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Das Kleingedruckte

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Facebook ändert das Kleingedruckte - mal wieder. Die entscheidende Neuerung besteht darin, dass Informationen über die Nutzer länger gespeichert werden sollen. Kein Wunder, schließlich beruht das Geschäftsmodell von Facebook auf der Verwertung dieser Daten. Viele User und Datenschützer würden für die neuen Nutzungsbedingungen des sozialen Netzwerks am liebsten endlich den "Dislike"-Button klicken können. Doch diesmal lässt Facebook seine Nutzer abstimmen, ob die Änderungen genehm sind.     

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Ein privates Unternehmen lässt also die Kunden seines kostenfreien Dienstes darüber entscheiden, ob sie mit den neuen Nutzungsbedingungen einverstanden sind oder nicht, und will sich am Ende nach diesem Abstimmungsergebnis richten. Das kann man für eine sehr großzügige Geste halten - oder für eine fadenscheinige Alibi-Aktion: Damit die Abstimmung bindend ist, müssen mindestens 30 Prozent aller aktiven registrierten Nutzer teilnehmen. 270 Millionen Menschen, die den gut versteckten Abstimmungsknopf auf der Unterseite "Facebook Site Governance" erstmal finden müssen und sich dann lediglich zwischen den alten und neuen Geschäftsbedingungen entscheiden dürfen. Problematisch kann man das deshalb finden, weil man eine echte Wahl sowieso nicht hat: Wer nicht einverstanden ist, sich aber mit Freunden und Bekannten online vernetzen will, kann ja mal gucken, wen er so alles bei Diaspora, Studi VZ oder den Lokalisten trifft.

Das wiedererwachte Interesse am Facebook-Kleingedruckten teile ich persönlich zwar auch, gleichzeitig macht es mir aber ein schlechtes Gewissen: Bevor ich eine Arbeits- oder Mietvertrag unterschreibe, lese ich mir alles ganz genau und in Ruhe durch. Doch wenn ich mich im Netz für irgendeinen neuen Dienst anmelde, spare ich mir mit der gleichen Selbstverständlichkeit die ellenlangen Geschäftsbedingungen, setze mein Häkchen und klicke direkt auf "Weiter". Klar, dass sind eigentlich immer Dienste wie Last FM, Tumblr oder Instagram, die auch Millionen andere nutzen, oder, so beruhige ich mich dann, die Sache scheint hochgeradig seriös zu sein. Außerdem verlasse ich mich stets darauf, dass sich irgendwer mit Kompetenz schon die AGBs durchgelesen haben wird, sie verstanden und für ok befunden. Dennoch denke ich manchmal: Ein Wunder, dass mir noch kein Klingelton-Abo untergekommen ist.

Geht es dir ähnlich? Oder nimmst du kilometerlange Nutzungsbedingungen, die man auch einfach wegklicken kann, ernster? Verstehst du wirklich, was da steht? Liest du nur in bestimmten Fällen das Kleingedruckte? In welchen? Und hast du schon mal Ärger dank AGB-Ignoranz gehabt?
 




Text: juliane-frisse - Bild: dpa

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