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Es begann mit einer Schnapsidee und scheint jetzt bierernst zu werden. Nachdem die Protestgruppe „Gegen 0,33-Liter-Bierflaschen in Münchner Clubs“ innerhalb weniger Tage über 1000 neue Facebook-Mitglieder verzeichnen konnte (jetzt.de berichtete), haben junge Marktforscher nun die dazugehörige Studie veröffentlicht. Titel: „Einfluss des Bierflaschendesigns auf die Wahrnehmung Münchner Konsumenten“. Ein Protokoll der offiziellen Präsentation an der Bayerischen Akademie für Werbung und Marketing (BAW).

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Rainer Asal trägt wohl das am wenigsten angepasste Outfit von allen. Er hat keinen dieser glatt gebügelten Zweireiher an, wie ihn einige seiner Kommilitonen im Publikum tragen. Er ist keiner von jenen Mimen, die nüchtern und formbedacht mit Schlips vor die Zuhörer treten. Lässig bekleidet mit Trainingsjacke und Schirmmütze wirft der 33-Jährige die Ergebnisse seiner Marktforschungsstudie per Videobeamer an die Wand. Mit seinen Kollegen Andreas Auer, 29, und Mirko Reichel, 31, hat Rainer auf den Straßen der Stadt einhundert Münchner befragt, welchen Einfluss die Optik einer Bierflasche auf ihr Konsumverhalten habe. Das Ergebnis der Befragung interessiert auch die Gastredner Philipp Stürzenberger und Dirk Wagner. Die Begründer einer Protestgruppe kämpfen auf Facebook gegen die Verdrängung der traditionellen Halben Bier durch moderne 0,33-Liter-Flaschen in Münchner Bars und Clubs. Die Haltung der Gruppe macht Dirk Wagner in seinem einleitenden Vortrag deutlich: „Die Behauptung, dass Clubgänger kleinere Flaschen bevorzugen, dient nur dazu, eine Preiserhöhung zu rechtfertigen.“ München und 0,33-Liter-Bier – passt das zusammen? Ja, sagt die Hälfte aller Befragten, die sich selbst als modern bezeichnen und wohl den Großteil der Clubgänger bilden. Als positiv bewertet diese Gruppe, dass das Bier in kleineren Flaschen nicht so schnell schal werde und handlicher sei. Wenn der Konsument jedoch freie Wahl hat, entscheidet er sich laut Studie mehrheitlich für die bodenständige 0,5-Liter-Flasche, wie sie beispielsweise die Brauerei Augustiner anbietet. Viele begründen dies damit, dass die Münchner Tradition erhalten bleiben müsse und eine Preiserhöhung leichter erkennbar sei. Insgesamt beurteilen Münchens Biertrinker die neuen, schlankeren 0,33-Liter-Flaschen zwiespältig. Die endgültige Abschaffung der traditionellen 0,5-Liter-Flasche sei allerdings nicht ratsam, sagt Dr. Andreas Gut, Dozent an der BAW. Manchmal bedeute Marketingarbeit, an einem erfolgreichen Produkt unverändert festzuhalten. Der Versuch, eine junge Zielgruppe von der bewährten Flasche hin zur kleineren, vermeintlich moderneren Flasche zu führen, könne scheitern, „vor allem dann, wenn es sich wie beim Augustiner-Bier um ein Kultprodukt handelt“, sagt Gut. In Berlin sei das Augustiner-Bier ja gerade wegen seines klobigen Flaschendesigns so beliebt, sagt auch Rainer Asal, der sich selbst als Gegner der neuen Biergrößen bezeichnet. Und so zeigt die letzte Folie seiner Powerpoint-Präsentation kein förmliches „Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit“, sondern eine kämpferische, wenngleich nicht bierernst gemeinte Aufforderung zum Widerstand: „Fight for your right to party!“

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