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Der Bayerische Rundfunk entdeckt die Jugend: Das Interview zum Start des "Bavarian Open Radio"

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Zum Start des Bavarian Open Radio: Ein Gespräch mit Nina Sonnenberg und Laury Reichard (ein Porträt der beiden gibt es hier)

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Nina und Laury in der Kantine des Bayerischen Rundfunks in München, Foto: David Freudenthal Es ist alles etwas kompliziert mit dem Jungen beim BR. Deshalb müssen wir mit den einfachen Dingen beginnen. Ihr seid Moderatoren bei der jungen Welle? Laury: Nina ist Guide und ich bin Moderator. Nina: Und zwar bei „Bavarian Open Radio“, das ist der Teil der jungen Welle, den man anhören kann – auf Mittelwelle, als Download oder im Stream im Internet sowie im Digitalradio. Laury: Dort heißt es „Das Modul“ und das gibt es schon sehr lange. In der neuen Form haben wir jetzt fast ein Jahr dran gefeilt und dort gibt es ab sofort 21 Stunden unmoderiert Musik und drei Stunden am Tag ein Magazin. Und was macht dabei ein Guide? Nina: Ich tauche überall auf. Aber es stimmt, ich hab mich das am Anfang auch gefragt. Es ist jedoch eine ganz tolle Rolle: Ich höre mir die Sendungen und die Musik an und habe dann die Möglichkeit, dazu weitere Informationen zu sammeln und daraus einen Podcast zu machen. Also einen eigenen Beitrag, den man sich im Netz herunter laden kann? Nina: Genau. Den ersten wird es in zwei Wochen geben. Das ganze heißt „Fivas Reime auf die Welt“ und stellt ganz alltägliche Situationen vor. Ich gehe also irgendwohin und stelle dort die Leute vor. Und zusätzlich blogge ich auch. Laury: Nina ist also eine Art Programmdirektor. Nina: Genau, so muss man das sagen. Ich kann Inhalte auswählen und dazu noch mehr machen. Das wird bestimmt sehr spannend. Später wird es noch mehr Guides geben, aber ich bin zunächst mal die erste. Und wie viele Moderatoren gibt es? Laury: Ich bin einer von vier Moderatoren. Wir wechseln uns im Wochenrhythmus ab. Aber wir sind nicht im linearen Sinne Moderatoren, wie wir das zum Beispiel vom Zündfunk gewöhnt waren. Nina: Es geht darum, das ganze auf unterschiedlichen Wegen darzustellen. Wir repräsentieren – wahrscheinlich haben sie deshalb auch eine Rapperin gefragt. Auch im Fernsehen? Laury: Sicher irgendwann auch. Da startet in dieser Woche auch ein junges Format. Das heißt „Südwild“ und gehört auch in das Netzwerk der jungen Themen beim BR. Aber euer Programm heißt nicht Südwild, oder? Nina: Wir machen Bavarian Open Radio als Teil des BR–Jugendangebots. Auf der nächsten Seite geht es weiter im Gespräch - über die Zukunft des Zündfunk und über die Musik beim Bavarian Open Radio.


