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Pulli-Parade mit Leslie Hall

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Um wen geht’s? Um Leslie Hall. Die 24-Jährige ist als die „Gem-Sweater-Lady“ bekannt.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Wodurch ist sie bekannt? „Gem Sweater“ sind eine ziemlich scheußliche und amerikanische Modeverirrung der 70er und 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts: Wollpullover, auf die mit Pailetten und Kunstperlen glänzende Applikationen gestickt wurden. Kein vernünftiger Mensch in Leslies Alter, und sei er noch so ironisch, würde sich freiwillig so ein Ding anziehen. Leslie schon. Ihre Leidenschaft für diese verschmähten Irrtümer der Mode entstand auf einem Flohmarkt, wo sie ihren ersten von mittlerweile über 200 Gem Sweatern erstand. Danach hat sie sich in einer goldenen Leggin, mit Riesen-Brille und einer unfassbaren Frisur in jedem einzelnen dieser Pullover fotografiert. Dadurch ist eine ansehnliche Kollektion visueller Grausamkeiten entstanden, die sie auf ihrer Webseite ausstellt. Was ist davon zu halten? Leslie ist ein wunderbares Beispiel dafür, wozu das Internet, neben Porno und Spam, eigentlich gut ist. Sie lebt in Iowa, wo es nach ihrer Aussage nur Mais, Kühe und Country-Musik gibt. Ohne das Internet wäre sie vielleicht eine Super-Exzentrikerin geworden. Dank des Internets hat sie Fans um sich geschart und ihr Anliegen in die Welt getragen: die „Gem Sweater“ zu ehren und ihre Schönheit der Öffentlichkeit nahezubringen. Viel Geld verdient sie damit nicht, aber durch ihre „Gem Sweater“-Tourneen und eine Merchandise-Abteilung auf ihrer Webseite, wo sie Pullover, CDs und Postkarten verkauft, kann sie in Iowa sehr gut leben. Was muss man über sie wissen? Leslie Hall macht keine Kunst, sie ist Kunst. Das hat sie während ihres Studiums an der „Museum School of Fine Arts“ in Boston begriffen, als sie sich in einem Spiegel betrachtete und feststellte „Ich bin die Kunst . . . Ich bin ein wunderschönes Mädchen!“ Sie engagiert sich auch in der Netz-Neutralitäts-Debatte: „Wir Webstars müssen uns für das Netz einsetzen. Wenn ich Seifenopern-Darstellerin wäre, würde ich auch dagegen demonstrieren, wenn meine Zuschauer plötzlich mehr Geld zahlen müssten, um mich zu sehen.“ In Zukunft möchte Leslie über die Grenzen des Mediums hinaus gelangen. Bis es soweit ist, hält sie mit ihrem klapprigen Wohnmobil überall, wo Menschen die Schönheit der „Gem Sweater“ noch nicht begriffen haben. Was wird aus ihr? Leslie ist einer der Menschen, die so speziell sind, dass sie das Leben anderer schöner machen. Sie wird ihr Ding durchziehen. Mehr zum Thema auf jetzt.de: >>> Hier kommst du auf Leslies Homepage. >>> Wie sie zum Webstar wurde, erzählt Leslie im Interview. >>> Ebenfalls ein Faible für Pullover hat der bolivianische Präsident Evo Morales Bild: lesliehall.com

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