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Mehr Musik für die Mensa

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Montagabend, 19 Uhr, die Internetradiosendung „Studentenstadl“ öffnet ihre Pforten. Wer bei dem Titel Volksmusik erwartet, liegt aber falsch. Gerade hat sich ein Hörer via Mail Musik von Less Than Jake gewünscht und nur wenige Maus-Klicks später hat Moderator und Student Florian Paul den gewünschten Song gefunden und moderiert ihn an – passenderweise garniert mit Nischenwissen aus der Punkrockszene.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

35 Hörer lauschen an diesem Abend der Indie-Rock-Sendung von „Radio Microwelle“, dem offiziellen Web-Radio der Fachhochschule München. „Die Zahl hört sich vielleicht nicht nach viel an, aber damit sind wir in den Ranglisten der Internetradios schon im oberen Drittel“, sagt Thorsten Schöckel, 28, der das Radioteam gemeinsam mit Hans Paulini leitet. Hans, 28, war es auch, der den Sender vor einem Jahr ins Leben gerufen hat. Darf ich moderieren? Täglich wird aus der Schachenmeierstraße in Neuhausen Wissenswertes rund um FH, Uni und Leben in München in die Weiten des Internets geschickt. Wäre es nach Redaktionsleiter und Microwelle-Gründer Hans Paulini gegangen, hätte die Mannschaft das Jubiläum schon früher gefeiert: Drei anvisierte Starttermine mussten aus organisatorischen Gründen verstreichen, ehe die „Microwelle“ am 13. Januar 2006 mittags um zwölf Uhr auf Sendung gehen konnte. Dem Sendestart waren neun Monate Vorbereitungsarbeit vorausgegangen; bereits im Frühjahr 2005 hatte Hans, inspiriert von der Vielzahl der Uni-Radio-Sender im Internet, die Idee für ein FH Radio. Er wandte sich an die Hochschulleitung, die begeistert jede Unterstützung zusagte – außer Geld. Genau daran aber fehlte es am meisten, weil Computer, Telefon, GEMA-Gebühren oder Mikrofone bezahlt sein wollten. Was tun? Wirtschaftsinformatik-Student Hans Paulini nahm kurzerhand an einem Fundraising Seminar im Fachbereich Marketing teil. Er lernte, wie man Geld auftreibt und hatte ein halbes Jahr später tatsächlich einen Werbepartner gewonnen. So konnte er mit dem Drucken von Flyern und mit der Organisation der Technik beginnen. 20 bis 30 Stunden, schätzt Hans, hat er im vergangenen Jahr für das Radio gearbeitet – jede Woche. „Das Schwierigste ist, die Leute zu koordinieren“, sagt er. An freiwilligen Mitarbeitern nämlich mangelt es ihm nicht. Florian zum Beispiel, der gerade den Studentenstadl moderiert, kam vor einem halben Jahr vorbei und fragte, ob er eine Sendung moderieren dürfe. Seine Moderatorenkollegen Christoph und Julian brachte er gleich mit.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Das Microwelle-Team besteht derzeit aus zehn Studenten, weitere 20 Studenten zählen zu dem, was Hans den „weiteren Dunstkreis“ nennt. Die Mischung im Team ist ausgewogen: Die Mitarbeiter kommen aus zehn der insgesamt 14 Fachbereiche an der Fachhochschule. „Das ist super für uns. Wir haben dadurch eine große Vielfalt und es wird nicht immer über das Gleiche gesprochen“, sagt Thorsten. „Wirtschaftswissenschaftler sind bei uns genauso dabei wie Mechatroniker und Ingenieure.“ Eine Vielfalt, die sich im Programm spiegelt, wenn zum Beispiel die Touristikstudenten regelmäßig Sendungen auf Spanisch oder Französisch machen; mittwochs läuft die „Netwelle“, eine Sendung, in der sich alles um das Internet dreht; und seit neuestem gibt es immer dienstags die „Lokalisten-Show“, die in Zusammenarbeit mit den Machern der Internetplattform entstanden ist und neue Hörer zur Microwelle bringen soll. Damit nicht zu viele „Ähs“ und gestotterte Sätze zu hören sind, kommen immer wieder Profis vorbei, die die Moderatoren coachen. Ein Moderator von Fußball-Bundesliga-Spielen und der „Morningman“ eines Regionalsenders waren schon da. „Die kommen gerne zur Nachwuchsförderung“, sagt Hans. Auf Metallica folgte Robbie Das Hauptproblem zu Beginn war übrigens auch nicht die mangelnde Moderationsqualität, nein: Immer wieder gab die Musikauswahl Anlass zu Beschwerden. „Wir hatten ein Problem mit der Software, und dann kam zum Beispiel Metallica direkt nach Robbie Williams. Ergebnis: Pophörer und Metaller waren frustriert.“ Deswegen gibt es jetzt Sendungen, in denen donnerstags Elektro, freitags gemischte Musik in der „Radio WG“ und montags Indie und Alternative mit Flo Paul und seinen Freunden läuft. Die richtige Musik-Rotation will erst gelernt sein. Gegen Semester-Ende zum Beispiel ist es wichtig, dass vor allem zu später Stunde ruhige Musik gespielt wird: Viele Studierende lernen dann bis in die Nacht hinein auf ihre Prüfungen und lauschen nebenbei der Microwelle. „Da hören uns auch nachts um drei noch zehn bis 15 Leute“, sagt Thorsten. Mittelfristig wollen die Macher vor allem erreichen, dass sich die Studenten über das Radio mit der FH identifizieren. Mehr noch: „Wir wollen das Sprachrohr der FH werden“, sagt Thorsten. Dazu beitragen könnte ein Projekt, das das Redaktionsteam seit einigen Wochen vorbereitet. Anfang Februar wird Radio Microwelle erstmals in der Pasinger FH-Mensa aus den Lautsprechern schallen. Wenn das Experiment gut geht, sollen irgendwann alle FH-Mensen von Microwelle beschallt werden. Thorsten freut sich schon: „Dann entkommen sie uns nicht mehr.“ Mehr unter radio-microwelle.de Fotos: Microwelle

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