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Eko Fresh ist "unten mit der Stadt": ein Gespräch über München

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Gerade hält er seine neue CD zum ersten Mal in den Händen und strahlt dabei wie ein kleines Kind. „Ekaveli“ heißt das aktuelle Album von Eko Fresh und ist gleichzeitig auch sein Debüt auf Bushidos Label ersguterjunge. Um seine Grippe auszukurieren, bleibt dennoch keine Zeit, denn die Promo läuft im vollen Gange. Vollgepumpt mit Medikamenten wartet er auf seinen Auftritt bei TRL (MTV) in Berlin. Für ein kurzes Gespräch mit Hanna van der Velden nahm er sich trotzdem Zeit.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

jetzt.muenchen: Auf deinem neuen Album coverst du den legendären Hit „Ohne Dich“ der Band Münchener Freiheit. Wie kam es dazu? Eko Fresh: Die Idee habe ich schon seit Jahren im Kopf, bisher aber leider nie umgesetzt. Dieser Refrain in „Ohne Dich“ ist für mich ein deutsches Wunderwerk. Er bleibt sofort im Ohr hängen und ist sehr massentauglich. Wenn die Leute den Song hören, sagen sie „Ach, das kenn’ ich doch noch“ und tanzen und feiern weiter. Auch Menschen, die sonst nicht viel mit Hip Hop zu tun haben, können mit „Ohne Dich“ etwas anfangen. Es ist das einzige kommerzielle Lied auf meinem neuen Album. „Ich war das BMG-Firmenmaskottchen“ jetzt.muenchen: Was genau hast du denn in deinem Cover von „Ohne Dich“ verändert? Eko Fresh: Wir haben die Hook als Sample benutzt und einen neuen Beat druntergelegt. Trotz des Samples ist der Song aber immer noch sehr Hip Hop-lastig. Er fällt also nicht aus dem Rahmen. Die Hookline haben wir dann etwas hochgepitcht. Das ist im Hip Hop eine sehr gängige Methode: Dabei wird das jeweilige Sample etwas schneller abgespielt und als Resultat erhält man dann eine Art Piepsstimme. „Ohne Dich“ ist aber immer noch ein Liebeslied, genau wie im Original. Für wen, verrate ich nicht. Wer aber genau hinhört, kann es erahnen. Ich bin sehr zufrieden mit dem Resultat und hoffe, dass es die zweite Single werden wird. Denn es ist eine richtig dicke Nummer geworden. jetzt.muenchen: Du warst früher bei BMG mit Sitz in München unter Vertrag. Verbindest du diese Erfahrungen mit München? Eko Fresh: Mit München verbinde ich definitiv meine Erinnerungen an die alten BMG-Tage. Ich war ja früher sozusagen das BMG-Firmen-Maskottchen, der kleine Celebrity. Ich durfte immer sofort in den Aufzug steigen und hoch in die Chef-Etage fahren. Doch jetzt bin ich an einem neuen Punkt angelangt. Ich habe meine eigene Musik mehr im Griff und lieber mehr Kontrolle und weniger kommerziellen Erfolg, als umgekehrt. Davon hatte ich einfach genug. Ich habe einen Cut gemacht und meine Karriere neu gestartet. Und ich bin froh, dass ich nun bei ersguterjunge in einem so tollen Team bin. jetzt.muenchen: Abgesehen von deinem früheren Label – welchen Bezug hast du noch zu München? Eko Fresh: Wenn ich an München denke, fällt mir natürlich auch die Juice ein. Das ist ein sehr bekanntes deutsches Rap-Magazin, das mich immer sehr in meiner Karriere unterstützt hat. Und natürlich die Bravo. Mit der habe ich auch noch ein Hühnchen zu rupfen. Denn ich war damals quasi der erste Rapper, der sagte, dass er etwas mit der Bravo macht. Ich habe das Eis zwischen der HipHop-Szene und der Bravo gebrochen. Und dafür habe ich nie Respekt bekommen. Auch Thomas Stein, mein Ex-Manager, erinnert mich an München. Mit ihm habe ich mal einen Hip Hop-Store besucht und ihn dort dann mal so richtig Hip Hop-mäßig eingekleidet. Das war lustig. Aber auch sonst bin ich mit München down. Ich habe einige Kollegen in München, wie zum Beispiel Alias, der ein guter Homie von mir ist. jetzt.muenchen: Apropos Kollegen. Wie denkst du denn über Aggro-Grünwald, dem Nobel-Rap aus dem Münchener Wohlstandsviertel Grünwald? Eko Fresh: Von Aggro Grünwald habe ich noch nichts gehört. Aber ganz ehrlich: Ich würde mir nie eine CD anhören oder kaufen, auf der mir erzählt wird, wie reich der Künstler ist. Ich habe auch schon sehr viel Geld gehabt und dann wieder etwas weniger, aber ich würde niemals damit angeben. Ich wünsche denen natürlich viel Glück, es ist ja auch mal etwas Neues, aber mein Ding ist es nicht. Für mich ist es schon fast eine Sünde, wenn man mit seinem Hab und Gut angibt. jetzt.muenchen: Wie sieht es denn mit anderen Münchener Bands aus? Blumentopf kommen ja zum Beispiel auch aus München . . . Eko Fresh: Blumentopf finde ich cool. Also die Musik finde ich nicht unbedingt cool, aber die Art wie die Band sich treu bleibt. Sie versuchen nicht auf einen neuen Hype umzuspringen, sondern machen schon seit Jahren die gleiche Musik. Blumentopf machen ja auch eher so Studenten-Rap, also die Fans sind auch etwas schlauer. Viele sehen das als uncool an, aber ich ziehe da nur meinen Hut vor. jetzt.muenchen: Erinnerst du dich noch an dein erstes Konzert in München? Eko Fresh: Nicht an mein erstes Konzert, aber an einen richtig fiesen Auftritt in München. Das war das schlimmste Konzert meines Lebens. Es war so eine Party von Subword, der HipHop-Abteilung von BMG. Und zu der Zeit gab es gerade diesen Streit in der Rapszene zwischen Kool Savas und mir. Wie der Zufall es wollte, hatten wir an diesem Abend beide einen Auftritt dort. Der Streit war noch ganz frisch und alle waren auf Savas Seite. Echt, es war eine Aggressivität in der Luft, die waren richtig auf Gewalt aus. Ich habe eine Bierdusche und noch mehr abbekommen und es irgendwie überlebt. Eigentlich habe ich versucht, diesen Tag zu verdrängen. jetzt.muenchen: Ich hoffe, dass du trotz dieser Erfahrung trotzdem noch in München auftreten wirst? Eko Fresh: Ja klar, ich bin immer gerne in München. Viele Fans, die etwas im Forum auf meiner Website schreiben, kommen auch aus München. Also ich weiß, dass die Leute mich dort mögen. Mit meinem neuen Album „Ekaveli“ werde ich auf jeden Fall eine kleine Clubtour machen und da wird München natürlich auch ganz oben auf meiner Liste stehen.

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