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Papa und Mama ante Portas!

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Zwei Tage ohne Zigarette – Mama kommt

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Nachdem du den Donnerstagabend mit Putzen verbracht hast, holst du deine Mama am Freitag vom Bahnhof ab. Nach einem kurzen Kontrollgang durch deine Wohnung packst du sie am Arm und ihr verlasst das Haus für ein Abendessen im Dürnbräu – der besseren und ungefährlicheren Hofbräuhausvariante. Am Samstag geht es selbstverständlich erst einmal in die Fußgängerzone. Schleife deine Mutter unerbittlich an allen großen Kaufhäusern vorbei („Ich brauche aber noch Einlagen und Sportsocken für Vater“) und schleppe sie stattdessen in den Ludwig Beck. Dort geht ihr einmal durch jedes Stockwerk, wundert euch über die Preise und kauft dann im Erdgeschoss einen Schal für erschwingliche 20 Euro. Danach muss Kultur sein: Das Münchner Stadtmuseum. Die Ausstellungen sind meist klein genug, damit man keine schweren Beine bekommt. Nach der Ausstellung geht ihr ins Cafe im Stadtmuseum, trinkt eine Schale Milchkaffee und du lässt dir den neusten Tratsch aus der Heimat berichten, während ihr die neue Synagoge gegenüber anschaut. Du hast schon Wochen vorher Karten für eine Vorstellung in den Kammerspielen bestellt und bevor das Theater losgeht, esst ihr im Blauen Haus zu Abend. Danach trinkt ihr noch ein Glas Weißwein in der plüschigen Kulisse und dann geht es schnell ins Bett. Bevor du am Sonntag deine Mama zum Bahnhof bringst, geht ihr noch einmal kurz an die Isar. Einfach nur schauen, wie es mit der Renaturierung voran kommt und ob schon Nackerte am Strand herumliegen. Hast du deine Mutter in den Zug gesetzt, setzt du dich als erstes in dein Lieblingskaffee, bestellst einen Cappuccino und rauchst die erste Zigarette seit zwei Tagen. Christina Waechter


Exzess und erste Liga - der Saufkumpel kommt

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Der helle Tag ist für ihn nur der diffuse Zeitraum nach dem Katerfrühstück und vor dem Weitertrinken. Die Glyptothek hält er für einen neuen Club, auch jede andere kulturelle Bespaßung stößt bei diesem Besuchertypus auf Desinteresse. Den Abend beginnst du mit ihm am besten im gemütlichen Café Kosmos. Es gibt zwar nur winzige Helle (0,25l), aber da eins nur 1,30 Euro kostet, glaubt ihr, vermeintlich für wenig Geld sehr schnell betrunken zu werden. Zum Ausarten wandert ihr weiter in die Xcess-Bar. Es heißt ja, Münchner seien reservierte Schnösel. Hier kennt dein Besuch nach spätestens einer Stunde den halben Laden und wenn du es mal geschafft hast, vom Klo wiederzukommen, findest du ihn plötzlich in Gesellschaft eines zotteligen Mittvierziger-Altrockerwesens, mit dem er auf den Tischen schunkelnd die Biergläser anderer Gäste umschmeißt. Im Pimpernel trefft ihr auf andere nimmermüde Gestalten, die gegen fünf Uhr morgens aus der Ersten Liga oder aus der Registratur auf die Straße gespült werden und nicht wissen, wohin mit sich. Solltest du keine Lust auf einen schnarchenden Deckendieb neben dir haben, kann er sich dort eine freundliche Person suchen, die ihm ein Bett anbietet. Falls er schon zu müde ist, um noch beim anderen Geschlecht zu landen, beförderst Du ihn sachte ins Lamms. Dort könnt ihr auch um Sieben in der Früh Schweinsbraten bekommen und ein bisschen ausnüchtern, damit ihr den Heimweg noch schafft. Xifan Yang


