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Tagesticker: Tratschst du zuviel?

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Ich rede gern über andere Leute. Sehr gerne, manchmal zu gerne. Positiv ausgedrückt: Mich interessieren Menschen eben. Wenn ich etwas Interessantes über sie erfahren habe, zum Beispiel, Basti schon wieder seine Freundin betrogen hat oder wenn Marie ihren Mitbewohner für einen Vollpfosten hält, dann teile ich dieses Wissen auch gerne mit anderen Menschen.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Manchmal wird das problematisch: Wenn ich nämlich Marie davon erzähle, dass Basti schon wieder seine Freundin betrogen hat, füge ich zwar das obligatorische „Aber bitte erzähle es niemand anderen“ hinzu, aber mit genau dieser Floskel erzählt Marie es am nächsten Tag Julia und Julia dann Max und Max ist es dann eh egal und irgendwann erfährt es dann auch Bastis Freundin. Ich kann mich dann meistens noch aus der Affäre ziehen, indem ich beteure, dass ich es auf gar keinen Fall war, der das weitererzählt hat. Aber ich habe ein ziemlich schlechtes Gewissen dabei. Außerdem hat mich mein ausgeprägtes Klatsch- und Tratschbedürfnis schon oft in Teufels Küche gebracht. Aber: Ich bin damit in bester Gesellschaft: People-Magazine wie Gala erfüllen schließlich auch nichts anderes als das Bedürfnis, über andere Menschen zu reden. Forscher gehen davon aus, dass der Mensch das Reden über andere Menschen braucht, um sich als soziales Wesen zu verorten. Manche vermuten sogar, dass „eher die komplexen sozialen Strukturen als die rein technischen Anforderungen an die Umgebung waren, die die menschliche Intelligenz in der Frühzeit der menschlichen Entwicklung geprägt haben.“ Wie ist das bei dir? Bist du eine Tratschtante? Genierst du dich dafür?

Text: philipp-mattheis - Foto: dpa

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