstadt Um neun Uhr klingelt das Telefon. Wir werden auf die Beobachtungsposten gerufen. Es geht das Gerücht um, das sich 200 Siedler zu einer Spontandemonstration zusammengefunden haben. Wir stehen in der Shuhadastrasse. Eine Geisterstrasse. Vor einigen Jahren wurden die Läden alle geschlossen. Über den grünen geschlossenen Eisentüren hängen verbogene, verrostete Schilder, die meisten Läden sind mit Davidsternen beschmiert. Die Beschriftungen erzählen von einem Kaffeehaus, einem Friseur und einigen Boutiquen. Eine Strasse in der das Leben der Stadt pulsierte. Nun suchen sich die meisten Palästinenser neue Arbeit und Läden in Neuhebron. Hinter uns liegt die Altstadt. Auch sie wird zunehmend von den Siedlern besetzt. Über den Strassen in der Altstadt sind Drahtnetze gespannt, um die Steine aufzufangen, die von den umliegend wohnenden Siedlern auf die Menschen im Suq geworfen werden. 5000 Läden wurden aus Sicherheitsgründen geschlossen. Das Herz der Stadt hat aufgehört zu schlagen. Die Demonstration bleibt unter Kontrolle. Zwei Stunden passiert nichts, dann versammeln sich einige Demonstranten in der Synagoge, verbleiben dort eine Stunde und lösen sich wieder auf. Es ist inzwischen Zwoelf. Die Kinder treten von der Schule ihren Heimweg an. Eine Patrouillentrupp bestehend aus fünf Soldaten gerät mitten in die Schulkinder hinein. Bunte Schultaschen verschmelzen mit den Tarnfarben der Soldaten. Ein ganz normaler Tag in Tel Rumeida. Als wir wieder ins Quartier kommen, fällt mir ein arabisches Plakat ins Auge, auf dem steht: Wenn die Oliven von dem Chaos und dem Siedlerkrieg wüssten, würden sie ihr Öl als Tränen vergießen.


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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Florian Schwarz (24) studiert Politik, Französisch und neuere Geschichte in Marburg. Hier schreibt er über seine Begegnungen mit Mohammed, Beduine und Unternehmer und Noa, die gerade ihren zweijährigen Dienst in der israelischen Armee hinter sich gebracht hat. "28.000 Befragte in 28 Ländern wählten letzte Woche Israel zum unbeliebtesten Land der Welt. Seit knapp einer Woche sind wir, Simone und ich (Florian) im Rahmen des "Reise nach Jerusalem"-Projektes nun dort. Flugzeuge drehen in meinem Bauch ihre Runden. Vor der Reise wünschte die Großmutter ihrem Enkel in Israel auch Juden zu treffen, welche nicht 'rachsüchtig' seien. Die Eltern bangten um jede Bewegung ihres Sohnes und auf einmal sitzt dieser in Tel Aviv im Autobus und wundert sich: Soll dies das Land sein, in welchem Bus fahren Lebensgefahr bedeutet, das Land, in welchem die Bevölkerung durch nichts als Hass aufeinander bezogen ist und in welchem eigentlich sowieso nur gelitten wird? Soll dies vor allem das Land sein, welches, wie wohl die Mehrheit jener 28.000 Befragten vermutet, eigentlich als einziges Ziel hat, seine arabischen Bürger und jene in den palästinensischen Autonomiegebieten zu knechten und zu unterdrücken? Dass dem nicht so ist, kann der aufmerksame Leser auch in der Heimat erfahren, doch die differenzierten Sichtweisen unserer (bisher israelischen) Gesprächspartner, auf die Frage des gemeinsamen Zusammenlebens, treiben mir teils Freudentränen und Begeisterung für ihre Stärke in die Augen. Fangen wir aber mit dem Negativen an: Badir der Beduine 'Rachegefühle', die Großmutter meinte wohl ein fortwährendes Unbehagen gegenüber allem 'Deutschen' aufgrund der Shoah, haben wir nicht bisher nicht erfahren. Die Hauptbezugspunkte zu Deutschland scheinen eher Bayern München, Bier, Wälder und ein sehr historisiertes Verständnis des 'Dritten Reiches' zu sein. Eine Vorbildfunktion scheint die Shoah eher für Badir zu erfüllen. Badir stammt aus einer vormals beduinischen Familie, hat wie fast alle (arabischen) Beduinen viele Geschwister und fährt den neuen Fiat seines Bruders. Trotz relativem Wohlstands, viele Beduinen wohnen (noch) heute in erbärmlichen Hütten aus Wellblech, die Arbeitslosenquote beträgt über 60 Prozent, die Polygamie besteht fort und viele Eltern schicken ihre Kinder nicht zur Schule, ist Badirs Judenhass allgegenwärtig. Beim Spaziergang durch Ofaqin, einer offensichtlich ärmlichen jüdischen Stadt auf der Höhe Beer Shevas am Rand der Negev-Wüste, kann er seinen Wahn nicht bändigen: Alle Juden würden alles Geld und alle Macht der Welt besitzen, die israelische Armee wolle nichts, als immer und überall Kriege führen und Juden wollten - ihm persönlich - nur Schlechtes. Der Hinweis auf verfallende, barackenähnliche Behausungen und deren jüdische Bewohner in Ofaqin kann dieser 'Meinung' nichts anhaben, uns bleibt nichts, als uns im stillen Streit zu trennen.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Mohammad und sein Business Mohammad kommt ebenfalls aus der beduinischen Oberschicht und obwohl er romantisierend an alte Zeiten denkt, zu denen er und sein Bruder noch mit dem Esel zur Schule mussten und sich die alten Männer abends im Zelt des Vaters trafen, gelten seine Hauptsorgen seinem 'Business' und der übermäßigen Beschäftigung seiner drei Kinder mit der Playstation. Klagen über Unregelmäßigkeiten in Jerusalem kann er nicht genug, er ist als Betreiber von 17 Kindergartenklassen – sein 'Business' – von den Zahlungen aus Jerusalem direkt abhängig. Das Wort "problem" scheint sein liebstes zu sein, aber das ist bei Selbstständigen in der Bundesrepublik wohl auch nicht anders. Mohammad versteht sich in erster Linie als israelischer Staatsbürger, dann erst als Araber, respektive Beduine und würde aufgrund des besseren Lebensstandards 'niemals' Israel zugunsten eines arabischen Landes verlassen. Doch ist es nicht nur der Lebensstandard, der ihn in Israel hält: "Israel is a state of law, no other arabic country is this." Dieses Statement war es, welches nach drei Tagen Aufenthalt in seiner Familie den Ausgangspunkt einer langen Diskussion über das Verhältnis der jüdischen Mehrheit in Israel zu den Arabern im Allgemeinen bildete. Zynisch lachend erzählt er von der Haft seines Bruders in Ägypten, nachdem dieser bei der versehentlichen Ausfuhr von 100 ägyptischen Pfund festgenommen wurde. Fünf Wochen Schmiergeldzahlungen und tägliches Spießrutenlaufen würde es in Israel niemals geben: "If the Police takes you, after some hours your family knows where you are. And it is the judge, not the Policeman who decises, when you can leave prison again." Gegenüber den ägyptischen Behörden setzte Mohammad damals auf die 'arabische Karte', auf seinen arabischen Namen im israelischen Pass; "It didn't help. The Police said that i would be an israeli spy and that in Israel my real name would be Shlomo. And the most craziest thing is, that they really believe that!"

