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In Pink und Blau - Der Gender-Erziehungs-Ticker

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2.500 Quadratmeter in Pink, mit Cupcake-Back-Station, Laufsteg und Schminktisch, das ist das Konzept des „Barbie Dreamhouse“, das am kommenden Donnerstag in Berlin eröffnet. Für zwölf Euro Eintritt kann man dann das Reich der wohl berühmtesten Puppe der Welt in Lebensgröße besichtigen. Natürlich werden zu diesem Anlass auch wieder die altbekannten Barbie-Diskussionen aufgegriffen, die sich um den Schlank- und Schönheitswahn im Kinderzimmer und seine Auswirkungen auf das Selbstbild junger Mädchen und um gegendertes Spielzeug drehen. Die Linksjugend Kreuzkölln ruft zum Beispiel zur Demonstration „Occupy Barbie-Dreamhouse“ unter dem Motto „Kein Bock auf Pink“ auf.  

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Am Donnerstag eröffnet das "Barbie Dreamhouse" in Berlin.

Bei vielen, die heute längst aus dem Barbie-Alter heraus sind, stellt sich angesichts des „Dreamhouse“ aber wahrscheinlich eine gewisse Nostalgie ein. Immerhin gibt es die Puppen schon sehr, sehr lange und jeder von uns ist auf die eine oder andere Art damit in Berührung gekommen. Manche Mädchen wurden mit Barbies, Kens, rosafarbenen Pferden und Traumkutschen überhäuft, anderen waren diese Sachen verboten und sie spielten höchstens im Kinderzimmer einer Freundin damit. Unsere Eltern bestimmten nun mal, was sie uns in die Hand gaben. Manche wehrten sich gegen jede Art von spezifischem Mädchen- oder Jungs-Spielzeug, manche fanden’s gut. Und egal, welche Einstellung sie vertraten, sie trugen sie dann meist auch über das Spielzeug hinaus, von den Klamotten, die man als Kind trug, über die Bücher, Hörspiele und Filme, die man konsumieren durfte, bis hin zum alltäglichen Umgang, der sich dann an bestimmten Rollenbildern orientierte oder eben nicht.  

Wenn ich zurückdenke, kann ich nicht genau bestimmen, ob ich nun genderkonform erzogen wurde oder nicht. Zu Hochzeiten wurde ich in ein sehr pinkes Kleid gesteckt und Barbies hatte ich auch. Allerdings trug ich im Alltag nie Kleider, spielte sehr viele eher als „jungenhaft“ eingestufte Dinge mit sehr vielen Jungsfreunden und meine Erinnerung an die Barbies besteht vor allem darin, dass ich sie selten anrührte und die meisten von ihnen ziemlich entstellt aussahen, weil der Hund auf ihnen herumgekaut hatte. Insgesamt gab es wohl keine besondere Richtlinie in meiner Familie, weder ein Verbot bestimmter Rollenbilder noch ein Forcieren.  

Wie ist das bei dir - wie genderkonform wurdest du erzogen? Hat man dir nur Puppen oder Ritterspielzeug geschenkt, dich in Rosa oder Blau gekleidet? Solltest du besonders „mädchenhaft“ sein oder hattest das Gefühl, ein besonders „harter Junge“ sein zu müssen? Haben deine Eltern dir konservative Rollenbilder vorgelebt? Oder wurde mit Barbie-Verbot für Mädchen oder einer Puppen-Erlaubnis für Jungs versucht, dir nicht dauernd zu suggerieren, dass Mädchen und Jungs sich durch das, was sie mögen und tun, voneinander unterscheiden, und sich auf eine bestimmte Art und Weise verhalten müssen?


Text: nadja-schlueter - Foto: dpa

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