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Webdesign für Dummies

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Es kann sehr unangenehm sein, ständig Anrufe von freundlichen Fremden zu erhalten. Oliver Sommer weiß das. Jahrelang war er der Typ, den jeder irgendwo am Rande seines Freundeskreis auch kennt: Der Freund eines Freundes, der für einen Freundschaftspreis Homepages programmiert. Toll fand Oliver, der Informatikstudent, das eigentlich nicht. Bis eines Tages Wolfgang Huther am anderen Ende der Leitung freundlich um Hilfe bat. Wolfgang wollte nicht nur eine Website, sondern gleich ein ganzes Homepage-Programm auf die Beine stellen. Eine Software, mit der jeder, so wie er will, seine eigene Portfolio-Seite erstellen kann. Und das, ohne auch nur einen einzigen html-Code kennen oder eingeben zu müssen. Drei Jahre später sitzen Oliver und Wolfgang in ihrem kleinen Büro an einem großen Schreibtisch vor fünf Computerbildschirmen und sagen: „Wir wollen die Experimentierfreude zurück ins Webdesign bringen.“ Die Software, mit der das gelingen soll, heißt Mashlab. Mashlab ist ein browserbasierter Website-Editor, mit dem man ohne Programmierkenntnisse Homepages erstellen kann. User können ihre Text-, Bild- oder Videoelemente auf einer leeren Seite frei positionieren. „Du brauchst nur eine Idee“ Vor einem Monat sind der 30-jährige Oliver und sein vier Jahre älterer Kollege Wolfgang mit ihrem Start-Up Unternehmen an den Markt gegangen. Ihr Homepage-Baukasten arbeitet komplett ohne auswählbare Themen, festgelegte Spaltenbreiten oder vorgegebene Platzhalter-Objekte. „Mashlab is a white page.“ So lautet der Slogan des Web-Site Editors. Mashlab unterscheidet sich von seinen Konkurrenten vor allem durch die Gestaltungsfreiheit, die sie dem Benutzer gewährt. Die von Blog-Programmen und Plattformen wie Wordpress, iWeb, Twitter oder Flickr ausgelöste Immergleich-Website-Gestaltung, möchten Oliver und Wolfgang mit Mashlab durchbrechen. Ein schon fertiges Gerüst, das vom Homepage-Besitzer nur noch individualisiert werden muss, wollten die beiden Mashlab-Macher absichtlich nicht liefern.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

„Alles, was du brauchst, ist eine Idee. Und die kannst du mit unserem Programm umsetzen,“ sagt Wolfgang. Im Umkehrschluss heißt das: „Wer nicht weiß, was er will, wird es bei uns nicht finden.“ Konzipiert ist Mashlab für kreative Köpfe. Leute, die ihren Einfallsreichtum nicht in einheitliche Standards pressen wollen, zahlen bei Mashlab zwischen drei und acht Euro monatlich für eine Homepage samt eigener Domain und persönlicher Mailadresse. Die Kunden von Mashlab sind in erster Linie das typische „Berlin-Mitte-Klientel“, also Fotografen, Musiker und Designer. Wolfgang war jahrelang selbst Tourmanager und Live-Mischer der Band Console. Unter den ersten Mashlab-Nutzern finden sich auch Schreiner oder Gastwirte. Irgendwie scheint ihn das besonders stolz zu machen. Vielleicht weil es die simple Programmbedienung beweist, deren Logik sich Wolfgang und Oliver in jahrelanger Teamarbeit ausgedacht haben. Wolfgang kümmerte sich um das Interface-Design, während Oliver Monat für Monat Zeile für Zeile hin- und wieder wegprogrammierte. „Das Schwierigste ist immer das Weglassen,“ sagt er und spricht damit die alte Informatiker-Weisheit für gute Software aus. Das Mashlab residiert momentan im Entrepreneurship Center der LMU. Wolfgang und Oliver hatten sich mit ihrer Unternehmensidee an den Spin-off-Service der Münchner Uni gewendet. Die früher Gründerbüro genannte Einrichtung verschaffte ihnen ein kleines Büro in der zweiten Etage eines gräulichen Uni-Gebäudes in Schwabing. Mit anderen studentischen Start-Ups teilen sie sich die Räumlichkeiten. Wer das Mashlab betreten will, muss deshalb auch erst noch das Büro des „Verkehrsmittelvergleichs“ passieren. Oliver und Wolfgang finden das nicht weiter schlimm. „So ein Büro ist gold wert,“ sagen sie. Um Arbeit und Freizeit besser trennen zu können, hat Oliver zu Hause mittlerweile auch keinen Computer mehr stehen. Wenn Wolfgang und Oliver von den letzten drei Jahren sprechen, klingen ihre Worte manchmal wie aus dem BWLer-Alphabet: „break even point“, „Tausenderkontaktpreis", oder „USP“ gehen ihnen locker über die Lippen. Darauf angesprochen, sagt Oliver: „Vom Wording her haben wir schon an Value gewonnen.“ Dann lacht er. 30 Powerpoint Präsentationen vor Investoren und Stipendiengebern liegen hinter ihnen. Besuche beim Rechtsanwalt, beim Notar und bei der IHK waren vonnöten, bevor das erste Geld verdient werden konnte. Und das hängt mittlerweile eingerahmt an der Wand: Einen Zwanziger, einen Zehner, einen Fünfer und ein paar Centstücke haben die beiden akkurat auf ein weißes Stück Papier geklebt. Der erste Lohn für ihre Arbeit. Endlose To-do-Listen „So bringt das Geld zwar keine Zinsen, aber wenigstens ist es fest“, sagt Wolfgang. Ein paar hundert Euro sind im ersten Geschäftsmonat bislang zusammengekommen. Oliver und Wolfgang denken in kleinen Schritten. Irgendwann wollen sie von den Einnahmen auch leben können und in ein größeres Büro ziehen. „Die beste Investition ist bislang unser Whiteboard gewesen,“ sagt Wolfgang. Auf der schultafelgroßen Wandbefestigung stehen in unleserlich kleiner Schrift endlos lange To-Do-Listen. Bald soll die erste kleine Werbung auf Facebook und Google geschaltet werden. Natürlich müssen neue Features und die bislang noch fehlende Blog-Funktion möglichst bald hinzuprogrammiert werden. Und irgendwann will Oliver auch noch seine Diplomprüfung schreiben. „Es ist die abwechslungsreichste Arbeit, die ich je gemacht habe. Und deswegen macht’s auch so Spaß“, sagt Wolfgang. Als ihren bislang größten Erfolg bezeichnet er die Tatsache, dass keine 24 Stunden nach Freischaltung der Mashlab-Homepage, die allererste Kundin den Online-Store betrat. Das Tolle daran: Die Frau war keine Freundin der beiden. Nicht einmal die Freundin einer Freundin. *** Hier der Link zu Mashlab

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