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"Plötzlich ist einer ins Fenster gestolpert."

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1. Kathi, 26, Art Director , ist Stammgast in der Fortuna Bar, Sedanstraße 18

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


„Zum ersten Mal war ich vor zweieinhalb Jahren hier, weil eine Freundin hier arbeitete. So richtig zum Stammgast wurde ich aber erst, als ich hier mit einem anderen Stammgast zusammen kam. Heute wohnen wir zusammen, gleich schräg gegenüber. Mittlerweile bin ich sogar öfter hier als er: Jeden Morgen vor der Arbeit trinke ich einen Espresso Macchiato und abends nach der Arbeit bestelle ich ein Helles oder einen Wein. Es ist hier so klein und gemütlich und im Laufe der Zeit sind wir alle gute Freunde geworden. Ich würde sagen wir sind so etwas wie die „Fortuna Family“. So etwas hatte ich vorher noch nie. Es gibt hier immer einen DJ-Abend, wo jeder mal kommen darf, um seine Musik aufzulegen. Einmal ist so ein Abend ein bisschen ausgeartet, wir haben bis morgens gefeiert, es wurde immer witziger und wilder und plötzlich ist einer gegen die große Fensterscheibe gestolpert. Sie zersprang und krachte zusammen. Da war die Party vorbei. Eigentlich ist das natürlich gar nicht witzig, aber ich lache trotzdem heute noch drüber.“

Das sagt die Wirtin: „Die Kathi kommt jeden Tag und kriegt ihren kleinen Kaffee. Sie freut sich immer, wenn noch ein Schokocroissant für sie da ist, die sind nämlich immer besonders schnell vergriffen und die mag sie so gern. Typisch für sie ist auch, dass man ihr im Moment ihres Hereinkommens sofort ansieht, wie sie drauf ist.“
 
2. Vedrana, 26, studiert Soziale Arbeit und ist Stammgast im Frida, Steinheilstr. 10

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


„Ich wohne gleich um die Ecke. Vor gut einem Jahr bin ich in die Maxvorstadt gezogen, aus dem Schlachthofviertel. Dort hatte ich keinen Stammladen, es gab nur eine dubiose Kneipe, in der ständig der Besitzer wechselte. Umso froher war ich, als ich herausfand, wie nett es um die Kneipen in meiner neuen Nachbarschaft bestellt ist. Die Frida hat fast zeitgleich zu meinem Umzug aufgemacht, doch ich bin erst nach ein paar Monaten zum ersten Mal hergekommen. Ich dachte irgendwie immer, es sei vielleicht ein Mexikaner – und mexikanisches Essen mag ich nicht. Irgendwann schaute ich einfach mal rein und hab mich dann auch recht schnell festgesetzt. Vor allem die Tageskarte ist zu empfehlen, die großen Spezialitäten sind aber die Burger und die Pommes. Ich komme mittlerweile gut zwei bis vier Mal die Woche. Das Schöne ist, dass es hier so entspannt ist, ein bisschen urig, aber auch jung und lustig und irgendwie eben ganz eigen. Man kann auch einfach mal allein herkommen, sich an die Bar setzen und ein bisschen mit jemandem hinter der Theke unterhalten, ohne dass es irgendwie komisch aussieht. Meistens treffe ich hier aber Freunde, auch meinen Geburtstag habe ich schon hier gefeiert. So eine Stammkneipe ist außerdem super, um sich auf dem Sprung mal eben ein Helles zum Mitnehmen zu holen. Leider gibt es nur Spaten, was nicht gerade mein Lieblingsbier ist.“

Das sagt die Wirtin: „Vedrana kommt meistens mit Freunden. Sie ist eine sehr Nette und trinkt immer ein Helles.“ 
   
