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Vom Aperolglühen. Der Aperitifticker

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Bisher hatte man angenommen, eingetragene Farbe der Stadt München wäre das Wittelsbacher-Gelb. Wie es eben an schönen Frühherbsttagen von der Theatinerkirche gegen den hohen Himmel leuchtet, wie es die zahlreichen wiederaufgebauten Prachtfassaden haben und mit ein bissl Fantasie auch das Zeug in den Maßkrügen, wenn man es gegen die Sonne hält. Diese traditionelle städtische Synästhesie bedarf nun aber einer Neubewertungen und zwar seit sich das Getränk Sprizz (auch: Spritz /Veneto Spritz/ Sprizzer/ Aperol-Prosecco) in die Hände der Münchner geschlichen hat und dort seit einigen Jahren mit der Hartnäckigkeit einer Ammersee-Mücke verweilt. Seit dieses venezianische Gesöff flächendeckend Münchner Vorabende einläuten darf, ist München nicht nur seinem Klischee vom nördlichsten Dingsbums Italiens wieder gerecht geworden. Das hellrote Aperollicht wurde so auch die bestimmende Farbe auf den Prachtstraßen, Boulevards und Haidhausener Balkonen. Vernissagen und Restauranteröffnungen sind nicht mehr denkbar ohne Kellner mit Sprizz-Tabletts an den Eingängen, die Damen der Gesellschaft stimmen Ohrringe und Sandalriemchen auf das Lachsorange des Getränks ab. Münchner sind sprizzsüchtig. Ist man der erste, der am frühen Nachmittag ein Glas Sprizz durchs Café trägt, decken sich die übrigen Gäste innerhalb von Minuten auch damit ein. Ein hellrotes Funkeln im Augwinkel genügt, um die hiesigen Geschmacksknospen tropfen zu lassen. Dem Radler, der an den Freischankflächen vorbei pedaliert, bricht sich die Abendsonne hundertfach in den Sprizz-Gläsern derjenigen, die schon oder immer Feierabend haben. Das sieht schön aus. Also Wittelsbacher-Gelb go home? Nicht ganz –den gerade vor der Theatinerkirche sieht so ein Sprizz besonders vorteilhaft aus. Aperolglühen als Ersatz fürs Alpenglühen? Genau. Was ist dein Sommergetränk und warum? Was trinken die Menschen in deiner Stadt in den Straßencafés, wenn sie in Feierabend-Laune sind? Und ist die Sprizz-Sucht auch bei dir angekommen?

Text: fabian-fuchs - Foto: dpa

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