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Auslaufmodell Kühlschrank-Plan?

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Es soll ja WGs geben, bei denen das System Kühlschrank-Plan nicht funktioniert. Der Plan wird Woche für Woche geschrieben – es hält sich nur niemand dran. Juri hat das Bad mal wieder nicht geputzt, Lea war nicht einkaufen, Simon hat tagelang niemand gesehen und am Ende bleibt alles an Tom hängen. Weil der Home Office macht und deshalb von alldem am meisten genervt ist. Das Leben in einer Wohngemeinschaft ist mehr als nur Pasta-Wein-Abende in der Wohnküche und WG-Partys. Es ist auch: gemeinsames Haushalten. Oder zumindest der Versuch.  

"Flatastic" soll helfen. Die App von vier jungen Männern zwischen 25 und 30 aus Berlin und Zürich bietet vier Funktionen: eine Einkaufsliste, eine Übersicht über noch ausstehende Rechnungen, einen Putzplan und eine Pinnwand, auf der die Mitbewohner sich via „Shouts“ untereinander austauschen sollen.  

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Auf der Pinnwand könnte Juri zum Beispiel fragen, ob am Abend gemeinsam gegessen wird. Tom, der Home-Officer, schreibt, dass er das Kochen übernehme. Für die Bolognese fehlen allerdings Zwiebeln. Tom schreibt Zwiebeln auf die Einkaufsliste, die anderen Drei erhalten sofort eine Nachricht. Sobald Lea einkaufen war, kann sie die Zwiebeln auf der Liste abhaken. Und wenn Juri morgen wieder mit Putzen dran ist, wird er früh genug von der App dran erinnert. Simon kann sich schließlich mit einem Herzchen für getane Arbeit bei den anderen bedanken. Alles geregelt, also. Den WG-Organizer hat man von nun an immer am Mann.  

Aber liegt gerade darin der Fehler von "flatastic"? Weil etwas Chaos zur WG gehört wie der Wochenplan am Kühlschrank? Wird bald jede Zwiebel einzeln abgerechnet? Kann das nicht viel besser – wenn schon übers Handy – alles in einer Whatsapp-Gruppe geregelt werden? Und überhaupt: Ist das nicht alles total spießig? 

Was glaubst du: Wird "Flatastic" das WG-Leben tatsächlich vereinfachen oder gehen gerade dadurch Charme und Geist einer Wohngemeinschaft verloren? Denn WG, das heißt ja auch: Rücksicht nehmen, Probleme gemeinsam lösen und auch mal den Putzdienst des anderen übernehmen. Sag uns, wie du das siehst.

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