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Münchner Bücherschau

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Von all den Dingen, die unsere Persönlichkeit widerspiegeln, gehören Bücherregale zu den eindeutigsten. Die Werke und Autoren, die wir mögen, verraten mehr über uns als manch Monolog. Es gibt seit einiger Zeit sogar Partnerbörsen, die darauf aufbauend kuppeln. Dominieren Romane? Sachbücher? Bildbände? Und wie sind die Bücher sortiert? Nach Farbe, Alphabet, Erscheinungsdatum? Oder gibt es am Ende gar keine Ordnung? Wir haben ein paar Münchner gebeten, uns ihre Sammlung zu zeigen und zu erklären. 

Bianca Kennedy, 23, Künstlerin

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Mein Leseverhalten verläuft in Phasen. Es gibt Zeiten, da lese ich monatelang nur ein paar Zeitschriften und dann lese ich wieder pro Woche ungefähr drei Bücher. Eines meiner liebsten ist „Just Kids“ von Patti Smith. Dort geht es um ihre Beziehung zu Robert Mapplethorpe in den Achtzigerjahren in New York. Das Buch beschreibt ihre gemeinsame Zeit und wie beide es dann schaffen – sie als Musikerin, er als Künstler – erfolgreich zu werden. Nach dem Lesen behält man ein wunderschönes Gefühl zurück, obwohl die Geschichte ziemlich traurig endet. Es motiviert und gibt Hoffnung zu sehen, dass auch solche Megastars mal klein angefangen haben.

In meinem Bücherregal gibt es sonst natürlich noch einige Kunst-Kataloge, außerdem Werke wie „Film Verstehen“ von James Monaco oder Anleitungen zur Stop-Motion-Technik, die ich in meinen Arbeiten oft anwende. Auch mein jüngstes großes Projekt, das ich mit Felix Kraus umgesetzt habe, war durch ein Buch inspiriert: Unsere Arbeit „Life 3.0“ befasst sich mit der Symbiose aus Mensch, Tier und Pflanze. Joseph Scheppach beschreibt in „Das geheime Bewusstsein der Pflanzen“ viele Dinge, die man über Pflanzen gar nicht weiß und zeigt, wie intelligent sie wirklich sind. Das Buch ist der absolute Wahnsinn!
 



Alex Burkhard, 25, Autor

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Ich habe noch nicht lange das Bedürfnis, Bücher wirklich zu besitzen. Außerdem hatte ich zwischendurch eine Phase, in der ich nicht viel gelesen habe. Erst in den vergangenen fünf oder sechs Jahren habe ich wieder richtig damit angefangen und langsam füllt sich jetzt auch das Regal.
 
Mein Lieblingsbuch ist wahrscheinlich „Die Geschichte von Herrn Sommer“, von Patrick Süskind. Es ist eine relativ kurze Erzählung über den Alltag eines kleinen Jungen, mit vielen wunderbaren Details – sprachlich angenehm unprätentiös. 
 
Ich habe mein Bücherregal chronologisch nach Datum der Ersterscheinung geordnet. Oben links fängt es mit Homer an. Die Bücher, die kreuz und quer über den anderen liegen, sind meistens solche, die ich noch lesen muss. Gerade bin ich bei „Das Licht der Flammen auf unseren Gesichtern“ von Dorian Steinhoff, eine sehr empfehlenswerte Sammlung von Erzählungen. 

Matthias Hauck, 31, Keyboarder der Band Claire

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


In meinem Regal finden sich sowohl Bücher von mir als auch von meinen Mitbewohnern. Wir wohnen schon sehr lange zusammen und haben uns hier eine Bibliothek eingerichtet. Sortiert ist sie eigentlich thematisch – ein Regal Kunst, ein Regal Geschichte, die Klassiker stehen auch alle zusammen – mittlerweile wird es aber leider immer chaotischer. 
 
Ich lese eigentlich viel, komme aber leider zeitlich gerade immer weniger dazu. Wenn wir auf Tour gehen, nehme ich mir deshalb immer etwas zu lesen mit, auch wenn es schwierig ist, sich im Bus bei all dem Lärm drauf zu konzentrieren. Abends im Hotel lese ich aber oft noch etwas, einfach weil ich dadurch gut runterkommen und mich entspannen kann – zuletzt „Die tausend Herbste des Jacob de Zoet“ von David Mitchell. Das Buch spielt in Japan und behandelt die Kolonialgeschichte der Niederlande. Eine sehr spannende Geschichte.
 
