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Abi im Pizzakarton

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Michael Hotz, 49, unterrichtet Latein, Griechisch und Geschichte und ist Schulleiter am Wilhelmsgymnasium (Lehel):
"Ich erinnere mich noch sehr gut an meinen eigenen Abiturstreich. Wir hatten damals einen ziemlich legendären Lehrer, der zwar gut, aber auch sehr cholerisch war. Er kam immer mit einem Mini Cooper zur Schule, mit einem dieser älteren Modelle. Auf dem Parkplatz haben wir dann den Mini in seine Einzelteile zerschraubt und diese ins Lehrerzimmer getragen. Dort haben wir dem besagten Lehrer das Auto dann wieder zusammengebaut. Als er seinen Mini da mitten im Raum stehen gesehen hat, hat er erst mal ziemlich verblüfft dreingeschaut. Aber trotz seines impulsiven Wesens hat er es mit Humor genommen. Allerdings mussten wir ihm den Mini danach wieder auseinanderbauen und zurücktragen.

Mittlerweile ist es so, dass die meisten Schüler nach den Abschlussprüfungen erst mal für zwei Wochen in den Urlaub fahren und gar keine Zeit haben, so was zu planen und zu koordinieren. Darum kommen oft ziemlich einfallslose Sachen zustande, wie zum Beispiel irgendwelche Wasserschlachten."

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Auch eine Idee für den Abistreich: 1000 Pizzakartons vor der Tür des Rektors.
 
Bernd Hieronymus, 58, unterrichtet Englisch und Erdkunde und ist Schulleiter am Luitpold Gymnasium (Englischer Garten):
"Am meisten Spaß machen Abistreiche eigentlich dann, wenn der Charakter der Schule oder der Lehrer satirisch gezeigt wird. So Scherze mit Hüpfburgen und Wasserpistolen werden irgendwann langweilig, damit kann man keinen mehr hinterm Ofen hervorlocken. In diesem Jahr hatten wir eine Aufführung, die ohne jeden Gag auskam. Wegen Trunkenheit waren viele der Jungs auch gar nicht mehr in der Lage, irgendwas zu bieten. Das war ein echter Tiefpunkt.

Im vergangenen Jahr gab es allerdings einen sehr geistreichen Abiturstreich: Ich bin hier an der Schule dafür bekannt, dass mir Ordnung und Sauberkeit sehr am Herzen liegen. Und es stört mich immer wieder, wenn ich leere Pizzakartons im Haus rumfliegen sehe. Diese Eigenart haben mir die Abiturienten heimgezahlt, indem sie mir 1000 Pizzakartons vor meiner Bürotür aufgestapelt haben. So was hat Esprit!
  Das hab’ ich natürlich nicht auf mir sitzen lassen. Ein paar von den Kartons habe ich behalten und bei der Abifeier hat dann jeder Abiturient sein Zeugnis in so einem Pizzakarton von mir überreicht bekommen. Ich dachte mir: Wenn ich schon an den ganzen Kartons vorbei muss, um in mein Büro zu kommen, dann sollen sie selber auch an so einem Kartonberg vorbeigehen, wenn sie ihr Zeugnis am Rednerpult abholen."
 
Stephan Zahlhaas, 56, unterrichtet Latein, Griechisch und Geschichte und ist Schulleiter am Erasmus-Grasser-Gymnasium (Sendling-Westpark):
"Vor meiner Zeit am Erasmus-Grasser-Gymnasium war ich Rektor der Nymphenburger Schulen. Bei einem Abistreich vor ungefähr zehn Jahren wurde ich dort mal von der Polizei festgenommen. Die Schüler haben tatsächlich die örtliche Polizeiinspektion dazu gebracht, mit ihnen zusammenzuarbeiten. Ein Streifenwagen fuhr an der Schule vor und plötzlich standen zwei Polizisten vor meinem Schreibtisch. Die beiden Herren meinten höflich, ich solle bitte mitkommen. Und, dass sie mit den Abiturienten kooperieren. Die haben natürlich dafür gesorgt, dass das Ganze mit großem Trara abläuft, deshalb bin ich dann vor der versammelten Schülerschar aus meinem Büro abgeführt worden. Bei der Gelegenheit habe ich übrigens auch gemerkt, wie unangenehm Handschellen sind, das wusste ich vorher nicht.
 
Ich bin dann mit den beiden Beamten mitgefahren, wurde aber nicht auf die Polizeiwache gebracht. Stattdessen sind sie mit mir in eine nahegelegene Pizzeria gefahren. Der weitere Verlauf war dann eigentlich sehr angenehm, bei italienischen Vorspeisen und so. In der Zwischenzeit konnten die Abiturienten ihren Streich ohne Schulleiter durchführen."

Text: josef-wirnshofer - Protokolle: josef-wirnshofer

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