Viel daheim bleiben - die Freundin kommt

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Fernbeziehungen sind eine haarige Sache, schließlich ist da der Druck, die wenigen gemeinsamen Tage besonders gut zu verbringen. Deswegen besser kein Risiko eingehen und soviel Zeit wie möglich daheim verbringen. Trotzdem ist es nicht schlecht zu wissen, wo man sich gut hinter riesigen Milchkaffees verstecken kann: Trachtenvogl (irgendwie cool), Baader Café (irgendwie intellektuell) oder Maria (irgendwie lässig). Soviel Koffein macht hibbelig. Und wenn ihr schon mal draußen seid, könntest du ja auch noch ganz nebenbei zeigen, dass du dich für Kunst interessiert (auch wenn das eine glatte Lüge ist, und du das letzte Mal vor zwei Jahren im Haus der Kunst warst). Sie wird sich trotzdem freuen. Von da aus entweder in den Hofgarten oder in den Englischen Garten, wo man gemeinsam auf den Sonnenuntergang bzw. auf feuchtes Gras warten könnt. Falls es Samstag ist und du jetzt vergessen hast, im Santini oder in der Kirschblüte einen Tisch zu reservieren, hast du ein Problem. Geht einfach wieder ins Bett und bestellt euch Pizza. Die Stadt ist eh nicht so wichtig. Johannes Siebold


Autos, Bier und Nackerte – Papa kommt

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Der Besuch des Vaters erfordert ein bisschen Vorbereitung – ein paar Daten zur neueren Stadtgeschichte solltest du dir auf jeden Fall erstmal draufschaffen: 519 Meter über dem Meer, 1997 Sonnenscheinstunden im Jahr, Ausländeranteil 23,8 Prozent etc. Locker eingestreut wirkt das, als würdest du sehr professionell hier leben. Sieh zu, dass du mit deinem Vater erst mal mit einer der modernen U-Bahnen zum Odeonsplatz fährst (Fakten: 80 km/h schnell / Siemens / bis zu 918 Fahrgäste). Bei schönem Wetter empfiehlt sich dann ein Spaziergang durch die Maximilianstraße - nicht zum Shoppen natürlich, sondern um die geparkten Sport- und Geländewagen zu begutachten und auf den Tacho zu spitzen. Nur zu: Die Besitzer lieben es, wenn man sich lässig auf ihre Autos gelehnt fotografieren lässt! Von dort ist es auch nur ein kleiner Spaziergang bis in den Englischen Garten; dein Vater hat sicher schon von den „Nackerten“ gehört und möchte sich vielleicht selbst eine Übersicht verschaffen. Klassisch wäre jetzt ein Besuch im Biergarten am Chinesischen Turm (25 Meter hoch / 1952 neu errichtet). Um ein bisschen Eindruck zu schinden könntest du ihn aber auch zurück zum Viktualienmarkt schleifen, dort die Trüffelpreise bestaunen lassen und dann ins Yum 2 Take am Sebastiansplatz. Dein Vater wird nicht nur über das gute thailändische Essen staunen, sondern gerade die vibrierenden Signalscheiben auf dem Tisch für den urbansten Wahnsinn aller Zeiten halten. Am nächsten Tag empfiehlt sich ein Ausflug nach Giesing in die Birkenau 5. Dort experimentiert seit zwei Jahren die Biermanufaktur mit Münchens wichtigstem Rohstoff – und bietet für Interessierte Braukurse an (Termin vorher ausmachen!). Neben Erklärungen gibt es auch reichlich Bier und Essen – optimal, oder? Max Scharnigg