Aktuell lese ich die Biografie von Lemmy Kilmister. Ich mag Musiker-Biografien überhaupt gerne. Besonders empfehlen kann ich die von Quincy Jones. Sie ist zwar etwas verklärend, beinhaltet aber wirklich viel: ein bisschen amerikanische Rassengeschichte, viel Geschichte des 20. Jahrhunderts und natürlich jede Menge Musikgeschichte. Wirklich ein sehr gutes Buch.
 


Alex Jesipow, 23, Fotograf

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Ich lese meistens, wenn ich unterwegs bin. Weil das Lesen zu Hause oft nicht so gut klappt, gehe ich dafür gerne raus und setze mich auf eine Bank in den Park, wo ich keine Ablenkung habe. Daheim blättere ich dann noch ein paar Seiten vor dem Einschlafen durch. Ich würde gerne viel mehr Kunstbücher besitzen, aber das scheitert leider noch etwas am Geld. Mein Lieblingsbuch unter meinen Bildbänden ist gerade „The Great Unreal“ von Taiyo Onorato und Nico Krebs. Das sind zwei Schweizer Künstler, die sehr interessante und innovative Fotoarbeiten machen und gerade ein bisschen im Kommen sind. Leider habe ich nur die zweite Ausgabe des Buchs. Die erste war sehr schnell ausverkauft und ist jetzt kaum mehr bezahlbar. Auch sonst habe ich viele Fotografie-Bücher, aber ich würde das gerne noch ein bisschen breiter fächern und auch mehr Werke über andere Künstler in meinem Schrank sehen.
 
Von den Büchern, die ich in letzter Zeit gelesen habe, hat mich „Der Fremde“ von Camus am meisten fasziniert. Außerdem kann ich sehr „The Road to Oxiana“ von Robert Byron empfehlen. Byron unternimmt eine Reise nach Osten – über Israel durch den Iran bis nach Afghanistan –, um die oft noch undokumentierte Architektur wichtiger Bauten minutiös zu beschreiben. Das Ganze ist sehr humorvoll – vor allem die Begegnungen mit anderen Menschen und Kulturen.
   

Lea Schairer, 24, Skateboarderin

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Wegen einer schwereren Verletzung konnte ich vor einiger Zeit länger nicht skaten. Da habe ich recht viele Bücher gelesen, um mir die Zeit besser zu vertreiben. Eines davon war „Blasmusikpop“ von der Österreicherin Vea Kaiser – das hat mir allerdings überhaupt nicht gefallen. Es spielt über mehrere Generationen in einem Dorf irgendwo in den Alpen und ist über weitere Strecken in Dialekt geschrieben. Das traf bei mir leider überhaupt keinen Nerv und dann hat mich auch die Geschichte selbst überhaupt nicht umgehauen.
 
Ich bin gerade umgezogen und habe fürs Erste nur ein kleines Bücherregal improvisiert, weil in der neuen Wohnung der Platz begrenzt ist und das große Regal aus meinem alten Zimmer nicht reingepasst hat. Beim Umzug habe ich schweren Herzens viele alte Bücher aussortiert. Jetzt ordne ich nur nach Romanen, Fachliteratur und Magazinen. Viele Bücher leihe ich mir auch nur noch aus, oft von meiner ehemaligen Mitbewohnerin. Die hat Germanistik studiert und ist deshalb immer eine hervorragende Inspirationsquelle. Die ist auch nötig, weil ich eigentlich immer irgendwas lese – meistens abends, wenn ich ins Bett gehe, oder morgens beim Frühstück. Oder im Urlaub, weil ich da auf Internet und Ablenkung verzichte. 
 
Es gibt dabei viele Bücher, die mich sehr beeindruckt haben. Zuletzt „Wer die Nachtigall stört . . .“ von Harper Lee. Die Geschichte spielt in den amerikanischen Südstaaten der Dreißigerjahre und ist aus der Sicht eines kleinen Mädchens erzählt, das in einem sehr moralischen Haushalt aufwächst. Ihr Vater ist Staatsanwalt und will sie trotz des allgegenwärtigen Rassismus zu einem guten Menschen erziehen.

Text: juri-gottschall - Fotos: juri-gottschall

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