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Herr Oberst, gute Nacht!

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  Conor Oberst hat mit seiner Band „Bright Eyes“ (zu der noch Mike Mogis und Nate Walcott gehören) ein neues aber letztes Album gemacht. Ein Gespräch über Dinge, die man irgendwann zur Seite legen muss.
    
  jetzt.de: Nachträglich herzlichen Glückwunsch zum 31. Geburtstag, Conor! Haben Sie ein wenig gefeiert oder macht man das in Ihrem Alter nicht mehr?
  Conor: Na ja, der Geburtstag war an einem freien Tag auf Tour. Es gab Kuchen, die Jungs und ein paar weitere Freunde waren da und wir sprachen über meinen Geburtstag. Dabei blieb es, alles war sehr gediegen. Ich bin ja mittlerweile schon thirty-one-derful, haha!
  
  jetzt.de: Fühlen Sie sich auch so alt?
  Conor: Ja, ich fühle mich manchmal alt, so wie jetzt gerade. Aber das liegt daran, dass ich völlig übermüdet bin. Ich bin noch im New York-Rhythmus. Wenn ich ausgeschlafen bin, geht es eigentlich, dann fühle ich mich eigentlich noch ziemlich jung.
 
  jetzt.de: Warum singen Sie dann in einem Ihrer neuen Songs „It’s time for me to go“? Warum haben Sie schon vor zwei Jahren angekündigt, dass das nächste „Bright Eyes“-Album das letzte sein werde? Das klingt unmissverständlich nach Abschied, ja fast nach Ruhestand.
  Conor: Nun, man kann das so und so verstehen. Weißt du, das alles ist manchmal ein wenig wie ein spannendes Themenheft, in das man sich lange Zeit vertiefen kann. Du entdeckst und lernst ganz viel über eine bestimmte Sache, du schlägst mal diese und mal jene Seite auf, aber irgendwann willst du es eben auch schließen und beiseite legen. Dann ist es Zeit für Neues. 
 

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert
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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



  jetzt.de: Das Vorgehen könnte man auch als eine gut angelegte Promotion-Masche bezeichnen . . .
  Mike: Natürlich! Eigentlich müssten wir dann auch jeden Tag sagen, dass unser nächstes Konzert das letzte sein wird, damit die Läden ausverkauft sind. 
     
  jetzt.de: Wird das „Bright Eyes“-Kapitel geschlossen, weil ihr gelangweilt vom Musikerdasein und vom Touralltag seid?
  Mike: Nein, ganz im Gegenteil. Wir sind aufgeregt und freuen uns über das neue Album und auf die Tour. Grundsätzlich haben wir nach wie vor sehr viel Spaß am Musikmachen. Aber erzähl das keinem, das soll ein Geheimnis bleiben . . . Im Ernst: Wir machen diesen ganzen Mist doch nur, um am Ende des Tages eine Show spielen zu können, um die Möglichkeit zu haben, ein Album aufnehmen zu dürfen. Das ist es alles wert. 
 
  jetzt.de: Was macht eurer neues Album „The People’s Key“ dann so wertvoll und besonders für euch?
  Nate: Alle „Bright Eyes“-Alben sind im Vergleich zueinander sehr verschieden. Dieses Album klingt aber mehr nach einer Band. Es ist weit davon entfernt, nur einem Songwriter-Feeling zu entsprechen.
  Mike: Es gibt weniger Folk und Country, etwas mehr Rock und viel mehr Pop zu entdecken. Irgendwie haben wir mit diesem Album noch einmal ganz neu angefangen. Und nicht zuletzt hatten wir sehr viel Spaß und Freude dabei! Wir haben andere Sounds genutzt, andere Instrumente gehabt und ausprobiert.
  Conor: Und neue Klamotten haben wir dabei tragen dürfen! Nein, ich scherze nur . . .   

  jetzt.de: So ungewöhnlich ist es heute aber nicht, dass Bands ihre dahinsiechenden Einnahmequellen durch „Endorsement-Deals“ mit Markenartiklern aufpeppen.
  Mike: Nee, bei „Bright Eyes“ ist das nicht so. Mit „Monsters Of Folk“, der Band, mit der ich und Conor in den letzten Jahren ein Album aufnahmen und ein wenig tourten, haben wir mal Saiten gesponsert bekommen, glaube ich. Aber das ist eigentlich auch total verrückt: Da bekommen Bands, die sich zumindest noch ihre Saiten selbst leisten können, diese Dinger und anderes Zeug geschenkt!
  Conor: Ja, das ist wieder eines der vielen ironischen Dinge dieser Welt . . . 
 
  jetzt.de: Was zählt für Sie denn zu derart ironischen Dingen?
  Conor: Regen an einem sonnigen Tag, zum Beispiel. Oder ein 12jähriges Mädchen eines der seltsamsten und hässlichsten Hotels, das ich je gesehen habe, designen zu lassen. Sowas gefällt mir. Aber nun bin ich hundemüde: Gute Nacht.

Text: bjoern-bauermeister - Fotos: joachimzimmermann.de

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