Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

Einmal nur wir Vier

Teile diesen Beitrag mit Anderen:

  1. KONSTELLATION:
  Zwei-Eins-Eins
  Zwei, die sich schon kennen, bringen ihre Partner mit

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


  Wer hatte die Idee?
  Eigentlich keiner. Die zwei Freunde haben sich lange nicht gesehen und wollten gerne etwas zusammen machen. Leider hat einer von ihnen an dem Abend auch dem Partner schon eine gemeinsame Aktion versprochen. Und wenn der eine den Partner mitbringt, macht der andere das natürlich auch (Stichwort „drittes Rad“).
  Was wird gemacht?
  Irgendwas, was die beiden Freunde gerne und oft zusammen machen: ihre Stammkneipe besuchen, einen Monty-Python-DVD-Abend oder Muscheln essen.
  So verläuft der Abend:
  Die Freunde nehmen sich in den Arm und freuen sich wie blöde, die Partner stehen verschüchtert bis genervt voreinander herum, bis sie einander endlich vorgestellt werden. Anschließend reden die Freunde über alte Zeiten, alte Bekannte und was sie gerade alles Tolles machen, die Partner stecken im zähen Smalltalk fest und wünschen sich ganz weit weg. Sie sind zwei dritte Räder und könnten gemeinsam ein super Fahrrad sein, stattdessen hangeln beide unterm Tisch nach der Hand des Partners, der sie allenfalls kurz drückt und einmal nett rüberzwinkert.
  Dieses Spiel passt dazu:
  „Uno“ oder „Mensch ärgere dich nicht“. Leicht genug, um dabei fortlaufen miteinander zu reden (gut für die Freunde) und einzelkämpferisch genug, um ständig für sich allein seine Karten zu sortieren oder seine Männchen im Auge zu behalten sowie anderen eins auszuwischen (gut für die mitgebrachten Partner).
  Ein Satz, der ganz sicher fällt:
  „Nett, dich kennenzulernen.“
   Soll heißen:
  „Du wirst mir entweder egal sein oder ich werde Angst vor dir haben.“
  So endet der Abend:
  Die Freunde nehmen sich nochmals in den Arm und versprechen sich baldiges Wiedersehen. Die Partner umarmen sich ebenfalls – gezwungenermaßen und durchaus flüchtig. Beide werden sich hinterher mit der Frage „Und, wie fandest du ihn/sie?“ konfrontiert sehen, wahrscheinlich „ganz nett“ antworten und dann  schnell ins Bett gehen, um aus diesem furchtbaren Tag hinaus- und in einen neuen, hoffnungsfroheren Tag hineinzuschlafen.
 
  2. KONSTELLATION:
  Drei-Eins
  Drei kennen sich und einer bringt den neuen Partner mit

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



  Wer hatte die Idee?
  Natürlich der mit dem neuen Partner – meist ein Junge, der seinen Freunden seine hübsche und kluge neue Freundin vorstellen möchte.
  Was wird gemacht?
  Etwas, bei dem man gut beschäftigt ist, damit keine verlegenen Situationen aufkommen, zum Beispiel gemeinsam kochen und danach ins Kino. Wenn der mit der neuen Freundin besonders nervös ist, organisiert er einen Ausflug zur Sommerrodelbahn oder in den Tierpark und macht so den Pärchenabend zum Pärchentag.
  So verläuft der Abend:
  Die neue Freundin wird von ihrem Freund vorgestellt. Anschließend versucht er, sie von ihrer besten Seite zu zeigen („Tanja hat neulich erzählt, wie sie beim Oderhochwasser an den Staudämmen mitgebaut hat!“), animiert sie zu sprechen („Tanja, erzähl mal die Geschichte vom Oderhochwasser und dem Hund!“) und moderiert sämtliche Konversationen („Paul, ist dir nicht mal so was ähnliches passiert?“). Insgesamt lernt das alteingesessene Paar dabei die neue Freundin nicht so besonders gut kennen, dafür eine sehr anstrengende neue Seite an ihrem Freund.
  Dieses Spiel passt dazu:
  „Tabu“. Und zwar ausschließlich in der vorgegebenen Pärchenkonstellation, mitnichten kommt es hier zu einem Partnertausch. Das alteingesessene Paar räumt natürlich gnadenlos ab, die neue Freundin ist enttäuscht und ihr Freund lacht nervös und sagt: „Hihi, ja, ein altes Ehepaar versteht sich natürlich blind, hihi.“
  Ein Satz, der ganz sicher fällt:
  „Tanja, was genau studierst du noch mal?“
  Soll heißen:
  „Dein Freund hat es uns zwar schon en Detail erklärt, aber es wäre wirklich ganz schön, wenn du auch mal selbst was sagst.“
  So endet der Abend:
  Der Initiator überschlägt sich vor Begeisterung, wie schön es war und dass man das „unbedingt bald mal wieder“ machen müsse. Die neue Freundin schämt sich mittlerweile und das alteingesessene Paar wird spätestens, wenn es um die nächste Ecke gebogen ist, furchtbar lachen sowie minutenlang mit verstellter Stimme „Tanja, erzähl doch mal!“ sagen.



