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Braucht es einen Männertag?

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Seit gestern scheint sie unabwendbar, die Frauenquote für große Unternehmen. Bei den Koalitionsverhandlungen haben sich CDU/CSU und SPD darauf geeinigt, dass börsennotierte Unternehmen ab 2016 mindestens 30 Prozent weibliche Aufsichtsräte beschäftigen müssen. Ich finde das gut – und habe jetzt schon Angst vor männlichen Heulsusen.  

Wo Frauen eingestellt werden sollen, müssen Männer entlassen werden. Das klingt hart, ist aber trotzdem logisch und kein Grund zu weinen. Diskriminierung hat viele Gesichter und bei weitem mehr Opfer als nur Aufsichtsräte und Vorstandsmitglieder. Die Bezahlung von Frauen liegt bei gleicher Leistung noch immer weit unter der von Männern, egal in welcher Schicht, und im Alltag sind Ungerechtigkeiten ebenso zahlreich wie sexistische Kommentare von Macho-Angsthasen unter „Emma“-Artikeln.  

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Seit 14 Jahren weist der Internationale Männertag darauf hin, dass Diskriminierung auch in die andere Richtung funktioniert. An diesem Tag soll darauf aufmerksam gemacht werden, dass Männer in den Bereichen Bildung, Familienrecht und sozialen Erwartungen stark benachteiligt werden. Ob diese Diskriminierung – zumindest in Deutschland – nun wirklich so extrem ist, sei dahingestellt.  

Auch Gesundheit ist ein Thema. Männer werden häufiger krank, fragen aber seltener nach Hilfe. Besonders psychische Krankheiten werden oft nicht behandelt und die Suizidrate von Männern ist dreimal so hoch wie die von Frauen. Viele männerspezifische Krankheiten werden in unserer Gesellschaft nicht erwähnt.  

Natürlich ist das ein Problem. Und natürlich gibt es noch viele andere. Jungen dürfen noch immer nicht weinen. Männer sollen noch immer stark sein. Und hart. Aber gleichzeitig auch sensibel. Aber bitte keine Weicheier! Väter sollen in Elternzeit gehen, werden aber, kaum gehen sie dann mit ihrem Kind Windeln kaufen, von Müttern angefeindet. Das alles trägt nicht dazu bei, Jungen zum Mannsein zu ermutigen. Ganz zu schweigen vom Willen zur Gleichberechtigung. Die Organisatoren des Internationalen Männertages wollen gerade deswegen männliche Vorbilder finden und ehren: Sportler, Musiker und ganz normale Männer, die sich ihrer Aufgaben bewusst sind und ihren Pflichten nachkommen.  

Aber braucht man deswegen einen Internationalen Männertag? Einen Tag, an dem zwar auf solche Missstände aufmerksam gemacht werden kann, an dem aber auch manche Männer vor sich hin jammern können, weil ihnen unrechtmäßige Privilegien entzogen werden? Ist die Chance auf eine kleine Verbesserung der Zustände es wert, die Gefahr einzugehen, dass manche – wenn auch nur wenige – Männer Frauen zu Tätern stilisieren, die sie unterdrücken?  

Welche Ideen hast du, um das Bewusstsein von Geschlechterdiskriminierung, egal gegen wen sie gerichtet ist, zu stärken? Oder findest du, dass die Diskriminierung von Männern kein großes Thema ist? Wann wurdest du schon wegen deines Geschlechtes diskriminiert?

Text: johannes-drosdowski - Illustration: Yinfinity

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