Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

Schwänzen, Schulnoten und andere Heimlichkeiten. Der Karzer-Ticker

Teile diesen Beitrag mit Anderen:

Schüler in Frankreich haben zum Schulstart gleich mal einen Affront zu verkraften. An über 500 Schulen im Land wurde ein Internet-Angebot für Eltern eingeführt, mit dem sie die Anwesenheit ihrer Kinder in der Schule und auch deren Noten kontrollieren können. In den nächsten Jahren sollen alle Schulen in Frankreich diesen Eltern-Service anbieten. Damit fällt, finde ich, ein wichtiger Bestandteil des Schülerlebens flach: Das Anschwindeln von Eltern, was Verweise, Totalpleiten in Bio und Sozialkunde und geschwänzte Schulstunden angeht. Das gehört doch auch dazu, genau wie die Angst vor den Elternsprechstunden, in denen alles vielleicht ans Licht kommt.

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Ich jedenfalls entwickelte im Vertuschen von missliebigen Noten eine richtig kriminelle Energie – natürlich nur, weil meine Mutter einigermaßen streng „dahinter her war“ und sich jede Arbeit auch zeigen ließ. So verfiel ich während einer drei Jahre andauernden Schwächephase in Physik und Mathe auf folgenden Trick: Ich klebte über die blöde Fünf einen Post-It-Zettel, auf dem eine Dreiminus stand. Dann kopierte ich die derart gefälschte Arbeit auf einem mir zugänglichen Schwarzweißkopierer in schwacher Qualität – auf den Kopien waren die Ränder des Post-it-Schnipsels nicht zu sehen und die Arbeit zierte eine Dreiminus. Meiner Mutter gab ich diese Kopie mit der Bemerkung, dass der Lehrer die Arbeit gleich wieder eingesammelt habe und ich, braves Kind, sie vorher extra noch kopiert hätte oder ich gab ihr die Kopie quasi gleich für ihre Unterlagen – Unterschriften wurden bei uns am Gymnasium zum Glück nicht eingefordert. Allzu oft konnte ich das natürlich nicht machen, aber für ein paar besonders unpassende Noten funktionierte das System recht gut, wenn es auch ein bisschen kurzsichtig war – die Fünf im Zeugnis musste ich nämlich dann doch ziemlich umständlich und kniewacklig erklären. Jedenfalls habe ich aus dieser nervenaufreibenden Schummelei die Lehre gezogen, etwaigen eigenen Kinder die Notennerverei weitgehend zu ersparen. Wie sieht oder sah es bei dir mit Schulnoten aus – war das oft Anlass für Ärger, hast du manches verheimlicht oder war es deinen Eltern ziemlich egal? Oder warst du so gut, dass nichts vertuscht werden musste? Hattest du Angst, eine schlechte Note zu präsentieren? Wie findest du das französische System der Elterinformation und wie wirst du es mit den Schulkarrieren deiner eigenen Kinder halten?

Text: fabian-fuchs - Foto:dpa

  • teilen
  • schließen