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Musik für den Untergrund

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James Murphy setzt sich für die Underground-Musikszene New Yorks ein. Nicht etwa, indem er junge, unbekannte Künstler fördert: Der für sein Soloprojekt LCD Soundsystem bekannte Musiker engagiert sich für harmonisch klingende Drehkreuze in U-Bahnhöfen.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Jedes Mal, wenn ein Fahrgast seine Fahrkarte scannt, ertönt einer von drei verschiedenen Tönen, die signalisieren, ob der Durchgang gewährt wird, man seine Fahrkarte erneut scannen soll oder das Ticket ungültig ist. Murphy erinnern diese schrillen Töne an das Quietschen, das entsteht, wenn man Styropor an Glas reibt. Nun plant er diese „you’ve done something wrong sounds“, wie er die grellen Töne in einem Interview mit dem Wall Street Journal bezeichnete, durch harmonische Notenfolgen aus drei bis vier Tönen zu ersetzen. Immer wenn eine U-Bahn einfährt, sollen dieselben Noten eine gemeinsame Sequenz spielen. Für jeden U-Bahnhof wird ein charakteristisches Notenset komponiert, das den Fahrgästen zur Orientierung dient.

Den Traum, die Kakophonie der Großstadt in eine Subway Symphony zu verwandeln, verfolgt James Murphy schon seit 15 Jahren. Bisher scheiterte sein Vorhaben, weil das zuständige Verkehrsunternehmen Zeit und Kosten für den Umbau scheut. Da nun umfassende Renovierungsarbeiten anstehen, hofft er auf eine neue Chance sein Vorhaben umzusetzen zu können. Leider stellen sich die Verantwortlichen immer noch gegen seinen Vorschlag. Deshalb hat der DFA-Labelchef Murphy eine Petition gestartet.

In den hiesigen Großstädten wird die Gültigkeit von Fahrscheinen meistens durch Kontrolleure geprüft. Dennoch sind auch deutsche klangtechnisch Bahngleise verbesserungswürdig. Wer täglich mit Bahn, Bus oder Tram fährt, kennt die Signale und Ansagen entweder auswendig oder ist ihrer schon so überdrüssig, dass er sie verdrängt. Dabei könnte man den öffentlichen Verkehr - und überhaupt den Alltag - durchaus angenehmer gestalten: von Rolltreppen, die mit Meeresrauschen unterlegt werden, bis zu Mülleimern, die sich in R2D2-Manier bedanken, wenn man sie mit Abfällen füttert. Und Elektroautos sind zwar nicht sehr schädlich für die Umwelt, lassen aber auch Geräusche vermissen, die sie im Straßenverkehr bemerkbar machen.

Wie ist das bei dir? Hättest du gern, dass dein Fahrrad die Titelmelodie von „Batman“ spielt, wenn du damit fährst? Begegnest du täglich Geräuschen, die du gerne abschaffen würdest? Welche Stadtklänge würdest du gerne abändern? Wer müsste eine Subway Symphony für Berlin, Stuttgart, Köln oder München schreiben?



Text: julian-schmitzberger - Foto: afp; Illustration: Sarah Unterhitzenberger

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