  3. KONSTELLATION:
  Vier
  Jeder kannte jeden schon vor der Pärchenfindung

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



  Wer hatte die Idee?
  Irgendeiner oder alle zusammen. Möglicherweise ist dieses Treffen sowieso eine feste Institution, findet alle vier Wochen statt und sorgt im sonstigen Bekanntenkreis für genervtes Augenrollen, weil es eine hermetisch abgeriegelte Veranstaltung unter dem Motto „Nur wir Vier“ ist.
  Was wird gemacht?
  Essen, trinken, tanzen, eine Menge reden. Oder so. Man plant das vorher nicht, es soll sich ergeben – man macht ja schließlich keinen Pärchenabend, weil alle sowieso Freunde sind und wird auch nicht müde das zu betonen („Wir treffen uns zwar zu viert, ABER . . .!“)
  So verläuft der Abend:
  Großes Hallo, jeder umarmt jeden (ja, auch jeder seinen Partner) und anschließend versucht man angestrengt zu vermeiden, dass die Mädchen und die Jungs einzelne Gespräche führen oder sich die zusammengehörigen Partner miteinander unterhalten. Als lockerste und am wenigsten pärchenabendmäßige Gesprächskonstellation gilt nämlich: Junge 1 redet mit Mädchen 2 und Junge 2 mit Mädchen 1. Auf diese Weise verlieren sich die betont entspannten vier Freunde in extrem angestrengten Verhaltensregeln.
  Dieses Spiel passt dazu:
  Die vier sind der einstimmigen Meinung, dass ein Spiel spielen nicht zu ihrem Abend passt – der ja schließlich kein Pärchenabend ist. Wenn sie doch spielen, dann „Therapy“, denn man kennt sich ja. Meistens versucht man den Frieden zu wahren („Ach, wie soll ich den begründen, wer hier den höchsten Intellekt hat, ihr seid doch alle so schlau!“). Trotzdem kommt es dann leider doch zum Streit eines Paares („Wie, du würdest mich nicht mit auf eine einsame Insel nehmen?“) und die gute Stimmung ist dahin.
  Ein Satz, der ganz sicher fällt:
  „Kraaass, ich hab noch nie gesehen, wie ihr euch küsst!“
  Soll heißen:
  „Oh. Mein. Gott. Dies ist ein Pärchenabend.“
  So endet der Abend:
  Jeder sagt jedem, wann er ihn wiedersieht („Wir sehen uns morgen und wir uns Samstag, ach, du bist auch da, dann sehen wir drei uns also etc.“), jeder umarmt jeden und danach sind alle furchtbar erleichtert, weil sie endlich wieder Händchen halten dürfen, ohne sich schlecht zu fühlen.
 
  4. KONSTELLATION:
  Vier Spezial
  Es gab die Pärchen schon einmal – aber mit vertauschten Partnern

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



  Wer hatte die Idee?
  Derjenige, der damals aus der Trennung am saubersten rausgekommen ist (wiederum vorzugsweise ein Junge): Er ist null Mal fremdgegangen und hat zehn Mal betont, dass eine Trennung für beide besser sei. Vor ein paar Wochen hat er gesagt: „Ich bin froh, dass alles so gut ausgegangen ist und wir alle wieder glücklich sind. Wir sollten uns treffen!“ In der Folgezeit hatte immer jemand Durchfall oder Elternbesuch, sodass der Termin leider verschoben werden musste. Nun hat es aber doch geklappt. Endlich!
  Was wird gemacht?
  Auf keinen Fall etwas bei jemandem Zuhause, denn da wabern für mindestens einen zu viele Erinnerungen herum und demjenigen kommen dann beim Geruch der Seife im Klo die Tränen. Außerdem sind beim Ausgehen so viele fremde Menschen drum herum, dass Provokationen oder gar Streits und Szenen aus Schamgründen vermieden werden.
  So verläuft der Abend:
  Keiner umarmt keinen. „Schön, dass es endlich geklappt hat“, sagt der Initiator, einer sagt „Mh“, ein anderer nickt, die vierte Person reagiert gar nicht. Es wird mittelviel geredet, meistens sprechen die Paare miteinander und der Initiator wird langsam immer gereizter, weil sich keiner so locker und ausgesöhnt verhält, wie er sich das gewünscht hat. Seine Partnerin sagt ihm, er solle sich beruhigen und fragt seine Ex-Partnerin, ob sie ihn auch immer als so unausgeglichen empfunden hat.
  Dieses Spiel passt dazu:
  „Ligretto“ oder „Halli Galli“: Alle spielen gleichzeitig, erhöhte Aggressivität ist Voraussetzung und wenn ein Ex-Partner dem anderen aus Versehen den Finger bricht, kann das nur ein Versehen gewesen sein.
  Ein Satz, der ganz sicher fällt:
  „Wie geht’s deiner Mutter?“
  Soll heißen:
  „Deine Mutter.“
  So endet der Abend:
  In dem Wissen, dass man ihn ganz sicher nicht wiederholen wird. Falls jemand sehr ehrlich ist, wird er „Naja, das war wohl nichts“ sagen. Möglicherweise endet der Abend aber auch schon früher, weil einer der acht in der Runde vorhandenen Zeigefinger gebrochen ist und ein Arzt konsultiert werden muss.



Text: nadja-schlueter - Illustrationen: Katharina Bitzl

  • teilen
  • schließen