Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

Sexy Klassenkampf: Gossip Girl kommt nach Deutschland

Teile diesen Beitrag mit Anderen:

Gossip Girl könnte die Serie werden, die uns den Glauben an das Fernsehen zurück gibt. Wenn man es recht bedenkt, dann war das letzte große Fernsehereignis für junge Menschen die 1990er-Serie Beverly Hills 90210. Und die war nicht mal gut. Klar, mit den Nullerjahre kamen großartige Fernsehserien aus den USA zu uns, die alle nur einen kleinen Makel hatten: Sie waren für Erwachsene und behandelten schwerwiegende Erwachsenen-Probleme. Da waren Mafiaboss Tony Soprano, der sich mit seiner dysfunktionalen Familie herumschlagen musste, Agent Jack Bauer, der im Schnelldurchlauf in 24 Stunden die Welt rettete und auf jedem Sender war jemand damit beschäftigt, Leichen aufzuschneiden, Morde aufzuklären und dabei dekorativ an Liebeskummer zu leiden.

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Was es dagegen nicht gab, war eine Serie für junge Menschen, die von jungen Menschen handelte. Bis jetzt. Denn ab kommender Woche gibt es endlich auch in Deutschland das amerikanische Serien-Phänomen Gossip Girl zu sehen. Die Serie beruht auf einer Jugendbuchreihe gleichen Namens, geschrieben von der Autorin Cecily von Ziegesar, die darin ihre Privatschul-Erlebnisse verarbeitete. Der Plot ist schnell erzählt. Nachdem sie vor einem Jahr unter fadenscheinigen Gründen verschwunden ist, kehrt Serena van der Woodsen zurück nach New York. In der prestigeträchtigen Privatschule Constance Billard herrscht immer noch ihre alte Clique, bestehend aus ihrer besten Freundin Blair Waldorf, deren Freund Nate Archibald und dem amüsant-bösartigen Chuck Bass. Alle vier sind so genannte Trustfund-Babys, Nachkommen stinkend reicher Eltern. Das Lebensziel dieser rich kids besteht einzig darin, alt genug zu werden, um an das angelegte Geld zu kommen. Als Antipoden zu diesen privilegierten Individuen wird die Familie Humphrey eingeführt, bestehend aus Rufus, dem bestaussehenden alleinerziehenden Vater, den das Fernsehen je sah, seinem hochbegabten und unverstandenen Sohn Dan und dessen kleiner Schwester. Was nun folgt, kann sich jeder Mensch mit minimaler Serien-Vorbildung vorstellen: Es wird im Kreis geliebt und intrigiert, dass es eine Freude ist, kommentiert von der anonymen Bloggerin Gossip Girl, die den neuesten Tratsch als erste mitbekommt. Was die Serie von den meisten anderen Serien unterscheidet, ist vor allem die Optik: Man ist diese Opulenz der Ausstattung kaum mehr gewohnt. Die Protagonisten tragen ausschließlich Designer-Kleidung, die geschmackvoll mit Flohmarkt-Accessoires gemixt wird, und die Locations sind grandios, genau wie die Darsteller. Bis in die kleinste Nebenrolle sind sie so absurd gut aussehend, dass man sich nur schwer entscheiden kann, wer nun – ganz hypothetisch – eigentlich der Tollste von allen ist. Dazu kommt, dass das Gossip Girl-Personal trotz der scharfen amerikanischen Gesetze in fast jeder Folge an einer schicken Hotelbar Drinks hinunterstürzt, ohne dass es jemals thematisiert würde. Statt mit moralisch einwandfreien Botschaften, glänzt die Serie mit einem rasanten Plot, einer angenehmen Selbstironie und Bewusstsein für die Film- und Literaturgeschichte. Oft zitieren die Handlungsstränge „Gefährliche Liebschaften“oder „Cyrano de Bergerac“ und in fast jeder Folge gibt es eine Bezugnahme auf „The Great Gatsby“ von F. Scott Fitzgerald. All das macht Gossip Girl auch für Menschen jenseits des High School Alters sehenswert. Gossip Girl ab 18. April, samstags um 16 Uhr auf Pro Sieben.

  • teilen
  • schließen