Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

Tagesticker: Nervt dich der Trubel um Obamas Amtseinführung?

Teile diesen Beitrag mit Anderen:

Am Sonntagnachmittag sendete der nachrichtenbeflissene Fernsehsender n-tv ein einstündiges Porträt über Barack Obama. Und wirklich, für Momente konnte man das Lachen nicht halten. Nicht, weil der Beitrag so putzig gewesen wäre. Es überraschte die Haltung dahinter, die ernste Erzählerstimme, die all die kleinen Sachen über Obama so erzählte, als wären sie noch nie in die Welt trompetet worden, als habe es nicht zwei Jahre lang einen Wahlkampf gegeben, der von den deutschen Medien besser begleitet worden war als jede Bundestagswahl. So erfuhr man aufs Aberneue: Vater aus Kenia, dann die Mutter neu verheiratet in Indonesien, dann auf Hawaii, erst hiess er Barry, dann nannte er sich wieder Barack, dann kam die Harvard Law Review, dann Michelle und Senat, dann Wahlkampf ... Ohjegerl! Schon wieder der Obama in vollumfänglicher Weise. Und jetzt auch noch: der 20. Januar 2009.

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Test fürs Schwören in Washington. Wird der 20. Januar für die Amerikaner ein besonderes Datum? Weil es eine große Rede gibt? (Nach der großen Rede 2004 beim Nominierungsparteitag von Kerry, nach der Rede bei seiner eigenen Nominierung 2008, nach der Rede nach seiner Wahl im November ...) Wir in Nicht-Amerika können ja nicht wirklich unterscheiden, welche Ansprache Obamas die besondere oder die noch mehr besondere war oder sein wird. Demnach fühlt es sich auch komisch an, sich für die Einschwörungszeremonie interessieren zu sollen. Was früher vielleicht gerade mal die Topmeldung in der "Tagesschau" war, verkommt nun zur zwei- bis vierstündigen Sondersendung, in der wieder viele Obama-Experten und Transatlantiker sagen, dass sie glauben, dass Obama jetzt erstmal beweisen muss, dass er diese ganzen Versprechen, die er gegeben hat, erfüllen kann. Und am Ende sagen sie wieder, wie seit fast 80 Tagen, also seit der Wahl: Schau mer mal. Der Rest ist Obama-Erlöser-Blabla. Mit welchen Gefühlen begegnest du der Amtseinführung vor zwei Millionen Menschen? Geht es dich was an, dass Bruce Springsteen und Shakira "für ihn gerockt" haben? Kann es sein, dass die Fernsehsender das Interesse, das angeblich in Europa für diesen Tag vorhanden ist - überschätzen? Erinnerst du dich an Angela Merkels Amtseinführung?

Text: peter-wagner - Foto: afp

  • teilen
  • schließen