Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

Der Almosen-Ticker: Gibst du Bettlern Geld?

Teile diesen Beitrag mit Anderen:

Seit fast zwei Jahren sieht man in Münchens Fußgängerzone, Menschen regungslos auf den Knien sitzen. Ihre Augen sind geschlossen, ihre Hand geöffnet. Manchmal liegen kleine Pappkartons neben ihnen, auf denen steht mit Edding geschrieben: „Bin blind und brauche dringend Geld für eine Augenoperation“. Als Münchner gibt man diesen Menschen natürlich kein Geld, weil man in der Zeitung gelesen hat, dass sie für eine Mafia aus Rumänien oder Moldawien arbeiten und einen Großteil ihrer Einnahmen an ihre Bosse abliefern müssen. So etwas will man nicht unterstützen. Dem Penner vor der Asam-Kirche gibt man lieber auch nichts. Weil er so nach Schnaps stinkt und man seinen Alkoholismus nicht auch noch fördern will. Die Punks am Sendlinger Tor kriegen erst recht keinen Cent, weil sie ihr – wahrscheinlich gar nicht so knapp bemessenes – Taschengeld nur in Alkopops und Drehtabak investieren und überhaupt nur schnorren, weil es cool ist. Die Straßenmusikanten brauchen auch nichts, die kriegen eh genug. Die verdienen ja mehr, als ein normaler Student zu leben hat. Hinter dem Alten Peter sitzt dann noch ein alter Mann, der stinkt nicht nach Alkohol. Er spielt kein Instrument und ist auch kein Punk. Dem gibt man aber auch nichts, weil in Deutschland ja niemand verhungern muss – und in München, dieser reichen, selbstgefälligen Stadt mit ihren zahllosen Hilfsangeboten erst recht nicht. Wer hier jemand auf der Straße sitzt, hat das meistens andere Gründe. In der Obdachlosenzeitung Biss stand einmal, dass 85 Prozent aller Münchner Obdachlosen psychische Probleme haben. Auf der anderen Seite: Was geht es mich an, warum mich jemand um Hilfe bittet? Wenn jemand um Almosen bettelt, wird er dafür seine Gründe haben. Es ist nicht meine Aufgabe, das zu hinterfragen, zu kritisieren oder ihm Tipps für seine Lebensführung zu geben. Ich kann ihm helfen oder eben nicht. Wie sieht deine Policy aus? Gibst du Bettlern Geld und wenn ja wie viel? Findest du, alle sollten deinem Beispiel folgen?

Text: philipp-mattheis - Foto: ddp

  • teilen
  • schließen