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Zurück vom Bachmann-Preis

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Woher kommst du? Ich fühle mich, als käme ich aus dem Krieg. Tatsächlich komme ich aber nur vom Wörthersee. Ich war dort eingeladen als Stipendiatin des Klagenfurter Literaturkurses, der „Häschenschule“, wie man sie dort nennt. Bei dem Kurs hatte ich die tolle Gelegenheit mit alten Hasen wie Katja Lange-Müller, Robert Schindel und Eleonore Frey über meine eigene Arbeit zu sprechen. Das war dabei aber gar nicht die Hauptsache. Spannend war die Woche in Klagenfurt vor allem deshalb, weil wir „Häschen“ beim großen Bachmann-Wettbewerb Mäuschen spielen durften. Was hast du dort erlebt? Dass der Literaturbetrieb auch nur mit Bier kocht. Dass das ganz schön schäumt, aber auch schnell wieder zerfällt. Dass der Text oft klüger ist als sein Autor, der Autor aber dafür lustiger als sein Text. Vor allem, wenn er nachmittags Bier trinkt. Die Sonne staut sich sehr in den schmalen Gassen Klagenfurts.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Welcher Autor des Bachmann-Wettbewerbs hat dich am meisten beeindruckt und warum? Schwer zu sagen. Ich hätte ja nicht geglaubt, dass man unter der Beobachtung von Kameraobjektiven überhaupt emotional berührt werden kann. Und dann kommt Clemens Meyer mit seiner Erzählung und ich drücke mir im Schatten der Scheinwerfer die Tränen weg. Ganz anders hat mir Kevin Vennemann imponiert: Ein politischer Text, auf zarte Weise sperrig, eine Blutgrätsche und gleichzeitig sehr elegant. In vielen anderen Texten waren es eher einzelne Bilder, Ideen und auch Sätze, bei denen mir kurz das Herz stehen blieb. Wie lautet dein Urteil über Klagenfurt und den Bachmann-Preis? Hat es dich abgeschreckt oder willst du jetzt doch unbedingt auch mal dort lesen? Die Jury hat auch dieses Jahr manche Autoren etwas ungerecht verrissen. Aber wer hier her kommt, der weiß das und muss auch in der Lage sein, das wegzustecken. Ob ich das wäre, weiß ich nicht. Allerdings reizt mich der Gedanke schon sehr, dass neun kluge Menschen sich mit einem Text von mir auseinandersetzen. Was bringst du uns mit? Nur die Empfehlung, im Internet (www.bachmannpreis.at) die Siegergeschichte nachzulesen, das lohnt sich wirklich sehr. Und zwei Büchertipps: „Als wir träumten“ von Clemens Meyer. Und „Nahe Jedenew“ von Kevin Vennemann. Welchen Münchner würdest du gerne kennen lernen? In den letzten Tagen habe ich ungefähr 67 neue Bekanntschaften gemacht. Ich hoffe jetzt erstmal, zurück zu mir selbst zu finden. München bei Nacht – wo geht’s hin? Ins Bett. Ich fürchte, ich werde wohl bis Weihnachten brauchen, um mein Schlafdefizit aufzuholen. Welches Klischee über München ist dir das liebste? Jedes, das ich gleich widerlegen kann. Was soll dir mal nachgesagt werden? Sie war reinen Herzens, aber nicht ganz bei Verstand. Foto: René Arbeithuber

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