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„Heftiges Recruiting“: Wie Lisa weltweit um Studenten für ihre Uni wirbt

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Lisa, was macht ein Uni-Promoter? Ich bin ein sogenannter Admissions Counselor. Zu meinen Aufgaben gehören erstens die Uni-Promotion und zweitens das Lesen von Bewerbungen. Wir haben ein großes Komitee aus Professoren und Admission Counselors und treffen dort die Entscheidung, wer an der Jacobs University studieren kann. Wie bist du zu dem Job gekommen? Ich hatte gerade in Berlin ein Praktikum begonnen, als ich von der frei gewordenen Promotion-Stelle hörte. Mich kannte an dieser sehr kleinen Uni jeder, was natürlich für Pluspunkte sorgte.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Lisa Heindl, Promoterin für die Jacobs University Du machst den Job erst seit kurzem. Wohin bist du bisher gereist? Ich war in Stuttgart, München, Berlin, in einem Internat in Norddeutschland, in Belgrad, in Italien, in der Schweiz, in Madrid und in Den Haag. Das Jahr besteht zur Hälfte aus Promotion-Reisen und zur anderen Hälfte aus dem Bearbeiten der eingegangenen Bewerbungen. Im Moment findet heftiges Recruiting statt. Sucht ihr die neuen Studenten nur in Europa? Nein, wir recruiten auf der ganzen Welt. Bedeutet das, dass du innerhalb des nächsten halben Jahres die gesamte Welt bereisen wirst? In den vergangen Promotionphasen waren Mittel- und Südamerika, Asien, Afrika, Nahost und die USA dabei. Das steht mir wohl bevor. Wie sieht so eine Tour aus? Entweder ich besuche die Schulen direkt – gerne International Schools – , oder ich halte Vorträge auf Messen. Ich erzähle von den verschiedenen akademischen Programmen, die meine Universität anbietet. Ich mache Präsentationen, beispielsweise im Englischunterricht oder in größeren Schulforen. Danach stehe ich für Einzelgespräche mit Schülern bereit, die sich erkundigen wollen oder Informationsmaterial einsammeln möchten. Abends komme ich spät in mein Hotelzimmer und falle müde ins Bett. Bist du auf den Touren allein unterwegs? Ich bin etwa die Hälfte der Zeit allein unterwegs, bei sehr großen Messen werde ich von Kollegen begleitet. Was wir sehr gerne machen, sind Touren mit den sogenannten ACO Colleges, American Colleges Overseas. Da reisen wir in Gruppen von zwölf Leuten von verschiedenen amerikanischen Universitäten in Europa umher. Es ist leichter, Zugang zu den Schulen zu bekommen, wenn man gleich mit zwölf Unis ankommt. Wirst du gut bezahlt? Ich arbeite ganztags und bekomme dafür ein normales Einstiegsgehalt. Ende 2006 hat die Jacobs Stiftung 200 Millionen Euro an deine Universität gespendet. Sie wurde dann umbenannt. Wie hat die Spende das Klima an deiner Hochschule verändert? Das ist während meines Studiums passiert. Als ich das Studium begann, hieß die Uni noch „International University Bremen“. Verändert hat sich im Prinzip nichts. Außer dass mehr Geld in die Forschung fließt und in Stipendien. Sowohl Herr Treusch, unser Präsident, als auch Herr Jacobs haben genau festgelegt, dass sich an der Uni ideologisch nichts ändern soll. Herr Jacobs wollte die Uni fördern, nicht verändern. Und genauer gesagt steckt hinter der Spende auch die Jacobs Foundation, die viele Erziehungprojekte weltweit fördert. Das Geld ist zur Stabilisierung der Uni gedacht, es sollte keinen Umbruch geben. Was ist das besondere an deiner Uni? Das Ziel der Universität ist im Grunde, internationale Führungspersönlichkeiten zu entwickeln. Wir achten sehr darauf, dass bei der Aufnahme der Studenten die Finanzen keine Rolle spielen. Wir haben eine Menge von Stipendien, um nicht so gut situierten Studenten das Studium an der Uni zu ermöglichen. Zusätzlich gibt es noch einige Stipendien aus der Wirtschaft. Wir haben zum Beispiel Vodafone-Stipendien. Das sind sechs Vollstipendien für arme Kinder aus Einwandererfamilien in Deutschland, damit auch sie bei uns studieren können. Entstehen mit den Wirtschaftsstipendien Verpflichtungen? Man bindet sich mit den Stipendien an nichts und niemanden. Aber nehmen wir einmal den neuen Logistiksåtudiengang an unserer Uni. Da werden viele Logistikunternehmen Interesse daran haben, dass da tolle junge Leute herauskommen, die vielleicht später in der Branche arbeiten. Doch all diese Firmen haben keinerlei Einfluss auf das akademische Curriculum. Wenn die Wirtschaft in unsere Uni investiert, dann nur, um Studenten das Studium zu ermöglichen, in der Hoffnung, sie könnten sich dann durch ihre Arbeitskraft später in der jeweiligen Firma einbringen. Wenn man das vergleicht mit dem amerikanischen System – dort ist das Ganze sehr anders als in Deutschland. Da werden fast alle Großuniversitäten, ob Harvard oder Yale, zu riesengroßen Bestandteilen aus der freien Wirtschaft finanziert. Das ist ein Trend, der hoffentlich bald auch in Deutschland einsetzten wird. Wozu brauchen wir „privatisierte Bildung“? Die freie Wirtschaft hat ein viel größeres Geldpotential, um Universitäten zu fördern. Eine Universität wie Harvard kritisiert man auch nicht und sagt: Schrecklich, eine Privatuni, da hat die Wirtschaft sicherlich eigene, miese Interessen. Man bewundert so eine Uni, ist beeindruckt, da werden schließlich tolle Menschen ausgebildet. Das ist auch das Ziel der Jacobs University. Ich selbst sehe mich auch nicht als Repräsentantin des Wirtschaftsunternehmens Jacobs, sondern ich repräsentiere genau dieselbe Uni, für die ich mich damals entschieden habe, die ich so schätzen gelernt habe. Ich würde die Uni auch nicht mehr vertreten wollen, wenn sie sich durch den Wirtschaftseinfluss negativ verändert hätte.

Text: sascha-chaimowicz - Foto: privat

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