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Der Miete-Ticker: Was war deine schlimmste Wohnung?

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Es war in einem Münchner privaten Wohnheim, schon ein paar Jahre her, ein Bekannter hatte sich günstig und zentral ein Zimmerchen beschafft. Sprach nichts dagegen, die Kochnische war immerhin eine mobile Heiplatte, neben dem Kleiderschrank war ein Waschbecken, ein bißchen zellig wirkte die Anordnung, aber sie war bewohnbar. Bis zu jenem Tag, an dem der Rollo runterkrachte. Ein schwerer, edler Rolladen, der aus Eichenholz gewesen sein muss. Das Rollohalteband hatte nach Jahren des Rollo-rauf-Rollo-runter-Gewerkels den Geist aufgegeben. Der Bekannte behalf sich semiprofessionell. Der Rollo ließ sich mit viel Kraft zur Hälfte wieder in seinen Rollokasten schieben. Das war es dann aber auch. Zwischen Fensterbrett und Rollo klemmte der Bekannte ein Stückchen Holzlatte, das er auf einem Balkon gefunden hatte.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Hier wohnte einst Boris Becker. Hatte auch Rollos. Nun, das schöne Nordzimmer ward eh schon dunkel und nun noch dunkler. Der Sommer verging, der Vermieter vertröstete und der Bekannte vegetierte in seiner noch zelliger wirkenden Zelle dahin. Nach sechs Monaten zog er, ein noch junger und lebensunerfahrener Student, hilflos aus. Sind das Einzeschicksale oder gibt dort draußen noch mehr Menschen, die sich von ihren Vermietern haben übertölpeln, verarschen oder hinhalten lassen? Mieten ist ja nicht immer ein Zuckerschlecken, irgendwas geht immer krumm. Mit dem Vermieter, mit der Tapete, mit dem Syphon. Schon mal richtig dumm gerippt worden? Schon mal den Vermieter vor Gericht gesehen? Und was war, ganz generell, deine schlimmste Wohnung?

Text: peter-wagner - Foto: dpa

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