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Gruppenchat mit dem Mathelehrer?

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Gegen Ende meiner Schulzeit hatte ich eine durchaus engagierte Lehrerin, die Klausuren grundsätzlich nur mit der Hand aufsetzte und in ihrem Unterricht – wenn überhaupt – den Overhead-Projektor als einziges technisches Hilfsmittel zuließ. Powerpoint-Referate und Youtube-Einspieler? Nicht mit ihr! Das war zu dieser Zeit schon ziemlich antiquiert. Selbst die Arbeitsblätter von Oberstudienrätinnen jenseits der 60 waren mit Comic Sans und Clip Art-Bildchen bereits im Computer-Zeitalter angekommen, und ältliche Physiklehrer verschickten Arbeitsblätter wie selbstverständlich per Mail. Die Konsequenz, mit der sich diese Lehrerin den neuen Medien verweigerte, fand ich aber schon wieder bewundernswert.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Facebook-Chat zwischen Lehrern und Schülern? In Baden-Würtemberg ist das jetzt tabu.

Pädagogen, die noch im medialen Pleistozän stecken, sind mittlerweile allerdings vom Aussterben bedroht. Die neue Generation von Lehrern baut ihren Unterricht nicht nur immer multi-medialer auf, sondern tummelt sich auch vermehrt in den Sozialen Netzwerken. Klar, warum sollte ein Lehrer um die 30 auch nicht bei Facebook angemeldet sein. Problematisch wird es allerdings, wenn er sich dort mit Schülern oder auch Kollegen austauscht. So sieht es zumindest das Kultusministerium in Baden-Württemberg und hat deshalb jetzt einige Regeln zum „Einsatz von Sozialen Netzwerken an Schulen“ herausgebracht. Darin heißt es unter anderem, dass Lehrer keinerlei Infos zum Unterricht oder schulischen Terminen über Facebook, Googel+ oder Twitter mitteilen dürfen. „Mathe fällt morgen aus“-Tweeds sind also genauso tabu, wie ein Gruppenchat auf Facebook, bei dem die Schüler Fragen zur anstehenden Klausur stellen können.  Selbst die Kommunikation von Lehrern untereinander solle sich laut dem Papier auf den „konventionellen Schriftverkehr oder die Nutzung von verschlüsselten E-Mails“ beschränken. Arbeitsblätter per Dropbox austauschen geht dann also auch nicht.

Begründung für die neue Regelung: Die Datenschutzstandards von Facebook und Co. stehen nicht mit den deutsche „in Einklang“. Deshalb ist die „Nutzung von sozialen Netzwerken zu dienstlichen Kommunikationszwecken“ verboten. Datenschutz hin oder her, aber muss man sich wirklich Sorgen machen, dass Nachrichten mit Details zum geplanten Wandertag illegalerweise auf amerikanischen Servern landen? Ein Lehrer beklagte zudem auf Spiegel Online, dass er seine Schüler nur noch auf Facebook kurzfristig erreichen könne, weil viele Teenager einfach keine E-Mails mehr lesen würden.

Was hältst du von der Lehrer-Schüler-Kommunikation 2.0? Findest du den Datenschutzaspekt wichtig, oder ist er in deinen Augen total übertrieben? Würdest du überhaupt auf Facebook mit deinem Lehrer oder Prof chatten wollen, um letzte Fragen zum Referat zu klären? Oder tauschst du dich vielleicht bereits über ein soziales Netzwerk mit deinem Seminarleiter über Uni-Kram aus?

Text: paulina-hoffmann - Bild: dpa

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