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Und Cut!

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Ich hasse es, zum Friseur zu gehen. Zweimal im Jahr wage ich den Gang in ein solches Etablissement, um mir ungefragt sagen zu lassen, wie furchtbar meine Haare gerade aussehen. Warum Friseurbesuche als Wellness-Erlebnisse verkauft werden, ist mir bis heute ein Rätsel.

Dabei habe ich schon viele Salons von innen gesehen, viele Finger meinen Kopf massieren lassen und noch viel mehr Smalltalks mit den Fingerbesitzern geführt. Ich hatte kurze und lange Haare, schwarze und gefärbte, Ponys und Stufen in allen Variationen. Nur eins bleibt gleich: Jedes Mal fühle ich mich entstellt, gehe zermürbt nach Hause und lasse mich von meinem Freund trösten, der mir zuliebe sein Lachen zurückhält, weil mein kurzer Pony affig aussieht oder ich einen ungewollten Undercut enthülle.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Wer beim Friseur Autorität beweist, kann damit viel Haarpracht retten

Wenigstens leide ich nicht alleine. Ich kenne sogar Mädchen, die nach jedem Friseurbesuch weinen. Es erleichtert mich, wenn auch andere von Frisur-Desastern berichten, weil mehr Zentimeter als geplant ab sind, weil sie einen Grünstich haben oder weil die Friseure einfach nicht machen, was man ihnen sagt. Das Phänomen zieht sich durch Salons aller Preisklassen. Es ist egal, wo man zum Friseur geht und wer schneidet. Selbst Friseure des Vertrauens verkacken es manchmal. Die logische Konsequenz: Es muss an mir liegen.

Vermutlich spreche ich zu wenig die Friseurinnen-Sprache, sage nicht konsequent genug „Nein“, wenn man die Schere knapp über dem Ohr ansetzt, und gehe allgemein zu planlos zum Friseur. Immer in der naiven Hoffnung, dass er oder sie schon was von dem Metier versteht. Während ich im Drehstuhl unter dem schwarzen Polyestermäntelchen versinke, ist die Friseurin hinter mir schließlich alleinige Beraterin. Nicht selten verwerfe ich unter ihrem kritischen Blick ursprüngliche Pläne und lasse mich zu Sachen überreden, die später sowohl ich als auch mein Geldbeutel bereuen.

Obwohl ich sonst oft und gerne meine Meinung sage, funktioniert das beim Friseur nicht. Ich fühle mich klein und unsicher. Und du? Weißt du vor jedem Friseurbesuch, was du willst und wie du diesen Willen durchsetzen kannst? Oder lässt du auch einfach machen und flüchtest dann mit Kapuzenpulli in die eigenen, blicksicheren vier Wände? Wie viel Autorität hast du beim Friseur?

Text: vanessa-vu - Bild: Photocase.

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