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Gibst Du Bettlern Geld?

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Jeden Tag steht am Münchner Marienplatz ein junger Mann mit Mütze und Schild und bittet um Geld für eine Augenoperation. Er steht da schon seit Monaten und wahrscheinlich schon länger und ich habe noch nie etwas in seine Büchse geworfen. Vielleicht, weil ich dem Spenden-Impuls nicht gefolgt bin, als ich zum ersten Mal an ihm vorbei lief. Ich bin nicht so schnell mit Spendengeldern bei der Hand, sorry. Danach wurde mir der Mann zügig vertraut. Er wurde mir der zum Marienplatz gehörige Bettler, den man, wenn auch nur ganz leise und für sich, jeden Morgen grüßt wie den Wirt im Stammcafé. Seltsam eigentlich. Unberührt kann ich normalerweise nie an Leuten vorbei gehen, die etwas von mir wollen. Meistens tu ich mich leidlich schwer, den Blickkontakt mit Leuten auszuhalten, die mir von unten flehentlich ins Gesicht sehen und ihre Hände zu Schalen formen. Ich fummel dann meistens in meinen Taschen rum, schau aufs Handy oder in den Himmel, weil da gerade - ah! - ein Vogel fliegt.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

*Verunsichern dich Bettler und Spendensucher auch? *Wann gibst du was her? *Wieviel gibst du? *Gibst du aus Prinzip immer oder nie? *Redest Du dich bei Obdachlosenzeitungsverkäufern mit dem top-dämlichen "Hab ich schon"-Spruch raus? *Wenn Du aus Hamburg bist: Sitzen dort immer noch soviele Bettler mit amputierten Beinen, Armen? *Hast Du auch schon von den organisierten Bettlern in München gehört, die von Zuhältern aus einer slowakischen Stadt nach Bayern gekarrt werden? *Weihnachtszeit, Spendenzeit: Wer kriegt deine Kohle? Bei mir ist es heute mal der Mann mit der Augenoperation.

Text: peter-wagner - Foto: dpa

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