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Seit gestern mittag läuft über viele offizielle Twitter-Accounts das Wort "Respekt". Lukas Podolski, Hans Sarpei, aber auch Thomas Kretzschmar und Guido Westerwelle: Fast jeder Prominente, der in irgendeiner Form schon mal mit der Welt des Sports oder der Homosexualität zu tun hatte, klopfte Thomas Hitzlsperger virtuell auf die Schulter für seinen Mut. Der 31-Jährige hat sich in einem Interview mit der Zeit als schwul geoutet. Er ist der erste ehemalige Bundesligaprofi, der das tut.

An dieser Stelle kommt dann aber in einigen Dankesbotschaften ein dickes "Aber": Aber, warum erst jetzt?

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Wird er den Weg für Jüngere ebnen? Thomas Hitzlsperger, 31.

Denn selbst wenn nun der DFB hochoffiziell zusichert, von der Nationalmannschaft bekomme Hitzlsperger "jede erdenkliche Unterstützung", bleibt natürlich ein säuerlicher Geschmack auf der Zunge: Hitzlsperger hat 52 Länderspiele mit der Nationalmannschaft absolviert - und es in all den Jahren nie für eine gute Idee gehalten, zu seiner sexuellen Orientierung zu stehen. Nach einem Blick in die rasende Tumbheit der Bild-Leserkommentare versteht man bestens, weshalb. Weite Teile der Fußballwelt sehen in Homosexualität auch im Jahr 2014 offenbar nicht viel weniger als den Teufel.

Es bleibt also die Frage: Wird sich nun etwas ändern? Denkt man künftig in den Umkleidekabinen und Fankurven anders, weil ein Star sich zum Schwulsein bekannt hat? Ist Hitzlsperger mehr als nur der erste Promi, der sich vom Spieler-Ruhestand aus outet, vielleicht eine Art Planierraupe, die endlich den Weg ebnet für Jüngere? Oder wird sich mit seinem Coming-Out nichts bewegen in den Köpfen von Fußballdeutschland, abseits der gut gepflegten Twitter-Accounts mit türkisfarbenem Häkchen? Was denkst du?

Text: lucas-grunewald - Foto: dpa

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