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Streik ist auch Arbeit

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"Viele denken, wer streikt, hat nichts zu tun. Aber gerade im Streik gibt es viel Arbeit: Ich muss organisieren, muss mit den Menschen reden, sie aufklären. Das nimmt viel Zeit in Anspruch. Im Moment gehe ich von Station zu Station und informiere - schließlich müssen die Pflegekräfte wissen, warum ihre Kollegen streiken. Aber die Arbeit ist auch schön, weil wir in meinen Augen für etwas Gutes kämpfen: den Erhalt der 38,5-Stunden-Woche. Es geht nicht um die 18 Minuten zusätzlich. Sondern es geht um Arbeitsplätze, die vernichtet werden, wenn man die Arbeitszeit erhöht. Geht zum Beispiel jemand in Rente oder kündigt, wird er nicht mehr ersetzt - und die Azubis können nicht mehr übernommen werden. In die Gewerkschaft bin ich vor zwei Jahren eingetreten, weil es mich immer gestört hat, dass zwar viele meckern, aber wenige sich konkret einsetzen. Es war für mich ein logischer Weg, als Arbeitnehmer in eine Gewerkschaft zu gehen. Ich versuche dort, Dinge zu ändern und mit Beschlüssen und tarifvertraglichen Forderungen etwas für Leute in meinem Alter zu erreichen. Gewerkschaften und Betriebsrat sind wichtig, weil man alleine einfach nicht weit kommt. Meine Freunde finden es gut, dass ich mich gewerkschaftlich einsetze. Oft muss ich noch einmal erklären, warum wir streiken. Aber wenn ich denen das klar mache, dann sagen sie: Ihr habt Recht und wir unterstützen euch. Meine Nachbarn sind zum Beispiel mitgekommen, obwohl sie gar nicht im öffentlichen Dienst arbeiten. Bei uns Streikenden ist die Stimmung gut, obwohl die Arbeitgeber unheimlich Druck machen. Vor allem die Azubis wurden eingeschüchtert. Da wurde mit Abmahnungen gedroht obwohl es dazu keine rechtliche Handhabe gibt. Aber die Azubis haben natürlich trotzdem Angst. Deshalb ist es mir auch egal, wenn wir Streikenden in den Medien als Bremser und Blockierer dargestellt werden: Für mehr Ausbildungsplätze bremse und blockiere ich gerne." Über Sinn und Unsinn von Streiks wurde auch in der aktuellen Folge der Rubrik FallFuerZwei gestritten

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