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Respekt oder kein Respekt? - Der Bundeswehrticker

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"Hört einfach auf, dauernd nach Anerkennung zu gieren. Die Wertschätzung anderer bekommt man nicht dadurch, dass man danach fragt, sondern dass man gute Arbeit leistet." Diese harten Worte hat der Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière an die Soldaten der deutschen Bundeswehr gerichtet. Der Wunsch der Soldaten nach Anerkennung, so de Maizière, sei „oft übertrieben". Der Minister wurde sogleich von vielen Seiten kritisiert. Zum Beispiel von Ulrich Kirsch, dem Vorsitzenden des Bundeswehrverbandes, der de Maizières Aussage „enttäuschend und absolut unangemessen" fand. Oder von Verteidigungsexperten von der FDP und den Grünen, die dem Eindruck widersprachen, in der Bundeswehr giere man nach Anerkennung.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Wie viel Anerkennung Soldaten verdienen oder ob überhaupt, das ist tatsächlich eine sehr schwere Frage, die man objektiv vielleicht gar nicht beantworten kann. Weil sie nicht einfach nur mit einem Berufsbild, sondern sehr viel mit einer grundlegenden Einstellung gegenüber dem Militär und bewaffneten Konflikten zu tun hat, die von der Geschichte, gesellschaftlichen Debatten, von vielen eigenen Erfahrungen und Informationen geprägt wird. „Man muss Soldaten gelegentlich auch erklären, dass es keine Missachtung der Bundeswehr ist, wenn Menschen militärischen Einsätzen skeptisch gegenüberstehen", äußerte sich zum Beispiel Rainer Arnold, verteidigungspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, zu de Maizières Kritik. Und genau so ist es nämlich: Ein überzeugter Pazifist wird nie verstehen können, warum jemand einen Beruf wählt, bei dem man zur Waffe greifen muss, und wird denen, die das tun, niemals Respekt zollen, egal, wie sehr sie sich in ihrem Job aufreiben. Viele sagen auch „Tod ist bei euch Berufsrisiko!", immerhin wisse man doch, worauf man sich einlasse. Und die nächsten haben dann vielleicht doch irgendein „Vaterland"-Gefühl und partizipieren an sämtlichen Schweigeminuten für im Einsatz getötete Bundeswehrsoldaten.

Was denkst du? Findest du, Soldaten haben Anerkennung verdient? Wenn du heute einem Bundeswehrsoldaten begegnen würdest, würdest du ihm die Hand geben und ihm für seinen Einsatz danken? Oder ihm sagen, dass und warum du seinen Beruf kritisch siehst? 

Text: nadja-schlueter - Foto: dpa

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