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München: Wo die Liebe wohnt

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Das Paar: Christoph, 22, und Denise, 20 Der Liebesort: Olympiaberg Das sagt Denise: „Wir kennen uns inzwischen schon fast eineinhalb Jahre. Ein Paar sind wir aber erst seit November. Christoph kam für ein Praktikum aus dem Westerwald nach München und lernt momentan an der Berufsoberschule fürs Abitur. Ich arbeite in einem Jugendhotel und fange im April an, Realschullehramt zu studieren. Der Olympiaberg ist der Ort, an dem wir uns richtig kennen gelernt haben. Es war der erste Ort, an den wir nur zu zweit hingegangen sind, ohne andere Freunde. Das war 2004, in der vierten Septemberwoche. Christoph hat in der Nähe vom Olympiapark gearbeitet, und ich habe nicht weit von unserem Lieblingsplatz entfernt gewohnt. Deshalb waren wir auch danach ganz oft in der Mittagspause oder abends dort. Wenn wir uns ungestört unterhalten wollten, dann haben wir immer gesagt: Gehen wir zum Olympiaberg. Dort haben wir die intensivsten Momente erlebt, dort hatten wir tiefe Gespräche. Der Olympiaberg ist ein Ort, wo man mitten in der Stadt und trotzdem irgendwie alleine ist. Es ist ein Ort der Stille. Man kann seinen Blick schweifen lassen und über Sachen manchmal ganz anders nachdenken. Man steht über der Stadt und steckt nicht im ganzen Gewühl drin. An einem sonnigen Mittag sind wir auch mal dorthin geflüchtet. Es war Föhn und man konnte die Berge sehen. Auf einer Wiese saßen ganz viele Pärchen . Wir haben uns dazu gesetzt. Da waren wir noch gar nicht zusammen. Es war aber total romantisch. Christoph war ziemlich nervös, ich gar nicht, aber wir erinnern uns noch sehr genau an diesen Moment. München ist die coolste Stadt. Hier gibt es die schönsten Plätze für Pärchen, an denen zwar viele Menschen sind, man aber trotzdem nicht auffällt. Die Stadt ist super – gerade wegen der schönen Skyline und dem konservativen Flair. “ (Protokoll: Sarina Märschel)

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Paar: Markus, 25 und Manu, 28 Liebesort: Atomic Cafe Das sagt Markus: „Wir kannten uns schon ein bisschen, also nicht face to face, sondern sind in einem Online-Forum übereinander gestolpert, haben uns dann sehr oft ziemlich viel Blödsinn geschrieben und Fotos geschickt. Eines Freitagabends, in bester Tanzfeierlaune, war ich mit zwei Freunden im Atomic Cafe. Dass es uns beiden dort gefällt, wussten wir vorher. Mitten im Trubel vor dem DJ-Pult zupft mich dann plötzlich jemand am Ärmel. Als ich mich umdrehte und eine wunderbare Dame vor mir sah, wusste ich sofort, wer vor mir steht. Wir sind erstmal an die Bar verschwunden, sehr zur Verwunderung meiner beiden Freunde, die überhaupt keine Ahnung hatten, was da gerade passierte. Ich glaube, wir haben uns so an die drei Stunden an einem Gin Tonic und einem Bier festgehalten und nicht mehr aufgehört zu reden und zu lachen, alle anderen waren wie weggefegt, wunderbar, ein Club für uns allein. Vielleicht sollte ich erwähnen, dass ich damals eigentlich Enthaltsamkeit gelobt hatte. Das hielt nicht lange – ein kurzes Lächeln und weg war das olle Gelübde. Irgendwann morgens, als das Licht anging, bin ich gegangen. Bis zum nächsten Kuss verging dann schon noch einige Zeit, aber es war bei weitem nicht der letzte.“ (Protokoll: Michele Loetzner)

