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„Es war ganz wichtig, mir die Charlotte auszutreiben“: Frau Roche im Gespräch

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In „Eden“ spielst du eine junge Frau, die durch ihre Freundschaft zu einem Meisterkoch aus ihrem tristen Alltag befreit wird. Dabei bekommst du die unglaublichsten Dinge aufgetischt – einmal sogar Stierhoden. Hast du die wirklich gegessen? Roche: Das, was man im Film sieht, sind keine Stierhoden. Die sind so teuer, das hätten wir nicht machen können bei den ganzen Wiederholungen für die Szene. Aber an dem Tag, als die Szene endlich im Kasten war, kam der Koch zu mir und sagte: „Ich hab’ eine Überraschung für Dich: Einen Stierhoden.“ Ein Ei war ungefähr so groß wie meine Handfläche und sah aus wie ein kleines Hirn. Hat auch ein bisschen wie Kalbsbries geschmeckt. Gibt es für dich eine Schmerzgrenze beim Essen? Nein. Wenn ich irgendwo im Ausland bin und es gibt schreckliche Dinge, dann probiere ich die. Das letzte Gericht auf der Fleischkarte etwa, bei dem die Kellnerin sagt: „Oh, das ist nichts für Touristen.“ Das ist meistens so was wie eine Wurst aus gepressten Hoden. Auch wenn ich nur die Hälfte schaffe, kann ich wenigstens sagen: „Ich hab's mal probiert.“

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

„Eden“ ist deine erste Filmrolle – was hat Dich an dieser Geschichte gereizt? Mir sind sehr oft Bücher zugeschickt worden – und es waren immer Drehbücher, wo ich eine Musikfernseh-Moderatorin spielen oder ein Interview mit einem Star führen sollte. Es war sehr schwer, diese Drehbücher zuzuklappen, weil ich immer gerne schauspielern wollte. Ich habe es dennoch jahrelang gemacht. Bei diesem Film war es so, dass ich schon auf der ersten Seite gedacht habe: Wahnsinn! Und da war mir klar: Wenn es sein muss, bring ich ein paar Leute um, dass ich das spielen darf. Ich bin wirklich ausgeflippt und habe so was von gelernt für das Casting. Du bist schon perfektionistisch, oder? Voll! Ekelhaft, so ’ne ehrgeizige Kuh, oder? (lacht sich tot) Bei Sachen, die mir am Herzen liegen, bin ich wirklich akribisch. Ich hab’ meinen Freund, meine Mutter, alle wahnsinnig gemacht. Die mussten immer mit mir üben, üben, üben. Sie haben mir gesagt: Du kannst es. Und ich hab gesagt: Ja, aber nicht gut genug. Bisher warst du immer deine eigene Regisseurin. War es ungewohnt, am Set plötzlich auf die Anweisungen eines anderen zu hören? Das ist was komplett anderes. Als Schauspieler in einem Film ist man ein Rad von vielen. Und wenn man das so ernst nimmt, wie ich diesen Film ernst genommen habe, dann hat man wahnsinnige Angst. Da komme ich nicht hin und bin selbstbewusst wie beim Fernsehen, wo ich mir von niemandem was erzählen lasse. Bei „Eden“ hatte ich kein Selbstbewusstsein. Ich stand zwischen zwei super Schauspielern wie Devid Striesow und Josef Ostendorf, die beide schon viel Theater und Film gemacht hatten, und dachte, ich werde zermalmt. Ich war so klein mit Hut. Eine komplett andere Charlotte. Ich hatte Alpträume, Versagensängste, hing immer an den Lippen des Regisseurs Michael Hofmann. Beim Fernsehen hätte ich mir gedacht: „Ach, ist mir doch egal, was du sagst, ich mach eh, was ich will.“ Beim Film habe ich immer akribisch versucht, das zu machen, was mir der Regisseur befohlen hat. Der Charakter der Hauptfigur Eden ist so ganz anders als deiner. Ist es dir schwer gefallen, dich in sie hineinzuversetzen? Ja. Selbst wenn ich den Film jetzt sehe, rege ich mich total über sie auf, weil sie so passiv ist. Es war auch schwer, das zu spielen. Für den Regisseur war es ganz wichtig, mir die Charlotte auszutreiben. Er wollte weder, dass ich so aussehe wie die Charlotte, die man kennt, noch, dass ich mich so benehme. Ich kann mich erinnern, als wir geprobt haben und er die Szene abgebrochen hat und gesagt hat: „Du sprichst wie Charlotte. Das ist nicht Eden.“ Eden ist eher schüchtern, ein bisschen geduckt und unsicher. Sie bekommt es ja auch von allen Seiten ab. Und sie bricht nicht etwa aus, sie ist nicht aktiv. Und das (seufzt), das hat mich so verrückt gemacht. Der Regisseur hat immer gesagt: „Ich weiß, dass Du nicht so wärst, aber darum geht’s hier nicht.“ Das ganze Charlottehafte hat er gleich gestoppt und gesagt: „Aufhören, weg damit!“ Der Film hat in Rotterdam und Pesaro schon zwei Publikumspreise gewonnen. Was glaubst Du gefällt dem Publikum am besten an „Eden“? Die platonische Beziehung zwischen dem Koch und Eden. Das finden viele ganz toll, glaube ich. Hat sich Eden denn am Ende doch in ihn verliebt? Ja, finde ich schon. Sie hat es sich bloß nicht eingestanden. Hätte sie vielleicht lieber mal mehr auf Charlotte hören sollen. Ja! Dann wären die beiden schon längst zusammen und hätten mehrere Kinder! Bild: Pandora Filmverleih

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