Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

Von hier nach Los Angeles auf 285 Seiten

Teile diesen Beitrag mit Anderen:

Mädchen, das wilde Leben und Los Angeles spielen die größte Rolle im Debütroman von Severin Winzenburg. Winzenburg, Jahrgang 1978, wuchs in München, Kalifornien, Griechenland und Indien auf. Er lebt in München und Berlin, schreibt und dreht Filme. Einige seiner Kurzfilme sind bei www.youtube.com/sevifilms zu sehen. „Stille Tage in L.A.“ ist sein erster Roman, erschienen bei Kiepenheuer&Witsch. jetzt.de: Du wohnst in München, hast Freunde und Verwandte in Los Angeles. Eigentlich wie Tim, der Held Deines Romanes. Wie sehr überschneiden sich in dem Buch Fiktion und deine eigene Biografie? Severin: Das Buch ist Phantasie, die von meiner Realität geprägt ist. Das Auseinanderzupflücken wäre wahrscheinlich ziemlich langweilig, aber je peinlicher etwas im Buch ist, desto wahrscheinlicher, daß es mir wirklich passiert ist. .

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

. . . wie die Szene, wo Tim einen Freund im Bad überrascht, als dieser mit einem Waschlappen zwischen seinen Beinen hantiert. Oder als Tim völlig unvorbereitet in eine Nacht mit seiner Traumfrau gerät, keine Kondome dabei hat und alles vermasselt? Zugegeben, eine von den beiden Geschichte ist wahr, eine erfunden. Aber welche mir passiert ist – das bleibt besser mein Geheimnis. Gibt es einen persönlichen Lieblingsmoment im Buch? Ich lache über die sinnfreien Laberschleifen zwischen dem Dreiviertelnichtsnutz von meinem Helden und den anderen verdrogten Mäusehirnen. Ähnliche Dialoge sind auch in Deinen Kurzfilmen immer wieder sehr lustig. Welche Autoren haben Dich dabei inspiriert? Dostojevsky, Meyrink, O.A.H. Schmitz, Bulgakow, Hamsun, Twain, Pelewin und Hermann Hesse. Du bist Los-Angeles-Experte – wo sind die besten Orte? Der beste Mexikaner der Welt ist das Poquito Mas auf dem Sunset Boulevard. Das Atch Kotch ist mein Lieblings-Japaner auf der Süd-West Ecke von Vine/Fountain. Die beste Pizza gibt es bei Angeli’s auf der Melrose Avenue. Aha, dann gibt es diese Läden, die fast alle auch in deinem Buch eine Rolle spielen, also wirklich? Tim geht fast bei jedem Hungeranfall ins Poquito Mas. Was würdest Du sonst noch jedem raten, der nach L.A. reist? Unbedingt mal die Stadt zu verlassen. Ins Auto zu steigen und den Pacific Coast Highway in Richtung Norden zu fahren. Es geht fast die ganze Zeit am Meer entlang und die Landschaft verwandelt sich langsam, wird immer schöner. Da verblasst Los Angeles schnell und scheint sehr weit entfernt. In Big Sur findet man dann ein sehr uriges und gemütliches und auch ein wenig märchenhaftes Kalifornien, fernab vom großen Getummel. Welche Orte in München würdest Du einem Amerikaner, einer Amerikanerin aus Los Angeles empfehlen? Besonders nett ist das Pavesi oder Brown’s Teabar in der Türkenstraße. Auch super: Der Italiener Grappolo und die Videothek „Missing Image“ in der Adalbertstraße, die Friesische Teestube am Pündter Platz. Und vor allem die Seen um München. Vom See nochmal zurück zu Deiner Arbeit: Was ist der größte Unterschied zwischen Schreiben und Filmen? Beim Schreiben ist alles viel privater. Beim Film ist man bei der Arbeit von ganz vielen Leuten und Faktoren abhängig. Ich finde beides toll, will beides weiter machen. Nur am Schreiben schätze ich besonders das Alleinsein: Du brauchst nichts und niemanden auf der Welt, außer Papier und Stift. Wie lange hast Du an dem Roman gesessen und wie kamst Du überhaupt auf die Idee für die Geschichte? Als ich anfing zu schreiben, war ich in ein Mädchen verliebt. Wir trafen uns oft und sahen uns gemeinsam die Retrospektive von Ernst Lubitsch im Münchner Filmmuseum an. Eines schönen Morgens setzte ich mich hin und griff zum Kuli. Acht Wochen machte ich das jeden Tag, bis ich einen dicken Stapel Papier hatte. Das Schreiben bereitete mir große Freude und obwohl ich nicht wusste, was ich warum wie schreibe, hatte ich stets das Gefühl, es ist stimmig. Ich hatte mir erhofft, sie mit einer coolen Story zu beeindrucken. Das ging natürlich schief. . . Oh je! Und glaubt Severin Winzenburg nach solch einem Erlebnis noch an die große Liebe? Auch im Buch ist Tim auf der Suche nach der großen Liebe. Tim ist auf der Suche nach der einen besonderen Person, doch es klickt und klickt nicht. Was natürlich an ihm selbst liegt. Die Sehnsucht nach der großen Liebe war auch in meinem Leben immer eine treibende Kraft, genauso wie die Sehnsucht nach Freiheit. Ob die beiden sich im Weg stehen, versuche ich noch herauszufinden. Foto: Gerald v. Foris

  • teilen
  • schließen