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Paar: Vroni, 24, und Friedemann, 25 Liebesort: Hofgarten Das sagt Vroni: „München hat bei uns ziemlich viele Sympathie-Punkte, denn ohne München würden wir uns gar nicht kennen – ich bin aus Freising nach München gezogen, um Sprachheilpädagogik zu studieren, und Friedemann hat den Schwarzwald verlassen, um Zivi in dieser großen Stadt zu werden. Inzwischen studiert er hier Politikwissenschaft und ist seit vier Monaten mit mir zusammen. Es war an einem Abend im November. Wir haben zusammen gegessen und wollten nur noch schnell von Friedemanns WG in der Giselastraße zur U-Bahn am Odeonsplatz laufen. Das hat zweieinhalb Stunden gedauert. Als wir vom Englischen Garten in den Hofgarten eingebogen sind, stand hinter der Theatinerkirche der Mond – wir haben beide gemerkt, dass die Atmosphäre in diesem Moment absolut romantisch war. Es war ein klarer Abend, der Himmel war ganz ungewöhnlich. Wir sind Arm in Arm stehen geblieben und haben den Mond angeschaut. Unsere Zehen sind fast abgefroren, aber keiner wollte weitergehen. Wir gehen unheimlich gerne zusammen spazieren. München ist eine gute Pärchen-Stadt, weil es genügend Parks für werdende Paare gibt. Beim Spazieren lernt man sich gut kennen und kann gucken, wie lange man es zusammen aushält und ob man eine bestimmte Stimmung gemeinsam genießen kann. Außerdem studieren wir beide, und wenn man den ganzen Tag über Büchern hängt, ist frische Luft von Vorteil. Man trifft im Hofgarten nicht so viele Pärchen – im Winter ist es wahrscheinlich nicht schön genug und im Sommer sind zu viele Leute dort. Bei schönem Wetter ist der Hofgarten ja ein typischer Touristen-Treff. Es gibt schon romantischere Ecken in München, aber für uns ist dieser Ort besonders, weil so eine Erinnerung dran hängt. Übrigens: Als wir unsere Zehen nicht mehr gespürt haben, sind wir endlich gegangen. Da war es kurz vor Mitternacht. Wir waren nach diesem Abend oft im Hofgarten, aber diese besondere Atmosphäre haben wir seitdem nicht mehr gefunden.“ (Protokoll: Sarina Märschel)

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Paar: Vera, 29, und Christian, 28 Lieblingsort: Der Kiosk Das sagt Vera: „Wer behauptet, es gebe in München keine Kioskkultur, hat keine Ahnung. Im Gegenteil, es gibt einen Kiosk, in dem man Münchens Kultur von ihrer liebevollsten Seite erleben kann. „Kiosk Heck am Eck“ heißt ein kleines, grün-weißes Häuschen nahe beim Englischen Garten, in dem man Zeitungen, Bier, Schokolade – aber auch Champagner, feinste Zitronentarte und sogar DVDs kaufen kann. Es ist unser Lieblingsliebeskiosk. Christian wohnt gegenüber, und wenn wir uns sonntags frühnachmittags aus dem Bett kämpfen, geht das nur, weil es diesen Kiosk gibt. Manchmal kann man schon von weitem Jazzmusik hören, die der Kioskmann, der eigentlich Jurist ist, immer hört. Wir kaufen Baguette und Kuchen, frisch vom Ruffini in Neuhausen geliefert, Eier, Tomaten und Schnittlauch, eine Sonntagszeitung und einen Filmklassiker. Manchmal bleiben wir auch noch ein bisschen im Laden oder im Sommer an den Tischchen davor stehen, um zu sehen, wer so alles vorbei kommt. Der Soziologe Ulrich Beck zum Beispiel oder Filmmenschen von Constantin, die um die Ecke gerade eingezogen sind. Im Haus nebenan hat Thomas Mann vor über 100 Jahren die Buddenbrooks geschrieben – und irgendwie spürt man das im Kiosk untendrunter immer noch. Wenn wir dann wieder zu Christian nach Hause gehen, ist der dicke Kopf vom Samstag verschwunden. Wir essen Rührei, lesen Zeitung und gucken den Film, dann legen wir uns ins Bett und schlafen in die nächste Woche rein. Mit einem Liebesurlaubssonntag im Herzen.“ Vera Rabe

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