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Muttersöhnchen raus

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"Verlierer"und "Müttersöhnchen", "verblendet" und "monoton"  so sei die italienische Jugend, sagt die Regierung. Es müsse sich endlich was tun. Dass die Jugendlichen auf solche beleidigenden Aussagen mit Trotz reagieren, ist wenig erstaunlich.

Die Kluft zwischen Jugend und Regierung wird immer größer. Die einen klagen über ihre schlechten Chancen auf dem Arbeitsmarkt und die Jugendarbeitslosenquote von circa 30 Prozent, die anderen erwarten mehr Selbstständigkeit und einen Mentalitätswechsel.

Innenministerin Anna Maria Cancellieri sorgte vergangene Woche mal wieder für Empörung, als sie meinte, Festanstellungen seien nur noch eine Illusion. Die Jugend müsse sich davon lösen, nur an unbefristeten Verträgen interessiert zu sein, womöglich am besten noch in der eigenen Heimatstadt an der Seite von Mama und Papa. Und auch Premier Mario Monti begegnet den vielen Studentenprotesten der letzten Wochen und Monate nur mit wenig Verständnis. "Warum eine Festanstellung? Festanstellungen sind monoton. Abwechslung und neue Herausforderungen sind etwas viel Schöneres."

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Protestierende Studenten in Mailand im vergangenen Jahr

Doch nach genau dieser Monotonie sehnt sich die italienische Jugend. Die Stimmung ist immer gereizter, die Nerven liegen blank. Die Regierung tue ihre Hilferufe nur ab und gäbe ihnen die ganze Schuld an der hohen Arbeitslosigkeit. Die Jugend müsse sich ändern, offener sein, endlich von Zuhause ausziehen und selbständig werden, heißt es von der Seite der Regierung. Dass zwei Drittel der 18- bis 31-Jährigen noch Zuhause wohnen, läge aber vor allem daran, dass ohne Job auch das Geld für eine eigene Wohnung fehle, entgegnen die Studenten. Und so dreht sich Italien im Kreis.

Immer wieder hat die Regierung versucht, die jungen Italiener dazu zu bringen, endlich aus- und umzuziehen. 2007 sagte der damalige Wirtschaftsminister Tommaso Padoa Schioppa, die Riesenbabys müssten endlich aus dem Haus geschickt werden und vor zwei Jahren forderte Renato Brunetta, damals Verwaltungsminister, ein Gesetz, dass alle 18-Jährigen zum Auszug zwingt. Aber wäre damit das Problem gelöst? So einfach? Was glaubst du? Macht es sich die Regierung zu einfach? Und muss sich die italienische Jugend das bieten lassen?


Text: lena-niethammer - Foto: afp

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