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Eigentlich sollte es schon gestern losgehen. Felix Baumgartner wollte etwas tun, was manche Leute sehr bewundern, andere einfach nur vollkommen bescheuert finden. Der Countdown lief schon, als der Wind zunahm und das Vorhaben doch noch einmal abgeblasen und vertagt werden musste. Baumgartner wartet jetzt darauf, dass die Bedingungen sich verbessern. Dann wird er mit einem Spezialballon in 36 Kilometer Höhe fliegen, dort oben in der Stratosphäre aus diesem Ballon herausspringen, um auf dem Weg zurück zur Erde eine ganze Reihe Rekorde zu brechen. Es wäre der höchste Fallschirmsprung, den je ein Mensch gemacht hat, der höchste Ballonflug, der längste freie Fall, außerdem wird Baumgartner auf seinem mutigen Sprung wohl eine Geschwindigkeit von fast 1100 Kilometer pro Stunde erreichen und damit die Schallmauer durchbrechen.  

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Baumgartner begibt sich in Sphären, für die Menschen nicht gemacht sind: Beim Überschall-Flug könnten seine Lungen überblähen, Arterien im Gehirn könnten platzen, seine Augen könnten bluten. Gerät er in der dünnen Luft ins Trudeln, droht Bewusstlosigkeit.

Warum macht ein Mensch so was? Weil er etwas tun will, was noch nie ein Mensch getan hat. Weil er in einem Atemzug mit Berühmtheiten wie Neil Armstrong genannt werden will. Und, auch das hat Baumgartner als Grund genannt, weil sein einmaliges Vorhaben der Wissenschaft neue Erkenntnisse liefern könne.  

Man kann aber auch abseits von Überschall-Fallschirmspringern wie Felix Baumgartner einen wachsenden Trend zum Extremen feststellen. Gefühlt plant jeder Zweite, demnächst an einem Marathon teilzunehmen, läuft gleich mehrere Tage hintereinander 20 Kilometer bergauf und bergab durch die Alpen oder heizt mit dem Mountainbike Wege hinab, die manchem Fußgänger Angst machen wüden. Leute, die sich selbst an ihre körperlichen Grenzen bringen und gefährliche Nervenkitzel-Sportarten betreiben, sprechen oft davon, dass die Gefahrmomente diejenigen sind, in denen sie sich am lebendigsten fühlen. Extremläufer beteuern, nie einen freieren Kopf zu haben als in den Phasen größter körperlicher Anstrengung. Der Spiegel hat der Sucht nach dem Kick neulich eine Titelgeschichte gewidmet, ein Sportsoziologe sagt darin, Extremsport sei in erster Line eine Inszenierung von Individualität. Letztendlich also eine Art Angeberei oder Suche nach Selbstbestätigung.

Kannst du den Drang nachvollziehen, sich freiwillig in Extremsituationen zu begeben? Reizen dich Dinge wie Fallschirmspringen oder Bungee-Jumping? Verstehst du die Jagd nach immer neuen Rekorden? Fieberst du bei Events wir Baumgartners Sprung gespannt mit? Oder gehörst du eher zur Was-soll-das-Ganze-Fraktion? Wie extrem bist du?

Text: christian-helten - Foto: dapd

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