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In der Tradition von Giorgio Moroder: Das Label „Permanent Vacation“

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„Gerade ist doch die allerbeste Zeit“, sagt Benjamin Fröhlich, „um ein Label zu gründen.“ Er blinzelt in die warme Oktobersonne. Die Krise der Plattenindustrie, in der abwegig erscheint, sich ausgerechnet mit einem Plattenlabel selbstständig zu machen, scheint den DJ wenig zu stören. Obwohl er gestern bis morgens um halb sieben hinter den Plattentellern stand, wirkt Benjamin Fröhlich sehr entspannt. Dazu hat der 26-Jährige allen Grund, denn seit er im Juni das Disco-Label „Permanent Vacation“ gegründet hat, ist für den Münchener DJ und Plattenladenbesitzer viel passiert. Gleich die erste Veröffentlichung „Permanent Vacation“ wurde im DJ-Magazin „Groove“ auf Anhieb zur Compilation des Monats gekürt, und internationale DJ-Größen wie Peter Kruder oder Lindström waren von der Musik-Auswahl Benjamin Fröhlichs begeistert: Die DJs schrieben ihr Lob in das MySpace-Gästebuch des Labels im Internet.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Kennengelernt haben sich Benjamin Fröhlich und sein Partner Tom Bioly im letzten Jahr, als beide „Isargold“ zusammenstellten, eine Bestandsaufnahme des elektronischen Musikschaffens in München. Sie fanden sich sympathisch und in Anlehnung an den ersten Jim-Jarmusch-Film auch gleich den passenden Labelnamen. Nachdem sie sich bei den Behörden ihren „Gewerbeschein zur Tonträgerherstellung“ abgeholt hatten und ein zugkräftiger Partner für den Vertrieb gefunden war, stand bald darauf die erste Plattenveröffentlichung im Regal von Benjamin Fröhlichs eigenem Plattenladen „Play Records“ in der Reichenbachstraße: eben jene Compilation „Permanent Vacation“. Ihre aktuelle Veröffentlichung ist „Camino del Sol“ von der belgischen Band Antena, die kühle New-Wave-Elektronik in sonnig zurückgelehnten Bossa Nova taucht, und deren berühmteste Fans die Franzosen von Novelle Vague sind. Mit Antena haben Fröhlich und Bioly eine ihrer Meinung nach zu Unrecht vergessene Band aus den 80er Jahren wieder aus der Versenkung geholt. Einzelne Stücke ließen sie remixen. „Wir haben geschaut, dass alle Remixer auch Fans von Antena sind“, erklärt Benjamin Fröhlich die Kriterien bei der Auswahl der Remixer. „Dadurch erhält man einfach die besseren Resultate.“ Inzwischen wurde auch der erste eigene Künstler unter Vertrag genommen: Ein Album der Sängerin Kathy Diamond wird im Frühjahr erscheinen. Die Londonerin ließ es von dem bekannten Disco-Produzenten Maurice Fulton produzieren, veröffentlichen wollte sie es bei „Permanent Vacation“. Der Kontakt zu ihr kam übers Internet zustande – für Tom Bioly der Beweis, wie wichtig die Webpräsenz für ein kleines Label ist. „Kathy Diamond hat uns angeschrieben, auch die Remixe kamen übers Internet zustande“, erklärt Benjamin. Wenn man die beiden nach dem Sound ihrer Heimatstadt München fragt, sagen sie: „München ist Disco-Stadt. Das war schon in den 70er Jahren mit Giorgio Moroder so – und so ist es auch heute mit den ganzen anderen Discoheimern.“ In dieser Tradition sieht sich „Permanent Vacation“. Gerade profitiert das Label noch vom grassierende Disco-Hype, doch Benjamin Fröhlich sieht selbstwusst in die Zukunft: „Spannend wird, was nach dem Hype passiert.“ Foto: Domink Alves

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