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Was bringen schärfere Regeln für die Tabak-Industrie?

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Junger Mensch mit Kippe – dieses Bild wird immer seltener. Eine Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung aus dem Sommer dieses Jahres belegt das. Die Zahl der jugendlichen Raucher ist in den vergangenen zehn Jahren um mehr als die Hälfte gesunken. 2001 rauchten noch knapp 28 Prozent der Zwölf- bis Siebzehnjährigen, 2012 nur noch 12 Prozent.  

12 Prozent, das ist der EU-Kommission noch zu viel. Nach ihren Zahlen sterben immer noch jährlich 700.000 Menschen in den EU-Mitgliedsstaaten an den Folgen des Rauchens. Die Behandlung von Krankheiten im Zusammenhang mit dem Rauchen verschlingt in der EU rund 25 Milliarden Euro – ebenfalls jährlich. Die Kommission hat deshalb Vorschläge gemacht, um vor allem Jugendliche davon abzuhalten, überhaupt mit dem Rauchen anzufangen. Das EU-Parlament hat gestern darüber abgestimmt – und die Pläne leicht entschärft. Im Vorfeld hatte die Tabakindustrie offenbar massive Lobby-Arbeit betrieben. Laut Guardian habe der Konzern Philipp Morris mehr als 160 neue „Berater“ eingestellt, die in mehr als 200 Treffen mit EU-Volksvertretern für ihre Sache geworben haben.  

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Wie viel bringen schärfere Regeln rund ums Rauchen?

Ursprünglich sollte großflächig gewarnt und viel verboten werden. Schockbilder auf Zigarettenschachteln kennt man schon aus anderen Ländern, es gibt die schwarzen Lungenflügel und ekelerregenden Raucherbeine auf den Kippenschachteln in Großbritannien, in manchen asiatischen Staaten, auch Australien hat sie vergangenes Jahr eingeführt – auch wenn umstritten ist, ob sie wirklich Menschen, insbesondere Jugendliche dazu bringen, weniger zu rauchen oder gar nicht erst damit anzufangen. Die EU-Parlamentarier haben jetzt beschlossen: schockierende Bilder und Warnhinweise ja, aber nicht so groß wie ursprünglich gefordert. Die Bilder müssen 65 Prozent der Schachtelvorder- und Rückseite bedecken, nicht 75 Prozent.  

Die EU-Kommission wollte es bei Warnungen nicht belassen. Sie schrieb auch Verbote in ihren Richtlinienkatalog: Slim- und Menthol-Zigaretten, die offenbar gerade junge Leute den Eintritt ins Raucherland erleichtern, sollten verbannt werden. Außerdem sollten nur noch Zusatzstoffe erlaubt sein, die auf einer Liste ausdrücklich aufgeführt werden. Die E-Zigarette, für manche eine Einstiegsdroge, für andere eher ein Hilfsmittel zum Aufhören, sollte nur noch im Tabakhandel verkauft werden dürfen.  

Auch hier hat das Parlament die Kommissions-Vorschläge aufgeweicht. Für das Verbot von Mentholzigaretten gilt eine mehrjährige Übergangsphase, andere Zusatzstoffe sollen in etwa drei Jahren verboten werden. Die Slim-Zigaretten bleiben.  

Was sagst du zu den Beschlüssen des EU-Parlaments? Bist du für derartige Warnhinweise und Verbote? Oder glaubst du, dass das ohnehin nichts bringt? Hast du Verständnis für die Betriebsräte der Zigarettenindustrie, die befürchten, dass schärfere Regeln Tausende Arbeitsplätze kosten werden? Oder findest du es sowieso scheinheilig, die Zigarettenindustrie mit fiesen Regeln zu geißeln, aber gleichzeitig so inkonsequent (oder versessen auf die Tabaksteuer) zu sein und nicht den Mumm zu haben, die Teerschleudern gleich zu verbieten?


Text: christian-helten - Foto: dpa

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