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Roarrrbrummkreiiiisch!

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Ich wurde erlöst! Es hat fast eineinhalb Jahre gedauert, aber nach 16 Monaten ist die Baustelle im Hinterhof endlich verschwunden. Keine Bagger mehr, die ab sieben Uhr morgens die Reste abgerissener Mauern mit großem Krach in riesige Container fallen lassen (die um sechs mit fast genauso großem Krach angeliefert wurden). Keine sich über das Geschrammel des Zementmischers hinweg anschreiende Bauarbeiter mehr. Und auch keine riesenhaften Baustoffsilos mehr, die vor meinem Zimmerfenster stehen und abwechselnd brummen und zischen. Herrliche Ruhe!

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Yeah, gegenüber wird gebaut!

Noch mehr Ruhe haben jetzt allerdings alle meine Freunde, die ich in den vergangenen Monaten mit meiner Baustellen-Klage genervt habe. Wie laut das sei! Dass ich nicht schlafen und nicht denken könne und dass ich nicht verstehen könne, warum die Bauarbeiter immer schon um sieben mit der Arbeit anfangen, wo ich doch erst um acht aufstehen muss! Dass ich jetzt aber echt mal Mietminderung beantragen müsse! Dass ich es schon wieder nicht geschafft habe, Mietminderung zu beantragen! Und immer so weiter. Stoisch ertrugen sie meine stammtischartigen Ich-will-doch-nur-in-Ruhe-wohnen-Tiraden, bei denen ich mich selbst fühlte, wie eine grantelnde 60-Jährige (aber ich kann halt nicht so gut im Lärm). Innerlich schwor ich mir, alle ihre Baustellensorgen ebenso tapfer mitzutragen, sollten sie jemals welche haben. Und eigentlich hat ja jeder mal welche.

Immer wieder taucht irgendjemand irgendwo mit dunklen Augenrändern auf und brummelt was von "Dachstuhl" und "Ausbau". Oder jemand postet bei Facebook im Halbschlaf einen wütenden Status zur "scheiß Kernsanierung im Nachbarhaus", für den er sich später, wenn er wach ist, ein bisschen schämt (aber dann sind schon zehn Solidaritäts-Kommentare drunter). Und jeder kennt lustige Baustellen-Anekdoten. Die Oma einer Freundin zum Beispiel freute sich immer so über den Hausbau auf dem Nachbargrundstück, weil dabei so schöne Männer oben ohne im Rohbau rumturnten. Und die eine WG, die als letzte noch im Haus bleiben konnte, das komplett umgebaut wurde, hat es geliebt, immerzu laut sein und Partys feiern zu können.

Hast du auch schon mal auf/neben/unter/über einer Baustelle gewohnt? Wie war das so? Kennst du schöne Baustellen-Anekdoten? Und wie doof findest du Baustellen-Gejammer – oder machst du gerne dabei mit?

Text: nadja-schlueter - Foto: dpa

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