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Lieber Herr Promi...

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In Zimmern, die früher mal Kinderzimmer waren und die heute von den Eltern zu einem anderen Zweck genutzt werden, gibt es meistens noch eine oder zwei (oder zehn) Schubladen, die mit den Sachen gefüllt sind, die der ehemalige Kinderzimmerbewohner nicht mit in die Studenten-WG nehmen wollte, die die Eltern sich aber auch nicht getraut haben, wegzuwerfen. Irgendwann kommt dann aber doch die Aufforderung, diese Schubladen mal auszumisten. Das dauert meistens eine Weile, weil man über viele peinliche Fotos lachen muss, weil man die Lokalzeitungsartikel über die Voltigier-Kreismeisterschaft oder das Judo-Nikolausturnier nicht wegwerfen möchte, ohne sie noch einmal studiert zu haben. Und weil man manchmal kleine Schätze findet.  

Meine Schwester nahm sich gestern eine dieser Schubladen vor und fand so einen kleinen Schatz: einen Brief von Loriot an meine Schwester, vom 13.12.1984. Er ist mit Schreibmaschine geschrieben, auf ein Stück dickes Papier in Postkartengröße. „Vielen Dank für deinen Brief“, steht dort, und es geht weiter mit zwei sachlichen Erklärungen. „Die Texte für Wum und Wendelin denke ich mir selbst aus. Zuerst war Wum da und erst viele Jahre später ist Wendelin dazu gekommen. Mit herzlichen Grüßen, Dein Loriot.“  

Es war nett von Loriot, sich hinzusetzen und einem kleinen Mädchen seine Arbeitsweise zu erklären. Und es ist bemerkenswert, dass die Entstehung der Geschichten über Wum und Wendelin meine Schwester offenbar so interessierte, dass sie sich hinsetzte und einen Brief an Loriot schrieb. An prominente Menschen zu schreiben ist ja eine besondere Form der Kommunikation. Diese Menschen bekommen viele Briefe oder E-Mails. Sie alle zu lesen und womöglich auch noch zu beantworten, kann sehr viel Zeit fressen. Man weiß also nicht genau, ob man vielleicht ins Leere schreibt. Dringt der Brief oder die Mail bis zum anvisierten Empfänger durch? Liest er das Geschriebene? Wirft er den Brief gleich weg oder drückt die „Löschen“-Taste? Wenn man keine Antwort bekommt, wird man es nie erfahren. Es sei denn, man macht es wie ein Fan von Jay-Z, der Hunderte Mails an Jay-Z verschickte. Auch er bekam nie eine Antwort. Aber mit einer Software konnte er nachverfolgen, ob die Mails geöffnet wurden oder nicht, wo sie geöffnet wurden und wie lange sie geöffnet waren. Sie wurden geöffnet, und zwar immer an Orten, die zum Tourneeplan des Rappers passten. Der Fan ist sich ziemlich sicher, dass Jay-Z seine Mails alle gelesen hat.  

Hast du schon mal an einen prominenten Menschen geschrieben, sei es ein Musiker, ein Fernsehstar oder ein Politiker? Aus welchem Grundhast du geschrieben? Hast du eine Antwort bekommen oder ging dein Versuch ins Leere? War die Antwort zufriedenstellend? Hast du den Brief, beziehungsweise die Mail aufgehoben?

Text: christian-helten - Foto: jarts / photocase.com

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