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Mich erstaunten diese Aussagen zutiefst, Freunde hatten mir vorher ein einseitiges Bild der alltäglichen Beziehungen von Arabern und Juden in Israel gezeichnet. Dann begann Mohammad über den Konflikt mit den Palästinensern zu erzählen. Vor der Besetzung des Gaza-Streifens durch Israel sei es der dortigen Bevölkerung noch viel schlechter gegangen. Die bis 1967 andauernde Verwaltung durch Ägypten sei der israelischen in ihrer Schärfe mindestens ebenbürtig gewesen. Die Siedlungen in der Westbank seien ein inner-jüdisches Problem und die umliegenden arabischen Staaten benützten die dortigen palästinensischen Flüchtlinge als Manövriermasse gegen Israel, seien an einer Lösung der Probleme nicht interessiert. "They need the palestinien problem to cover their own problems." Die größte Angst hat Mohammad vor einem Zusammenschluss von Iran und Irak. Ein dritter Weltkrieg, welcher sich an Israel entzünde, sei dann zu erwarten. Hoffen tut er auf starke Männer wie Benjamin Netanyahu, Mitglied der eher rechts anzuordnenden Likud-Partei, der in der öffentlichen Meinung Europas mit Ariel Sharon um die 'Unbeliebtheitsmedallie' konkurriert. Solche Statements kannte ich zuvor aus Denkschriften der so genannten Neo-Konservativen.