Auf die Stärken konzentrieren – Besuch aus Berlin

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Mein Beileid: Du wirst die gesamte Zeit unter Rechtfertigungsdruck stehen und an Minderwertigkeitskomplexen leiden. Versuch also, so locker wie möglich zu bleiben und konzentriere dich auf die Stärken deiner Stadt. Das bedeutet: Nicht ins Westend („Bei uns wohnen auch viele Türken“), nicht in die Favorit Bar („Sieht doch aus wie eine von diesen neuen Bars in Neukölln“), nicht in die Rote Sonne („Wir haben hier auch Underground-Electro-Clubs!“) und nicht auf der Straße kiffen („Die Münchner Polizei ist auch nicht anders als in Berlin!“). Besser dagegen: Am Samstagmittag auf den Viktualienmarkt Weißwürste essen und ein bis zwei Maß trinken. Soviel bayerische Gemütlichkeit und Promille unter kühlenden Kastanienbäumen bestechen jeden Gast. Diese Tour kann konsequent am Chinesischen Turm oder am Flaucher mit Grillfeuer fortgesetzt werden. Zum Abschluss dann ins Schoppenstüberl an der Fraunhoferstraße. Wenn um fünf Uhr früh dann die Gerti mit der Quetschen spielt, kannst du deinem Berliner Besuch erklären, warum ein Fleischpflanzerl „Fleischpflanzerl“ und nicht „Bulette“ oder „Frikadelle“ heißt. Er wird es verstehen. Philipp Mattheis


Radl, Pommes, Kino – Der kleine Bruder

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Kleine Brüder wollen am Bahnhof abgeholt werden. Dort leiht ihr euch eines dieser unkaputtbaren DB-Räder aus. So sorgst du indirekt auch für ein Mindestmaß an körperlicher Auslastung (dann wird er bald müde). Damit geht es in die Frauenhoferstraße, wo nach der anstrengenden Reise erst einmal im Bergwolf Currywurst mit Pommes gegessen wird. Danach fahrt ihr mit dem Rad in die Nähe der Fußgängerzone, stellt die Räder ab und geht über den Marienplatz, um dann im Footlocker Schuhe anzugucken. Mit dem Wissen um die neuen Modelle kann er daheim vor seinen Freunden angeben. Wieder auf den Rädern geht es weiter über den Odeonsplatz zur Eisbachbrücke. Dort schaut ihr den Surfern zu und redet Brüder-Sachen. An der Isar entlang geht es in Richtung Deutsches Museum, wo ihr im IMAX-Kino einen 3-D-Film anschaut. Wenn du eine Spielekonsole daheim hast, wird dein kleiner Bruder dich vergöttern – und auch bald nach München ziehen wollen. Martin Kern


Die Klischees gekonnt vermeiden – Besuch aus USA

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Die Souvenirs kaufst du gleich zu Beginn! Dafür bummelst du aber nicht um einen der Andenken-Kioske in der Innenstadt herum, nein, du gehst zu servus.heimat in die Brunnstraße 3. Dort sind bayerische Heimatsachen mit Stil zu erwerben, was deinen Besuch auch noch daheim erfreut. Fürs Mittagessen geht es in den neuen Trendstadtteil Ramersdorf zum Alten Wirt. Das Wirtshaus – gut zum Angeben – gibt es seit über 500 Jahren, ist nicht so garstig touristisch und die Mittagsspeisen sind brutzlig und günstig. Jetzt wieder zurück in die Stadt und einmal das Hofbräuhaus fotografieren, dann auf das Rathaus und in den Englischen Garten spitzen und schließlich machst du dich auf den Weg zur BMW Welt im Norden der Stadt. Warum? Weil dein Gast über die Architektur staunen darf, weil du da mal rein musst, um mitreden zu können und weil Amis „Bi-Äm-Dabbeljuh“ mögen. Zum großen Finale verlässt du die Stadt und dein Besuch wird es super finden, wenn du verrätst, dass der beste Biergarten Münchens eigentlich nahe Freising im Wald liegt und „Plantage“ heißt. Mit der S 1 fahrt ihr in die Stadt, in der Papst Benedikt XVI. zum Priester geweiht wurde und dann am besten mal mit dem Taxi in den wunderbaren Waldbiergarten. Dort genießt ihr das älteste Bier der Welt. Prost, Amerika! Hier hast du’s besser. Peter Wagner

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