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Einen Laptop für jeden Schüler?
Computer, Smartphone und Internet erleichtern das Leben. Wenn man nicht gerade Manfred Spitzer heißt, wird man dieser Aussage wahrscheinlich ohne große Gewissensbisse zustimmen können. Dass sie nicht uneingeschränkt stimmt, zeigt ein aktueller Blogeintrag eines Deutsch- und Religionslehrers. Der Computerraum, der in den meisten Schulen noch immer der einzige Ort der Begegnung zwischen Schüler und PC ist, sei „eine schöne Sache, aber für motivierendes Arbeiten wenig effizient“, schreibt er. Bis es wirklich um Inhalte gehe, müsse man erst mal langwierig technische Fragen klären. Das kommt jedem, der mal in einem schulischen Computerraum war, bekannt vor: Auf dem Schul-PC ploppt irgendeine Virenmeldung auf, man findet ein Programm nicht oder sucht verzweifelt nach einem Ordner, der sich aus irgendeinem Grund an gänzlich anderer Stelle befindet als er sollte. Oder der Rechner stürzt gleich ab. Das Arbeiten ist quälend, weil man andere Programme oder Programmversionen nutzt als zu Hause und selbst nach einfachen Funktionen erst mal suchen muss.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Eigentlich eine gute Sache, aber leider nicht fehlerfrei: der Computerraum.
Das, so schreibt der bloggende Lehrer, sei das Hauptproblem: „Wer in der Schule mit einem Computer arbeiten soll, der muss das mit dem tun dürfen, mit dem er für sich die besten Ergebnisse erreichen kann, weil er mit ihm vertraut ist und nicht unter Umständen erst mit Problemen kämpfen muss.“ Die technische Ausstattung ist seiner Meinung nach gar nicht unbedingt das Problem, sondern die Tatsache, dass an ungewohnten Geräten gearbeitet werden muss. Die daraus abgeleitete Forderung: Jeder Schüler sollte mit einem eigenen Laptop in die Schule kommen.
In seinem Blogeintrag regt der Lehrer ein Umdenken an: Man sollte den Rechner nicht als Lernmittel an sich sehen, sondern als ein Hilfsmittel, das die eigentliche Arbeit erleichtern soll und die Dinge, die man dazu braucht, bereit hält. Man kann den Laptop eigentlich als eine moderne Form der Schultasche begreifen, in der man alle für den Tag wichtigen Materialien dabei hat. Seine Schultasche ordnet sich jeder nach seinen individuellen Bedürfnissen. Er entscheidet, welche Stifte, welches Lineal und welche Art von Block er einpackt und wo er sie einsortiert. Schüler mit fremden Rechnern arbeiten zu lassen, sei ähnlich, als bekäme jeder Schüler „jeden Tag eine Schultasche im Schultaschenraumder Schule gestellt: Bei der einen funktionieren die Schlösser nicht und der Schüler bekommt sie nicht auf; in der anderen ist am Tag zuvor eine Flaschen zuckerhaltigen Erfrischungsgetränks ausgelaufen; die dritte Tasche enthält die Bücher für eine andere Jahrgangsstufe. Und dann soll der jeweils beim Austeilen der Schultaschen dabei seiende Lehrende alle Probleme lösen, bevor er mit dem Unterricht anfangen kann.“
Die technische Ausstattung mit digitalen Geräten ist immer noch ein großes Experimentierfeld, eine einheitliche Linie ist nicht zu erkennen. An manchen Schulen gibt es Rechner für jeden Schüler, in Pilotprojekten probiert man das iPad als zentrales Unterrichtsgerät aus, und manche Schüler müssen mit einem manchmal veralteten Computerraum Vorlieb nehmen. Die Idee des eigenen Laptops klingt nicht schlecht – auch wenn sich noch die Frage der Finanzierung stellt (Sollte der Staat dafür aufkommen oder die Eltern? Was, wenn die sich keinen Laptop leisten können oder nur einen langsamen, veralteten?). Wie stehst du dazu? Sollte jeder Schüler einen Laptop haben? Wie geht (oder ging) es dir im Computerraum?
Text: christian-helten - Foto: ohNe22 / photocase.com