Noa die Ex-Geheimdienstlerin Im Busterminal von Tel Aviv trafen wir auf Noa. Auf ihren zweijährigen Militärdienst beim Geheimdienst ist sie stolz und hält eine starke israelische Armee für eine absolute Notwendigkeit, wolle Israel nicht untergehen. Nach dem Militärdienst ging sie für ein Jahr mit der 'Jewish Agency' nach Russland, um dort mit russischen Juden zu arbeiten, heute studiert sie in Beer Sheva 'Middle East Studies'. Sie lebt dort in einem der typischen Plattenbauten und freut sich über ihren neuen Job: Sie wurde gerade Koordinatorin der Friedensinitiative 'Peace Now' für den Bereich Beer Sheva. Einen Abend verbringen wir mit ihr, eigentlich um auf eine Purim-Party auf dem Campus zu gehen. Im Talmud steht wohl, dass man an Purim soviel trinken solle, dass sich Mann und Frau nicht mehr zu unterscheiden wüssten. Bevor wir dies tun, reden wir über die jüdisch-palästinensische Problematik. Ich werde zurechtgewiesen, dass ich bei meinem verbalen Eintreten für Israel die 'andere Seite' nicht vergessen solle. Eine pro-palästinensische Einstellung sei für sie kein Problem, "as long as the people know the facts, they talk about." Dies sagt eine auf ihren Wehrdienst stolze Israelin! Kurz danach ruft sie ihren Freund Fadi in Ramallah an, dass sich dieser dort mit Simone und mir treffen möge. Immer wieder bittet Fadi auch Noa, mitzukommen. Sie macht ihm klar: "I'm so sorry honey, but you know that i can't come, they would shoot me over there." Genau diese Gespräche sind es, welche die Flugzeuge im Bauch fliegen lassen. Und die ganze Zeit begleitet uns der Gedanke, dass dies erst der Anfang der "Reise nach Jerusalem" war. Nach Checkpoints ohne Checks sind wir nun auf der 'anderen Seite', in Ramallah, sehen überall Märtyrer-Poster, trinken Cola, uns wird gesagt, dass es kein Problem sei, hier Alkohol zu bekommen und hoffen auf auch weiterhin offene Gespräche.

Carmen Reichert (21) studiert Französisch, Germanistik und Geschichte in München. Hier schreibt sie über ihre Begegnung mit Semal, Christ und Palästinenser in Bethlehem. Vor uns eine grau-betonige Ewigkeit und Stacheldraht. Man muss den Kopf in den Nacken werfen, um das Blau über dem Grau zu sehen. "For you, it will be easy", macht uns der Taxifahrer Mut. "With your passports, they will let you pass". Und übrigens, sein Name sei Ibrahim, fügt er verschmilzt-lächelnd hinzu. Wir hatten in Jerusalem zunächst auf ein arabisches Taxi bestanden, aber er hatte uns erklärt, dass um diese Uhrzeit nur noch Israelische fahren würden. Wir folgen dem Stacheldrahtlabyrinth, das in den Checkpoint führt und auf der anderen Seite wieder hinaus. Dazwischen eine desinteressierte, telefonierende Soldatin, die uns nach einem kurzen Blick auf den deutschen Reisepass einfach durchwinkt. Und das soll alles gewesen sein? Auf der anderen Seite wartet ein weisser Van auf uns. Drinnen Samer, Christ und Vater von vier Töchtern. Wie viele Männer in seinem Alter steht er auf der sogenannten black list. Er rede zu viel, haben ihm die israelischen Behörden gesagt. Samer darf nicht nach Israel, nicht nach Jerusalem, nicht ans Meer. Wenn er für irgend etwas eine Genehmigung braucht - und die braucht man hier für fast alles - dann kann er lange warten. Zu Hause erwarten uns seine Frau und die Kinder. Die erste Schüchternheit ist gleich verflogen, denn in diesem Haus geht die Welt ein und aus. Samer hat heute Nachmittag erst erfahren, dass wir eine Unterkunft suchen, nun sind wir hier. Letzte Woche waren drei Schweden in seinem Haus, die beiden "Gästezimmer" sind fast immer belegt. Eigentlich gehören die Zimmer den Mädchen, aber die haben nachts Angst allein und schlafen lieber bei den Eltern. Und dabei ist alles so friedlich in diesem Haus, die Mädchen toben und lachen und erzählen uns alles Mögliche. Wir verstehen kein Wort arabisch, und nur die Grosse kann ein paar Brocken Englisch, aber das macht nichts, man kann auch ohne Worte gemeinsam lachen. Samer reist viel, und er erzählt uns Anekdoten über Menschen und vor allem Sicherheitskräfte und Grenzer in aller Welt. Besonders gefalllen hat es ihm in Kenia, weil die Menschen dort fröhlich und grosszügig sind, egal wie bitterarm sie sind. Wenn Samer ins Ausland möchte, dann muss er über Jordanien gehen, denn nach Israel darf er nicht einreisen. Wir haben ihn gefragt, ob er sein Land verlassen würde, um die Freiheit zu gewinnen, so wie es viele seiner Bekannten und Verwandten getan haben. Nein, sagt Samer. Denn nirgendwo auf der Welt sind die Menschen so wie hier. Und kein Geld und keine Sicherheit und keine Freiheit könnten ihm das ersetzen, was er verlieren würde, wenn er ginge. Hier findest du mehr über das Projekt "Reise nach Jerusalem

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