3. Flo, 36, arbeitet als Ausstatter beim Fernsehen und ist Stammgast im Valentinstüberl, Dreimühlenstr. 28

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


„Ehrlich gesagt habe ich noch nie hinterfragt, wieso ich immer hier bin. Aber vielleicht macht ja gerade dieses Ist-halt so-Gefühl eine Stammkneipe aus. Wahrscheinlich hat es sich wegen der geographischen Begebenheiten ergeben – ich wohne gegenüber, mit dem Wirt unter einem Dach. Ich bin hier im Dreimühlenviertel geboren und vielleicht einfach eher der heimische Typ, der nicht gern sein Viertel verlässt. Seit neun Jahren gibt es den Laden und seit neun Jahren komme ich her. Ich glaube es fing damit an, dass ein Freund von mir hier hinter der Bar arbeitete und immer sagte: „Komm bitte vorbei, mir ist so fad.“ Ich bin mittlerweile ungefähr zwei bis drei Mal die Woche hier. Gerade war ich einige Zeit für die Arbeit in Friedrichshafen, da musste ich natürlich aussetzen. Ich mag es hier auch so gern, weil die Jungs sich immer gute Sachen einfallen lassen. Irgendwann gab es mal eine Versteigerung von untragbaren Klamotten, und die Bar war der Laufsteg. Kürzlich war ich mal im Weißbierstadl ein paar Straßen weiter, aber da fühlte ich mich gleich ganz fremd. Hier mag ich es lieber, hier ist es einfach so unspektakulär schön.“

Das sagt der Wirt: „Auf den Flo ist immer Verlass, er kommt pünktlich und regelmäßig, trinkt meistens ein Helles, und weiß immer, wann es genug ist.“
 
4. Korbinian, 27, Zauberer, ist Stammgast im Grano, Sebastiansplatz 3

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


„Ich bin vor einem guten Dreivierteljahr ganz zufällig hier gelandet, als ich mal mit meiner Frau in der Innenstadt zum Einkaufen war und wir ein Lokal gesucht haben, das bezahlbar ist, nicht touristisch und wo es trotzdem sehr gut schmeckt. Wir dachten, das sei utopisch, aber dann gerieten wir plötzlich hier hinein. Besonders schön ist das, weil wir den Sebastiansplatz so gern mögen und ohnehin oft hier unterwegs sind. Eigentlich leben wir aber in der Maxvorstadt. Ich mag die Pizza und die Atmosphäre hier so gern, dass ich mittlerweile mindestens zwei Mal die Woche da bin. Ich würde sogar sagen, dass es die beste Pizza Münchens ist. Ich esse immer was Anderes, am liebsten aber mag ich derzeit die Pizza mit Gorgonzala und Salbei. Dazu trinke ich eine Rharbarerschorle oder den Hauswein. Total super ist auch das Zitroneneis, das in einer Zitronenschale serviert wird.“

Das sagt die Wirtin: „Der Korbi ist oft da, aber zugegebenermaßen fällt mir zu ihm gar nichts Typisches ein. Er kommt allein, mit seiner Frau und mit Freunden, immer anders. So abwechslungsreich ist auch seine Pizzawahl – er probiert immer was Neues.“
 
5. Jürgen, 25, studiert Kunst und ist Stammgast im Baader Café, Baaderstraße 47

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


„Vor vier Jahren bin ich aus Niederbayern nach München gezogen, um hier meinen Zivi zu machen. Ich war völlig neu in der Stadt und kannte niemanden. Das Baader Café war von meiner Wohnung aus einer der nächsten Kneipen. Weil es irgendwie lustig und nett aussah mit diesen gelben Wänden und den komischen Lautsprecherrohren, die aus der Decke ragen, bin ich reingegangen, habe mich an die Bar gesetzt und ein Bier bestellt. Ich habe mich schnell mit den Mädchen hinter der Bar angefreundet. Sie mochten die gleiche Musik wie ich und eine von ihnen studierte Kunst. Sie war mir später eine Hilfe beim Erstellen meiner eigenen Mappe und leistete mir während der Bewerbungsphase seelischen Beistand. Mittlerweile komme ich mindestens zwei Mal die Woche her, meistens abends und dann trinke ich eigentlich immer ein Helles. Das Baader Café ist zu meinem zweiten Wohnzimmer geworden. Mir gefällt, dass hier teilweise immer noch Kassetten gespielt werden und dass immer jemand da ist, den ich kenne und mit dem ich ganz unverbindlich quatschen kann – überhaupt gefällt mir das Publikum hier gut. Es kommen Leute aus dem Kulturbetrieb, aber es schwappen immer auch mal ein paar Leute aus der Unhaltbar nebenan rüber. Einmal saß sogar Gerhard Richter unter dem Bild des riesigen schwarzen Vogels. Und ein anderes Mal fuhr Hans Söllner in seinem weißen Schlitten vor und holte sich einen Kaffee. Ich sitze dann hier an der Bar und beobachte diese Dinge.“

Das sagt die Wirtin: „Der Jürgen ist ein angenehmer Zeitgenosse, trinkt jedes Mal ein Helles und bedankt sich immer – das ist gar nicht so selbstverständlich. Das Schönste ist aber, dass er über meine Witze lacht.“

Text: mercedes-lauenstein - Fotos: Juri Gottschall

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