Wie gesagt, das ist schwer zu durchschauen. Es gibt ja auch noch den Zündfunk. Laury: Der Zündfunk bleibt so wie man ihn seit über 30 Jahren kennt. Zum Glück. Wir kommen aus der Tradition des Zündfunks, sind aber als Bavarian Open Radio was ganz Eigenes. Nina: Dennoch werde ich weiter im Zündfunk moderieren. Laury: Wir werden natürlich auch auf die Kompetenzen des Zündfunk zurück- greifen. Es wäre doch dumm, das Wissen, das es dort gibt, nicht zu nutzen. Nina: Es ist aber schon eigenständig. Da laufen nicht drei Tage später die Beiträge aus dem Zündfunk bei Bavarian Open Radio. Was ist der Unterschied zum Zündfunk? Laury: Naja, ich werde zunächst mal statt anderthalb Stunden am Tag, drei Stunden täglich moderieren und das fünf Tage die Woche. Wirst du dich jünger geben? Laury: Was heißt jung? Wir spielen viele Newcomer, aber wir sind keine Lila-Launebären. Es ging bei der Auswahl darum, dass die Moderatoren auch Journalisten sind. Wir wollen die Leute ernst nehmen und auch so mit ihnen reden. Es gibt da keine Jugendsprache oder so. Nina: Es ist ein junges Radio, weil es junge Leute machen – und nicht alte Leute, die so tun als wären sie jung. Wer arbeitet denn außer euch da? Nina: Im Rap gibt es diesen Begriff von „real“ – damit könnten wir jetzt lange spielen. Aber die Leute, die da arbeiten, die machen auch alle selber was, die sind interessiert. Die sind real. Laury: Bei unseren Redaktionssitzungen sind so 15 bis 25 Leuten da - viele, die aus der Szene kommen, die aber vorher schon journalistisch tätig waren. Nina: Und manchmal laden wir uns auch Gäste ein. Laury: Erst gestern hatten wir eine Abhörsitzung mit einem MC aus dem Bayerischen Wald, der uns ein paar Sachen vorgespielt hat. Abhörsitzung? Laury: Wir treffen uns einmal in der Woche und spielen uns die Sachen vor, die wir in Plattenläden, Blogs oder Clubs entdeckt haben. Und dann wird in einem basisdemokratischen Prozess darüber befunden. Und was für Musik hört ihr da? Nur Indie und Rap - oder spielt ihr auch eine junge Voksmusik-Kapelle? Laury: Also wenn diese Volksmusik-Kapelle originell ist und uns in irgendeiner Art und Weise flasht, sehe ich keinen Grund, warum wir die nicht spielen sollen. Wir haben da keine musikalischen Schranken. Bei uns laufen 50 Cent neben der neuen Single der Shout Out Louds und dem Ultura Sepp, einem ganz großartigen Mundart-Hiphopper. Klingt nach einer interessanten Mischung. Nina: Das meinte ich vorhin mit „real“. Da hat sich keine Marketing-Agentur hingesetzt und überlegt, wie viele Hörer gibt es in diesem Alter und was hören die für Musik. Laury: Das haben wir selber gemacht. Und wir haben uns das Ziel gesetzt, dass auf jeden Fall 20 Prozent der Neuheiten von bayerischen Bands kommen sollen. Und die Neuheiten machen bei uns ja über die Hälfte der Musik aus. Das ist aber jetzt nicht im Quotenheini-Sinne zu verstehen. Es ist mehr ein Richtwert, denn wir wollen als Bayerischer Rundfunk genau das tun: Musik aus Bayern fördern. 20 Prozent – das ist schon ehrgeizig. Gibt es da so viel? Laury: Es gibt viel mehr als man glaubt. Das ist einer der Grundgedanken des Konzepts: Wenn die Leute eine Band haben, sollen sie uns ihre Sachen schicken. Einfach her damit. Wir fordern die Hörer auf der Homepage auch extra dazu auf. Im dritten Teil des Interviews geht es um die Website zur Sendung und die Vorteile der Mittelwelle.
Wie heißt die Homepage? Laury: br-online.de/bavarianopen – von dort wird man dann weitergeleitet auf alle Bereiche von Bavarian Open. Das macht es auch nicht gerade einfacher. Warum gibt es nicht einfach einen Namen, eine Plattform, unter der man alles findet? Laury: Ich glaube, das scheint viel mehr zersplittert als es in Wahrheit ist. Nina: Es gibt Bavarian Open Radio, das in dieser Woche mit einem 24 Stunden Programm startet. Drei Stunden davon sind moderiert. Und dazu gibt es auf der Homepage einen Blog und Podcasts. Ist doch gar nicht kompliziert. Laury: Und das ganze wächst immer weiter. Das merkt man allein räumlich. Im Laufe des nächsten Jahres werden wir in ein größeres Studio umziehen, wo es auch eine Bühne gibt. Dort können Bands live spielen, die dann auch gefilmt werden können. Das wiederum kann man dann online anschauen oder vielleicht auch im Fernsehen. Nochmal zu den Frequenzen: Man kann euch über Digital-Radio hören. Ganz im Ernst: Kennt ihr jemanden, der eines besitzt? Nina: Ich kenn sogar einen. Aber ich glaube die Generation nach mir kommt damit selbstverständlich klar. Und die Generation über dir kennt dann noch Mittelwelle. Laury: Das ist nicht so kompliziert. Du musst nur den Schalter von UKW auf MW umlegen und dann ist es sogar im Auto-Radio zu hören. Nur bei der Stereo-Anlage muss man diese komische schachtelförmige Antenne anschließen, die da hinten dran ist und von der man nicht weiß, wofür sie gut ist. Nina: Wow, Laury du bist ja ganz weit vorne dran. Ganz vorn oder ganz hinten? Laury: Natürlich wäre UKW super gewesen. Haben wir jetzt nicht, ist aber auf lange Sicht nicht das Riesendrama, denn die meisten Leute, die ich kenne, hören Musik eh über den Rechner. Und da muss ich einfach kurz Tocotronic zitieren: Digital ist in dem Fall wirklich ein bisschen besser. Durch das Digitale waren wir gezwungen, neu zu denken. Und das wird man dem Programm auch anmerken, dass wir die Chancen, die darin stecken auch nutzen werden. Warum hat es auf UKW nicht funktioniert? Laury: Es gibt keine Frequenzen. Also nicht technisch ausgedrückt: Es war keine Wohnung frei. Nina: Deshalb haben wir uns selber ein Haus gebaut. Es gibt aber Hoffnung, dass ihr irgendwann in das Haus einziehen könnt? Laury: Die würde ich auf jeden Fall nicht aufgeben. Nina: Es ist aber nicht so, dass wir das jetzt als Zwischenlösung ansehen. Laury: Auf keinen Fall. Nina: Da wächst gerade etwas, was ich ungeheuer spannend finde. Da brodelt es gerade. Das ist schon ein Stück Underground im Bayerischen Rundfunk - und die wollen sogar, das wir so sind.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Hier geht es zum Bavarian Open Radio. Mehr zum Thema im Radioschwerpunkt auf jetzt.de Stadtreise mit dem Bavarian Open Radio: Hier stellen Laury und Nina ihre Lieblingsorte in München vor

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