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Online Flagge gegen Atomkraft zeigen: Bringt das was?

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Die lachende, rote Sonne ist das Symbol der Anti-Atomkraft Bewegung. Wer in den 80er Jahren aufgewachsen ist, kennt die knalligen Aufkleber mit dem „Atomkraft? Nein danke“ Schriftzug noch vom Schulmäppchen des Nebensitzers oder hat sie als Verzierung auf dem Staubsauger der Mutter in Erinnerung. Die Strahlkraft der Anti-Atom-Sonne hat sich vor allem im letzten Jahr neu entfalten können - auf Protestplakaten und Magazin-Covern war sie plötzlich wieder präsent. Als eine Art Reaktion auf die Renaissance der Atomenergie, die die Bundesregierung mit dem Beschluss der AKW-Laufzeitverlängerung im Oktober 2010, vorangetrieben hat.

Wegen der Reaktor-Katastrophe in Fukushima und den vielen Anti-AKW-Demos in Deutschland ist die lachende Sonne aktuell so beliebt, dass der Onlineshop der Organisation ausgestrahlt.de wegen Überlastung kurzzeitig nicht zugänglich war. Dort kann man vom Anstecker über Frisbees bis hin zur Cappuccino-Schablone alles kaufen, was sich mit der „Atomkraft? Nein danke“-Sonne bedrucken lässt. Eine Vorlage für eine selbst gemalte Sonnen-Flagge gibt es kostenlos als Download. Einen Web-Banner für die eigene Homepage ebenfalls.  

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Das Bedürfnis, online Flagge zu zeigen, scheint vor allem auf Facebook sehr groß zu sein. Jeder zweite Freund in der Timeline hat plötzlich eine kleine Anti-Atom-Sonne auf seinem Profilbild kleben. Es gibt ein Programm, mit dem sich diese Protestnote ganz ohne Photoshop-Kenntnisse über das eigene Foto legen lässt. Unter dem link, der zur Programm-Homepage führt, ist der Aufruf zu lesen: „Werde Botschafter gegen Atomkraft mit Deinem Profilbild.“ Nur: Was kann so ein Facebook-Botschafter bewirken?  

Der Guttenberg-Rücktritt hat gezeigt, dass Internetnutzer Meinungsmacht besitzen und durchaus realen Druck auf die analoge Welt ausüben können. Aber lassen sich auch Forderungen wie die nach der Abschaltung der Atomkraftwerke in Deutschland digital verstärken. Ersetzt der rot-gelbe Button auf Facebook am Ende das Hochhalten eines „Atomkraft? Nein danke“-Plakates auf der Demo vor dem AKW? Ist es nicht wahnsinnig bequem, Energie in das Verschönern des eigenen Facebook-Accounts zu investieren, um sich anschließend einreden zu können, man habe irgendwie mitprotestiert.  

Aber was hilft wirklich, wenn man sein Entsetzen über das Leid in Japan und seine Besorgnis um die Sicherheit im eigenen Land zum Ausdruck bringen will? Raus auf die Straße gehen? Spenden für Japan? Oder den Atomausstieg selber machen? Indem man einfach den Stromanbieter wechselt? Was meint ihr?

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