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Der Angeber

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Für die Zeit der WM mietet er sich sein eigenes Fußballstüberl in Giesing oder Haidhausen und signalisiert damit Luxus und Understatement gleichzeitig, schließlich ist so ein Stüberl das Originellste, was es gibt. Ausgeschenkt wird dort eingeflogenes Ruhrpott-Pils und Schampus. Der Angeber hat aus den gleichen Beweggründen auch eine Alm in den Kitzbüheler Bergen und fährt einen LandRover, den er jeden Freitag mit original Murnauer Matsch beschmieren lässt. Es fällt ihm schwer, richtiges Fuflballinteresse zu heucheln, immer wenn ein wichtiges Tor fällt, steht er gerade mit dem Handy vor der Tür und redet mit seinem Scheidungsanwalt. ‹berhaupt findet er es ungewohnt, 90 Minuten lang nicht im Mittelpunkt zu stehen, deswegen sagt er kurz vor Ende der ersten Halbzeit: "Kinder, nun feiert schön weiter, ich muss leider schon wieder", und rast sinnlos den Altstadtring auf und ab. Hier triffst du ihn (bevor er losfährt): Zu Mieten ist zum Beispiel das urige Stüberl "zum Flaucher", mehr unter www.zum-flaucher.de Der Total-Verweigerer

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Aus einem ganz normalen Desinteresse für Fußball, wurde bei ihm im Laufe der Jahre ein sorgsam gehegter Fußballhass, vor allem seit er gemerkt hat, dass er sich damit in Gesprächsrunden interessant macht. Überheblich lächelnd schüttelt er den Kopf über Bundesligaergebnisse und sagt stattdessen Sätze wie: "Ich interessiere mich eher für die australische Rugby-Liga." Zur WM hat er aber keine Chance: Sein populistischer Schöngeist wird im Meer der Fuflballbegeisterung untergehen - deswegen verlässt er entweder die Stadt zu einem sechswöchigen Klosteraufenthalt oder er trifft sich mit anderen Trotzköpfen zum demonstrativen "Nicht hinschauen" und Beachvolleyballspielen. Trotzdem ist nach der WM sein Selbstbewusstsein dauerhaft angeknackst, vor allem weil er den Gedanken an seine ungeborenen Kinder nicht los wird, die ihn eines Tages am Frühstückstisch fragen werden: "Papa, wo warst du, als Deutschland im eigenen Land Weltmeister wurde?" Hier triffst du ihn ab Freitag: An der Isar Der Fußball-Individualist

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Aus seinem abgebrochenen Soziologiestudium weiß er noch, dass Fuflball alle Bildungsschichten vereint. Deswegen gefällt er sich in der Rolle des intellektuellen Fans, der sich viermal im Jahr in der Südkurve bewusst gehen lässt und mit der Arbeiterklasse weint und brüllt. Leider ist ihm aber nach einem Bier im Stehen immer schon schwindelig. An der WM schätzt er besonders, dass man so viele fremde Kulturen zu Gast hat und kocht Gerichte aus den Gegnerländern der deutschen Elf nach. Mit seiner Fuflball unkundigen Freundin geht er an einen Ort, an dem zwar ein WM-Fernseher läuft, allerdings ohne Ton. Stattdessen legt ein DJ auf, in der Pause gibt es Fuflball-Radiocollagen von Ror Wolf . Nebenan ist eine Wanderausstellung mit dem Titel "Tor! - Fuflball in der zeitgenössischen Literatur" zu besichtigen und später erlaubt ihm seine Freundin auch, das nächste Spiel "nur mit den Jungs" anzuschauen, woraufhin er sie überwältigt vor der Theatinerkirche küsst. Hier triffst du ihn ab Freitag: Im Kunstverein im Hofgarten, dort eröffnet am Freitag das so genannte "Vereinslokal", in dem alle Spiele übertragen werden, mehr unter kunstverein-muenchen.de. Der Event-Adabei

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Er bzw. ganz oft auch sie, ist immer nur dann happy, wenn er an einem Tag mindestens drei neue Leute kennenlernt und wenn abends gut gefeiert wird. Weil es bei ihm persönlich aber wenig Grund zum Feiern gibt und er auch privat eher unlustig ist, sucht er öffentliche Anlässe, um organisiert die Sau rauszulassen. Man sieht ihn deswegen jährlich bei der Eurovison-Songcontest-Party, beim Stadtgeburtstag, auf dem Christopher-Street-Day und an Silvester steht er als Erster am Friedensengel. Deswegen wird er die WM da verfolgen, wo die meisten Leute sind, bereit, jedes Tor zu begrölen, egal welche Mannschaft es geschossen hat. Es kann es ihm aber auch passieren, dass er vor lauter Feiern gar nicht bemerkt, dass er hinter der Riesenleinwand steht und nicht davor. Egal, am nächsten Tag wird er allen erzählen, wie phantastisch die Stimmung auf dem Marienplatz gewesen sei und wie alle "abgingen" als der "Dings" das Tor geschossen hat. Hier triffst du ihn ab Freitag: Olympiapark. Da gibt es 60 Quadratmeter Leinwand: fanfest-olympiapark.de. Mitarbeit: jan-stremmel Illustration: dirk-schmidt

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